1. Startseite
Logo

„Warum soll ich mich aufregen?“

Mihai Schiopea von Behaelterexpress verteilt die Tonnen. Foto: Holm Wolschendorf
Mihai Schiopea von Behaelterexpress verteilt die Tonnen. Foto: Holm Wolschendorf
Bis Mitte Dezember erhält jeder Haushalt im Kreis neue Müllbehälter. Die Auslieferung ist in vollem Gange und logistisch nicht ganz einfach. Wir haben eine der Touren begleitet und festgestellt, dass es noch so manche Frage gibt.

Kreis Ludwigsburg. Auf der Ladefläche des Lkw stapeln sich die schwarzen Behälter bis unter die Decke. In einem kleinen Ort wie dem Vaihinger Stadtteil Gündelbach, dessen Einwohner an diesem Morgen neue Mülltonnen bekommen, sind Mihai Schiopea und seine Kollegen Catalin Cracama und Mihai Popia damit sechs bis acht Stunden beschäftigt. Acht solcher Teams sind derzeit jeden Tag im Kreis unterwegs. Mitte Dezember sollen alle Tonnen ausgeliefert sein.

Dass es Unmut über das neue Trennsystem und die Auslieferung der Tonnen gibt, bekommen die drei Rumänen direkt vor Ort mit. „Viele Leute fragen: Warum so früh? Wir können aber nicht alle am 31. Dezember abstellen, es sind so viele“, sagt Mihai Schiopea. Der Rumäne kommt seit sieben Jahren zum Arbeiten nach Deutschland. Bei ihnen werde der Müll nur selten getrennt: „Alles zusammen kommt auf einen großen Berg – und fertig.“ Wobei man in seiner Stadt Brasov inzwischen damit angefangen habe.

Für das Unternehmen Behaelterexpress, das sich auf Dienstleistungen rund um Müllbehälter spezialisiert hat, war er schon quer durch Deutschland unterwegs. Im Kreis arbeitet Behaelterexpress als Unterauftragsnehmer für Kurz und Prezero, wie Erik Roßbach von Kurz erklärt. Diese beiden Unternehmen kümmern sich wiederum im Auftrag der Dualen Systeme um das Einsammeln von Verpackungsabfällen.

„Warum soll ich mich aufregen?“, kann ein Anwohner das Aufheben um das Thema nicht verstehen. Für ihn ändere sich nicht viel, und dass es künftig einen Glaskorb gibt, sehe er positiv. „Was ist mit den Grünen Tonnen, gehen die wieder zurück?“, will eine Anwohnerin wissen, als sie ihre Gelbe Tonne an der Straße abholt. Ein Dritter wundert sich, dass der Deckel seiner neuen Tonne absteht. Laut Erik Roßbach kommt das vom Stapeln im Lkw. Bei Wärme, etwa in der Sonne, passe sich der Deckel aber an.

In jeder Tonne befinden sich eine Achse und zwei Räder, die das Team vor dem Abladen montiert. Auf einer Rolle gibt es für jede Tonne ein Etikett, das sie aufkleben und einscannen. So weiß man künftig genau, wo wie viele Behälter stehen, was laut Erik Roßbach bei den Rund-Tonnen bislang nicht der Fall war. Obwohl man sich an den unter einer Adresse gemeldeten Personen orientiere, sei den einen das Volumen zu viel, den anderen zu wenig. Als der Springerweg mit Gelben und Blauen Tonnen ausgestattet ist, geht es in die nächste Straße.

Dass es bei ihm bald weniger beschaulich zugeht, befürchtet Reinhard Denia. Er ist als Hausmeister für eine Anlage mit 55 Wohneinheiten in Ludwigsburg-Pflugfelden zuständig. Die Anlieferung steht dort erst noch bevor, wie er uns am Telefon erzählt. Gemeinsam mit dem Hausverwalter habe er sich bemüht, anstatt mehrerer Gelber 240-Liter-Tonnen gleich einen Container zu bekommen – vergeblich. „Wir können sie im Nachhinein umtauschen, was aus unserer Sicht ein Riesenschwachsinn ist“, so Denia. Auch die lange Zeit zwischen Anlieferung und Nutzung macht ihm Sorgen: „Ich weiß gar nicht, wo ich die Tonnen hinstellen soll, damit die Leute sie nicht schon befüllen.“ Grundsätzlich verstehe er den Sinn der Umstellung. Aber: „Dass die Leute vor Ort nicht eingebunden werden, verärgert.“

Das Auslieferteam in Gündelbach ist derweil in der Ortsmitte angekommen. Ein Mann findet es praktisch, dass er nun – wieder – eine Gelbe Tonne hat. Denn als Zugezogener habe er Rund zunächst gar nicht gekannt. Eine Frau von nebenan erfährt, dass sie ihre neue Tonne erst ab dem kommenden Jahr benutzen darf. Ob es ihr etwas ausmacht, dass man am Glas in der Blauen Box vor dem Haus künftig ihren Konsum ablesen kann? „Es bleibt einem ja nichts anderes übrig.“

Leseraufruf: Schildern Sie uns Ihre Erfahrungen

Der Wechsel der Wertstofftonnen bewegt die Bürger im Landkreis. Wir wollen wissen, wie Sie die Tauschaktion erleben. Schildern Sie uns Ihre Erlebnisse – ob positiv oder negativ. Schicken Sie uns Ihre Beobachtungen vor der Haustür gerne auch mit einem Foto an kreisredaktion@lkz.de. (red)