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„Wichtigster Einfluss ist das Leben“

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Hip-Hop hat nicht unbedingt den besten Ruf. Schlimme Finger wie Bushido oder Massiv haben dafür gesorgt, dass Außenstehende zunächst anGangster-Rap denken, wenn von Hip-Hop die Rede ist. Dabei gibt es viele Künstler, die die wahren Werte dieser gar nicht mehr so jungen Jugendkultur am Leben erhalten – das wurde auch am Freitagabend bei der „Doep Jam“ im Jugendzentrum deutlich.

Mowler ist ein wenig gestresst. „Stell die Stühle da hinten in die Ecke“, sagt er zu einem jungen Mann mit Baseballkappe, während schon wieder sein Mobiltelefon klingelt. „Das musst Du selbst finden. Schau auf den Flyer, Stuttgarter Straße 207“, erklärt er einem Freund am Handy, der den Weg ins Jugendzentrum sucht. Dort hat Mowler, der mit bürgerlichem Namen Timo Hermes heißt, gemeinsam mit Freunden die erste „Doep Jam“ organisiert. Etwa 100 Hip-Hop- Fans sind ins Jugendzentrum gekommen, um mit zahlreichen MCs und DJs aus der Region Stuttgart eine gute Zeit zu haben und wieder einmal den Hip-Hop zu feiern. Höhepunkt des Abends ist der Auftritt von Franky Kubrick, der bereits mit Rappern wie Afrob, Kool Savas oder Olli Banjo zusammengearbeitet hat. Mowler kann man mit Fug und Recht als Hip-Hop-Aktivisten bezeichnen. 2005 hat er das Ludwigsburger Label „Doep Recordz“ ins Leben gerufen, bei dem er und Künstler wie Aflex, Big A.Y.C., R8 Choiz, Corrupt und DJ Snap ihren Sprechgesang unters Volk bringen. Mowler ist 1997 zum Hip- Hop gekommen. „Ich habe noch die gute alte Zeit miterlebt“, sagt er. Damals waren Dynamite Deluxe, die Absoluten Beginner oder Freundeskreis angesagt, Gangster-Rap hierzulande ein unbekanntes Phänomen. „Das ganze Gangster- Ding ist zu groß geworden“, kritisiert Mowler und distanziert sich von Bushido und Konsorten. „Bei Doep Recordz geht es uns darum, eine positive Message zu verbreiten und den Leuten zu zeigen, dass man etwas auf die Beine stellen kann, auch wenn einem Steine in den Weg gelegt werden.“ So haben „Doep Recordz“-Künstler einen Song und ein Viedeo für das Gewaltpräventionsprojekt „Keep cool“ der Kinder- und Jugendhilfe der Karlshöhe Ludwigsburg aufgenommen, im vergangenen Sommer half man bei der Organisation des Hip-Hop- Open-Airs „Bleibt fair“ in Kornwestheim (wir berichteten). Auch bei Mowlers Gästen steht „Realness“ höher im Kurs als Gangster-Posen. „Wir rappen nicht über das Ghetto und so, wir sind Studenten“, stellt MC Sandmann von der Bietigheimer FKA-Crew klar. „Das wäre nicht authentisch. Wir erzählen einfach davon, was wir jeden Tag erleben.“ MC Scholzbatz, der ebenfalls bei der FKA-Crew rappt, stimmt zu. „Der wichtigste Einfluss ist das Leben selbst.“