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Wie Kinder gegen sexuelle Übergriffe gestärkt werden

Oft kommen Sexualstraftäter aus dem sozialen Umfeld der Opfer. Archivfoto: Julian Stratenschulte/dpa
Oft kommen Sexualstraftäter aus dem sozialen Umfeld der Opfer. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
„Wir haben jetzt ein Geheimnis“, sagt er – und das Kind traut sich nicht, darüber zu sprechen. Die Täter stammen meist aus dem sozialen Umfeld. Ihre Opfer sind hauptsächlich Mädchen zwischen sechs und 13 Jahren. „Schweigen brechen – Kinder stärken“ lautete das Motto einer Online-Präventionsveranstaltung.

Kreis Ludwigsburg. Karin Stark vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Ludwigsburg und Gabi Plan-Geiger von Pro Familia in Ludwigsburg erklärten praxisnah die Problematik von sexuellen Übergriffen an Kindern.

Die wenigsten Vorfälle kommen zur Anzeige, die Dunkelziffer ist laut Stark groß. Was sie vor allem als bedenklich erachtet: Bei mehr als der Hälfte der 415 Opfer von angezeigten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung im vergangenen Jahr handelte es sich um Kinder, Jugendliche und Heranwachsende. Die Taten reichen von obszönen Anrufen über das Zeigen von Pornografie bis hin zu sexuellen Handlungen an Kindern. Dabei sieht die jüngst beschlossene Reform des Sexualstrafrechts deutliche Verschärfungen zum Strafrahmen vor. Auch das Verbreiten, der Besitz und das Besitzverschaffen von Kinderpornografie ist jetzt kein Vergehen mehr, sondern gilt als mit Freiheitsstrafe geahndetes Verbrechen.

Karin Stark riet deshalb dringend, kinderpornografische Inhalte, die auf das Smartphone gesendet werden, sofort zu löschen und nicht weiterzuleiten. Jeder, der das tue, mache sich strafbar. „Das ist kein Spaß“, sagte sie vor dem Hintergrund, dass solche Bilder und Videos inzwischen massenhaft in den sozialen Netzwerken kursieren. Sie gab außerdem zu bedenken, dass solche Delikte der Strafverfolgungspflicht unterliegen.

Ist es schon eine sexuelle Handlung, wenn ein Kind auf den Schoß genommen wird? Laut Karin Stark ist das der Fall, wenn auch Dritte darin ein sexuelles Motiv sehen. „Es gibt verlässliche Anzeichen und vorhersehbare Muster“, sagte sie zum Verhalten der Täter.

Es handelt sich hauptsächlich um Männer, die laut Stark Macht erleben wollen. Als Opfer wählen sie bevorzugt Kinder aus, die unsicher und verletzlich sind und Defizite in Bezug auf Sicherheit, Zuwendung, Anerkennung, Liebe sowie Wärme haben.

Deshalb ist es laut Gabi Plan-Geiger wichtig, Kinder zu stärken. Wie gelingt das? Etwa mit spielerischen Inhalten zum Thema „Mein Körper gehört mir“. Ihre Tipps für Kinder und Eltern:

Seinen Gefühlen vertrauen und lernen, darüber zu reden!

Niemand darf das eigene Gefühl umdeuten!

Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen!

Niemand hat das Recht, ein Kind etwa zu einem Kuss zu zwingen!

Kinder im Familienalltag mitbestimmen lassen und ein „Nein“ des Kindes respektvoll behandeln!

Über schlechte Geheimnisse, die Angst machen, zu sprechen, das ist kein Petzen!

Jedes Kind hat ein Recht, sich Hilfe zu holen, wenn es um den eigenen Körper geht!

Kindern klarmachen, dass sie nicht schuld sind: Die Schuld liegt allein beim Täter!