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„Wir haben einen Auftrag: Impfen!“

Kurzer Piks in der Fußgängerzone. Die beiden Busse des Mobilen Impfzentrums machen es möglich. Fotos: Alfred Drossel
Kurzer Piks in der Fußgängerzone. Die beiden Busse des Mobilen Impfzentrums machen es möglich. Foto: Alfred Drossel
Großer Bahnhof für den Impfbus in Bietigheim-Bissingen. Unser Bild zeigt von links: Erster Landesbeamter Jürgen Vogt, Oberbürgermeister Jürgen Kessing, Landrat Dietmar Allgaier, ärztlicher Leiter Dr. Roland Kolepke und Kreisbrandmeister Andy Dorroch.
Großer Bahnhof für den Impfbus in Bietigheim-Bissingen. Unser Bild zeigt von links: Erster Landesbeamter Jürgen Vogt, Oberbürgermeister Jürgen Kessing, Landrat Dietmar Allgaier, ärztlicher Leiter Dr. Roland Kolepke und Kreisbrandmeister Andy Dorroch.
Wenn die Menschen nicht zum Impfstoff kommen, kommt der Impfstoff eben zu ihnen. So fahren zwei Busse der Kreisimpfzentren Ludwigsburg zwei Wochen lang 56 Standorte im Landkreis an, um die Impfungen gegen das Coronavirus weiter voranzutreiben. Am Montag ging es in Bietigheim-Bissingen, Sersheim und Sachsenheim los.

Bietigheim-Bissingen. David Lehmann aus Kleinsachsenheim war mit seinen 13 Jahren der Jüngste, der sich in dem schwarzen Bus, in dem in normalen Zeiten Künstler auf Tournee unterwegs sind, impfen ließ. Weil er noch minderjährig ist, kam er in Begleitung seiner Eltern Sermsuai und Wolfgang Lehmann in die Fußgängerzone von Bietigheim-Bissingen. Beide sind bereits geimpft und sehen es als wichtig an, auch ihren Sohn impfen zu lassen. Nur so, da sind sie sich einig, könne er vor einem schweren Krankheitsverlauf und Langzeitfolgen durch eine Covid-19-Erkrankung geschützt werden.

Eine bevorstehende Urlaubsreise nach Thailand gab für Brigitte Arz aus dem Stadtteil Metterzimmern den Ausschlag, sich die erste Dosis des Herstellers Biontech abzuholen. Bislang hat sie noch nicht mit dem Gedanken gespielt, sich impfen zu lassen. „Ich lebe gesund und bin gesund“, sagte die 41-Jährige. Auch wenn sie die Coronapandemie sehr ernst nehme, geht sie davon aus, dass ihr Körper auch so mit dem Virus fertig geworden wäre. Doch da sie viel Zeit mit der Familie verbringt und für eine Yoga-Auszeit nach Asien reisen möchte, entschied sie sich für eine Impfung. So kam sie bei ihrer Hausärztin erst mal auf eine Warteliste. „Und zack steht plötzlich der Impfbus da“, sagte Brigitte Arz. Sie fand es „toll, dass es hier eine Möglichkeit gibt, sich spontan impfen zu lassen“.

So erging es auch Katrin Berger aus Bietigheim-Bissingen. Die 48-Jährige hätte eigentlich an diesem Dienstag ihren zweiten Impftermin im Kreisimpfzentrum in Tübingen gehabt. „Als ich mitbekommen habe, dass man sich auch hier im Bus impfen lassen kann, bin ich kurzfristig vorbeigekommen“, erzählte sie. So kam sie zu ihrer zweiten Dosis Biontech und wollte auch noch ihren Ehemann informieren, damit dieser in Bissingen sein Glück versuchen konnte, wo der Impfbus am Nachmittag Station machte.

Personen, die ihre zweite Impfung haben möchten, werden zwar nicht abgewiesen, gehören aber nicht zur eigentlichen Zielgruppe der Aktion. „Wir wollen die Erstimpfungen haben“, sagte Andy Dorroch, Kreisbrandmeister und Hauptverantwortlicher der Kreisimpfzentren. Insbesondere bei Menschen bis 35 Jahren sei die Impfbereitschaft bislang noch nicht sehr ausgeprägt gewesen. Deshalb suchen die Impfbusse in den beiden Aktionswochen vor allem zentrale und gut frequentierte Orte wie Fußgängerzonen, Marktplätze und das Breuningerland auf, um dort so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Keine Frage, dass auch Oberbürgermeister Jürgen Kessing gleich Feuer und Flamme für die Aktion war und nichts dagegen hatte, dass das Mobile Impfzentrum einen ganzen Tag in der Stadt weilte. „Eine solche Prophylaxe ist mir lieber, als hinterher aufzuräumen“, sagte er.

Obwohl man sich in den Kreisimpfzentren mittlerweile ohne Termin impfen lassen kann, steht dort weitaus mehr Impfstoff zur Verfügung, als verabreicht werden kann. „Das wollen wir nutzen und den Impfstoff zu den Menschen bringen“, sagte Landrat Dietmar Allgaier. In den beiden Bussen werden Vakzine der Hersteller Biontech sowie Johnson & Johnson verimpft. Letzteres bietet vielen die Möglichkeit, zu jeder Zeit in den Urlaub fahren zu können, da bei ihm keine Zweitimpfung notwendig ist. Wer sich für Biontech entscheidet, bekommt gleich seinen zweiten Termin, den er im Kreisimpfzentrum wahrnehmen kann. Bis zum Mittag wollten in Bietigheim 20 Personen mit Biontech und acht mit Johnson & Johnso geimpft werden.

Insgesamt 120 Impfdosen können auf einmal in dem klimatisierten Bus gekühlt werden. Überschreitet die Nachfrage das Angebot, ist das kein Problem. Laut Andy Dorroch gibt es im Kreisimpfzentrum ein Logistikteam, das in wenigen Minuten Nachschub liefern kann. „Es wird niemand nach Hause geschickt“, verspricht Dorroch. Dr. Roland Kolepke, ärztlicher Leiter der Kreisimpfzentren, bezeichnete es als „wichtig, ein niederschwelliges Impfangebot zu haben“. Er hoffe darauf, dass es sich in der Bevölkerung herumspricht und deshalb viele Leute kommen. Schließlich gelte es, eine vierte Welle zu verhindern. Landrat Allgaier ergänzte: „Nach den Ferien werden die Infektionszahlen wieder steigen. Das darf am Ende nicht zu Lasten derer gehen, die bis dahin bereit waren, sich impfen zu lassen“, sagte er. Die Ausrede, es gebe keine Impftermine, ziehe jetzt nicht mehr. „Wir haben einen Auftrag, und der lautet: Impfen!“, sagte Andy Dorroch.

Finanziert werden die beide Impfbusse, die Gesamtkosten von 30000 Euro verursachen, aus dem Budget für den Betrieb der Impfzentren. Derzeit sind daraus laut Dorroch 65 Prozent abgeschöpft worden. „Diese Kosten sind sehr gering im Verhältnis zu einer Person, die wegen eine Covid-19-Erkrankung auf eine Intensivstation verlegt werden muss“, sagte er. Das Personal in den Bussen – jeder Bus ist mit zwei Ärzten, zwei medizinischen Fachangestellten und zwei Schreibkräften bestückt – wird aus den Kreisimpfzentren abgezogen. Dort werden derzeit täglich 700 Personen geimpft, die Hälfte der möglichen Kapazität.

Info: Die Tourdaten der beiden Impfbusse gibt es täglich in unserer Zeitung sowie im Internet unter www.kizlb.de.