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„Wir Lehrer müssen zu Teamplayern werden“

Das „Tablet-Team“ der Robert-Franck-Schule: Katharina Hahn (links) und Monika Schaumann schulen ihre Kollegen im digitalen Unterrichten. Foto: privat
Das „Tablet-Team“ der Robert-Franck-Schule: Katharina Hahn (links) und Monika Schaumann schulen ihre Kollegen im digitalen Unterrichten. Foto: privat
Wie kann Unterrichten am Tablet gelingen? Monika Schaumann und Katharina Hahn haben für ihre Kollegen an der Robert-Franck-Schule Fortbildungen zum Thema digitaler Unterricht angeboten.

Ludwigsburg. Im März war plötzlich alles anders: Deutschland befand sich im Shutdown und Lehrer und Schüler mussten über das Internet miteinander Kontakt halten. „Das Distanzlernen war eine neue Hürde für alle“, so Monika Schaumann. Denn Schule funktioniere nur, wenn auch die Beziehungsebene stimme. Und die sei eben schwer, wenn man sich nicht sehe.

Die Lehrerin an der Robert-Franck-Schule (RFS) kennt sich aus, was Unterrichten an Tablets angeht. Schließlich ist sie mit ihrer Kollegin Katharina Hahn das „Tablet-Team“ des Wirtschaftsgymnasiums. Vor vier Jahren wurde an der RFS ein Projekt gestartet mit einer Tabletklasse im Bereich Büro-Management. Und dieses Projekt ist erfolgreich.

Als es im März also hieß, dass von jetzt auf gleich online unterrichtet werden sollte, hatten die beiden Lehrerinnen schon Erfahrungen. Für die Kommunikation entschied sich die Schule für die Plattform Teams von Microsoft. Außerdem gibt es eine schuleigene Cloud, über die Dokumente ausgetauscht werden können. „Die Cloud wurde im März ohne Testbetrieb bereitgestellt“, so Katharina Hahn. Weder Lehrer noch Schüler hatten zuvor mit der Cloud gearbeitet.

Weil der Wunsch aus dem Kollegium kam, haben Schaumann und Hahn Online-Fortbildungen angeboten, an denen Lehrer, Referendare und Schulsozialarbeiter der RFS freiwillig teilnehmen konnten. Zwei Nachmittage gab es Kurse für Anfänger, zwei Module waren für Fortgeschrittene. Es ging zum Beispiel um Regeln beim digitalen Unterricht und um das professionelle Auftreten der Lehrkraft aus dem Büro zu Hause. Aber auch um Pädagogik. „Die Kollegen brauchten nicht unbedingt Tipps, wie man Teams startet. Sondern eher, wie man darüber Unterricht macht“, so Hahn.

Es sollte mehr Fortbildungen für Lehrer geben, gerade was das digitale Unterrichten angeht, sagt Schaumann. „Wir gießen gerade alten Wein in neue Schläuche.“ Manche Lehrer würden ihren Präsenzunterricht eins zu eins auf den Online-Unterricht übertragen und den Schülern „Hunderte Dokumente in die Cloud stellen“. Das sei nicht mehr zeitgemäß und vor allem beim Online-Unterricht nicht machbar. „Nicht mehr büffeln, sondern erforschen“ sollte das Motto sein, sagen die Lehrerinnen. „Wir werden in den nächsten 30 Jahren von den Maschinen überholt“, so Schaumann. Deshalb sei es nun wichtig, den Schülern das beizubringen, was Maschinen nicht können: Kreativität, sensitiv und ein Teamplayer zu sein.

Für den Online-Unterricht gebe es viele Tools und Ideen im Internet. Doch wer diese nicht kenne, dem helfen sie nicht. Das „Tablet-Team“ der RFS hat schon vor Corona Sprechstunden für die Kollegen angeboten. Inzwischen entwickle es sich weiter – vom technischen Support eher hin zu Fragen zum digitalen Unterricht. „Wir überlegen uns gern gemeinsam mit einem Kollegen, wie man ein Thema digital umsetzen kann“, erklärt Schaumann. Eines sei bei der neuen Art zu unterrichten besonders wichtig: „Lehrer müssen zu Teamplayern werden.“ Die seien unter den Lehrern jedoch rar, so Hahn. Man müsse sich gegenseitig unterstützen, indem man Material und Ideen austauscht und sich bei der Unterrichtsvorbereitung gemeinsam Gedanken macht.

Inzwischen hat sich wohl schon rumgesprochen, dass Schaumann und Hahn Fortbildungen zu einem Thema machen, zu dem es bisher kaum Hilfestellung von öffentlicher Seite gibt. Auch ein allgemeinbildendes Gymnasium habe bereits angefragt, ob die beiden an der Schule ebenfalls die Lehrer schulen könnten. „Da kennen wir uns gar nicht so gut aus“, sagen die beiden. Aber versuchen wollen sie es trotzdem.