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Zwei weitere Kommunen wollen beim Gewerbegebiet dabei sein

Blick auf das Schwieberdinger Gewerbegebiet: In Nachbarschaft zu Bosch wollen mehrere Kommunen auf rund 25 Hektar zusätzliche Flächen erschließen. Archivfoto: Andreas Becker
Blick auf das Schwieberdinger Gewerbegebiet: In Nachbarschaft zu Bosch wollen mehrere Kommunen auf rund 25 Hektar zusätzliche Flächen erschließen. Foto: Andreas Becker
Die Pläne für das interkommunale Gewerbegebiet neben Bosch in Schwieberdingen kommen offenbar voran. Zwei weitere Kommunen stehen vor konkreten Schritten, um dem dortigen Zweckverband beizutreten. Fest steht schon, wer den besten Schnitt machen wird: Schwieberdingen.

Schwieberdingen. Die einst so reiche Boschgemeinde Schwieberdingen ist abgerutscht: ins Mittelfeld der Steuerkraftliga im Kreis Ludwigsburg. Das hat jetzt der CDU-Fraktionschef Dieter Rommel konstatiert. „Bemerkenswert ist zudem, dass wir Finanzmittel aus mangelnder Steuerkraft erhalten“, so Rommel jüngst in seiner Haushaltsrede. „Das erwartet man bei uns nicht bei einem so großen Standort einer namhaften Firma.“ Bekanntlich betreibt Bosch in Schwieberdingen sein Forschungs- und Entwicklungszentrum mit rund 6500 Mitarbeitern.

Dass in Zukunft weitere potente Unternehmen den Weg nach Schwieberdingen finden, daran arbeitet Bürgermeister Nico Lauxmann – auch weil ihn wiederholt ein defizitärer Haushalt drückt. Seit Langem schon hat der Sportwagenbauer Porsche ein Auge auf einen Teil der rund 25 Hektar großen Fläche neben Bosch und der Schnellfahrtrasse der Bahn geworfen, die der Stuttgarter Regionalverband als Gewerbeschwerpunkt ausweist. Die Bedingung für die Umsetzung: Der Gewerbepark muss interkommunal betrieben werden.

Mit seinen Nachbarn Markgröningen und Hemmingen hat Schwieberdingen einen Zweckverband gegründet, der das Projekt managt – und dem sich weitere Mitglieder anschließen könnten. Nach Informationen unserer Zeitung stehen in einer Kommune, die namentlich noch nicht in Erscheinung treten will, in der nächsten Woche in nicht öffentlicher Sitzung Beratungen über einen Beitritt zum Zweckverband auf der Tagesordnung.

Darüber hinaus ist zu hören, dass ein weiterer Interessent in Schwieberdingen angeklopft haben soll. Offen ist, ob es sich dabei um Korntal-Münchingen handelt, schließlich musste die Verwaltung am Donnerstag bekanntgeben, dass für ihren bei Müllerheim geplanten regionalen Gewerbeschwerpunkt „aktuelle, unerwartete Entwicklungen bei den zentralen Rahmenbedingungen einen Stopp erzwingen“. Dabei hatte man große Hoffnungen in das Projekt gesetzt, das helfen soll, die Haushaltslöcher zu stopfen und kommunale Aufgaben weiter zu finanzieren.

Wie die zu erwartenden Einnahmen aus dem Schwieberdinger Gewerbepark einmal unter den kommunalen Partner aufgeteilt werden, steht in groben Zügen fest. Das Ergebnis scheint Schwieberdingen nicht zum Nachteil zu gereichen: Demnach steckt die Gemeinde nicht nur 51 Prozent aus den Gewerbesteuereinnahmen ein, sondern auch noch die komplette Grundsteuer. Das hat einer, der mit am Verhandlungstisch saß, unserer Zeitung bestätigt. Schließlich bringt Schwieberdingen für die Umsetzung auch die Flächen ein.

Würde neben Markgröningen und Hemmingen eine weitere Kommune einsteigen, entfiele auf dieses Trio nur jeweils 16 Prozent. Bei einem vierten Beitritt wäre es noch weniger. Der Insider: „Wir haben bei dem Vorhaben keinen richtigen Einfluss.“

Unter anderem deshalb hatte die Gemeinde Möglingen ihre Mitgliedschaft beim interkommunalen Gewerbegebiet kurz vor Weihnachten einstimmig beendet. Sie ist nicht nur nicht bereit, Ausgleichsflächen für den Eingriff in die Landschaft bereitzustellen, sondern befürchtet auch, keinen guten Schnitt zu machen. „Im schlimmsten Fall wird das Gewerbegebiet nicht verwirklicht“, so der Freie Wähler Werner Brosi damals, „dann gilt für uns: außer Spesen nichts gewesen.“ Auch der Möglinger CDU gefiel das Verhandlungsergebnis zugunsten der Schwieberdinger Seite nicht. „Wir sehen uns nicht als gleichwertigen Partner gewürdigt“, sagte die Fraktionschefin Claudia Häcker.

Unterdessen sind der Schwieberdinger Bürgermeister Nico Lauxmann und sein Rathaus weiter dabei, die benötigten Ackerflächen für das Gewerbegebiet zwischen Bosch und der Schnellfahrtrasse den rund 100 Eigentümern abzukaufen. In einigen Wochen will der Schultes die Ergebnisse mitteilen.

Doch das ist nur ein Teil. „Jetzt beginnen die schwierigen Detailfragen“, heißt es von der Hemminger CDU mit Verweis nicht nur auf die Finanzierung und Verteilung, sondern inhaltliche Fragen, wie die immer wieder auftauchende Debatte um die Art der Ansiedlung. „Wir wollen alles, nur keine Logistiker“, sei der Tenor, und: „Am liebsten wäre die Umsiedlung von Biontech“, so Wilfried Gentner ironisch. Doch man müsse realistisch sein, wo produziert wird, würden auch Logistiker benötigt.

Im Schwieberdinger Gemeinderat macht sich derweil verhaltener Optimismus breit. „Bei der Realisierung kommen wir in kleinen Schritten voran“, sagte der SPD-Fraktionschef Lutz Enzensperger in seiner Haushaltsrede. Die FDP hat eine hohe Nachfrage in der Industrie nach Produktionsflächen ausgemacht, außerdem treibe die Inflation nicht nur die Marktpreise in der Region nach oben, sondern schaffe auch hohes Interesse der Landespolitik und der Wirtschaft am Standort Schwieberdingen. Fraktionschef Markus Josenhans: „Das Gewerbegebiet bietet eine Perspektive, uns mittelfristig deutlich breiter in der Einnahmenstruktur aufzustellen.“