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Bürgertheater
Bürgertheater mit einer Inszenierung zum Mitmachen

Bettina Gonsiorek (von links), Axel Brauch und Gesine Mahr gestalten das neue Bürgertheaterprojekt „L’Utopia“. Fotos: Bürgertheater
Bettina Gonsiorek (von links), Axel Brauch und Gesine Mahr gestalten das neue Bürgertheaterprojekt „L’Utopia“.
Fragen wie diese erforschen die Utopien in den Stadtteilen.
Fragen wie diese erforschen die Utopien in den Stadtteilen.
Unter neuer Leitung widmet sich das Bürgertheater dem Thema Utopien und geht auf Forschungsreise in die Stadtteile. Es wurden erste Online-Workshops für Eglosheim, Neckarweihingen und die Oststadt im Mai und Juni angekündigt.

Ludwigsburg. „Wie können wir gemeinsam in die Zukunft denken?“, so lautete die Fragestellung, als es nach „Troja Macht Krieg“ 2019 an die Themenfindung für das nächste Vorhaben des Bürgertheaters ging, sagt Regisseur Axel Brauch bei der Pressevorstellung des neuen, nun angelaufenen Bürgertheater-Projekts „L’Utopia“. Da war die Pandemie noch ein entferntes, lediglich von einer Handvoll Experten für wahrscheinlich gehaltenes Szenario. Welchen Aktualitätsschub der Gedanke an ein besseres Morgen bereits in Kürze erhalten sollte, sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar gewesen. Vielmehr habe man sich von der Überzeugung leiten lassen, dass „Kunst und Kultur eine ganz große Kraft haben, Utopien zu entwickeln, neue Lebensentwürfe ausprobieren und durchdenken zu können.“

Neues Projekt unter neuer Leitung

Seit seiner Gründung im Jahr 1988 hat sich das Bürgertheater unter der künstlerischen Leitung des Regisseurs Rainer Kittel zu einer Institution des Ludwigsburger Kulturlebens entwickelt, das meist im zweijährigen Turnus mit großen, spartenübergreifenden Inszenierungen an die Öffentlichkeit tritt. Als Kittel sich Ende 2020 in den Ruhestand verabschiedete, legte er die Leitung in die Hände eines neuen Führungsteams, das allerdings für Kontinuität steht: Bereits „Troja Macht Krieg“ und „Urban Prayers“ (2017) entstanden unter Brauchs Regie, Bühnen- und Kostümbildnerin Gesine Mahr. Sie ist seit 2003 mit dem Bürgertheater verbunden. Bettina Gonsiorek, die Geschäftsführerin der Tanz- und Theaterwerkstatt, fungiert ebenfalls seit vielen Jahren als Produktionsleiterin des außergewöhnlichen Theaterprojekts.

Zwei Merkmale, die bereits in der Ära Kittel die Inszenierungen des Bürgertheaters prägten, treten in „L’Utopia“ verstärkt zutage. Der Tendenz, Theater außerhalb institutionalisierter Räume zu etablieren, trägt das Projekt Rechnung, indem es sich bewusst den Stadtteilen Ludwigsburgs zuwendet. Dem partizipativen Charakter dadurch, dass die Bewohner unmittelbar in die Entwicklung einbezogen werden. Ziel sei es, die „Stadtteile in ihrer Diversität abzubilden“, erklärt Regisseur Brauch.

Touren durch die Stadtteile

Den ersten Schritt der „Forschungsreise“ unternehme man nun in Eglosheim, Neckarweihingen und der Oststadt. Weitere Stadtteile sollen folgen, insgesamt ist das Projekt auf eine Laufzeit von drei Jahren angelegt. Pandemisch bedingt müsse man derzeit noch viel in den digitalen Raum verlagern, aber das Leitungsteam gibt sich zuversichtlich, dass einiges auch „in die Realität übersetzt“ werden könne so Brauch. Mittels digitaler Cafés wurden bereits in den vergangenen Monaten erste Kontakte geknüpft, bei denen sich auch die Stadtteilbeauftragten als wichtige Multiplikatoren erwiesen. Vieraugenspaziergänge mit Stadtteilbewohnern ergaben erste Einblicke in deren Lebenswelt, aber auch ihren utopischen Gedanken.

Diese Interviews und andere Rechercheergebnisse sollen nun in die Entwicklung von poetisch angereicherten Stadtspaziergängen mit der App Actionbound einfließen, die es erlaubt, multimediale und vielstimmige Erlebnistouren zusammenzustellen – „neue Wege durch alte Stadtteile“, so Brauch. Parallel dazu erfolgt die Programmierung einer Webseite zum Projekt, die neben allgemeinen Informationen, Terminen und Bildergalerien auch interaktive Funktionen übernehmen wird. Dort werden auch die Ergebnisse der Online-Workshops einfließen, die für Mai und Juni zu den Themen Fotografie, Musik und kreatives Schreiben geplant sind. Für Jugendliche wird ein Instagram-Workshop angeboten, „Meine Welt mit Deinen Augen sehen“ lädt zum Rollentausch und Perspektivwechsel ein. Weitere Workshops zu Tanz und Urban Gardening sollen folgen. Für den Sommer hoffe man auf die Möglichkeit, mit Pop-up-Cafés Aktionswochen vor Ort zu gestalten, die dann auch performative Elemente einschließen können. Derzeit freue man sich über Anmeldungen aus Eglosheim, Neckarweihingen und der Oststadt, auch Interviewpartner aus den drei Stadtteilen seien nach wie vor herzlich willkommen.

Info: Weitere Informationen gibt es unter: www.tanzundtheaterwerkstatt.de.