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Bunker
Bunker in Unterriexingen sollen der Öffentlichkeit zugänglich werden

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Zwei Männer aus dem Landkreis kämpfen seit Jahren darum, einen alten Bunker in Unterriexingen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – jetzt sind sie fast am Ziel.

Markgröningen. Lange gehörte der Bunker unter dem Unterriexinger Hohberg zu den vergessenen Plätzen der Geschichte. An den Wänden sind noch Liebesschwüre und andere Botschaften halbstarker Jugendlicher zu lesen, die die unterirdische Anlage als Tummelplatz für sich entdeckt hatten. Ihre Kritzeleien stammen aus den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Doch mittlerweile sieht es so aus, als könnte der Hohberger Bunker aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden.

Zu verdanken wäre das zwei Männern der Arbeitsgruppe Bunker 302, die bereits die gleichnamige Anlage im Bietigheimer Forst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben: Dem gelernten Schornsteinfegermeister Roland Essig, der aus Roßwag stammt und in Illingen lebt, sowie dem Erligheimer Bauunternehmer Heinz Schütt. „Für Fußball war ich nicht talentiert genug“, sagt Essig, 61. „Briefmarken zu sammeln, hat mir keinen Spaß gemacht.“ Also schickte er sich an, Befestigungsanlagen zu erforschen und freizulegen. Essig muss dafür nicht weit fahren. Praktisch vor seiner Haustür verläuft von Enzweihingen bis Eberbach im Odenwald die frühere Neckar-Enz-Stellung mit fast 450 Bunkern. Das Ziel: Im Dritten Reich die Angriffe französischer Truppen aufzuhalten.

In Unterriexingen sperrt der Illinger Essig nun eine Stahltür in die einst geheime Unterwelt auf und steigt über Stufen hinab in die Vergangenheit. An seinen Füßen trägt er schweres Schuhwerk. Vorher ist Essig durch matschiges Gelände und Laub gewandert. Das Klima in gut zehn Metern Tiefe ist feucht und kühl, bei Regen dringt Wasser in das Bauwerk ein.

Der Bunkerforscher führt jetzt durch ein Sammelsurium an Räumen, Treppen und Gängen. Wandbeschriftungen weisen den Weg zu den früheren Kampfräumen und dem Platz des Artilleriebeobachters. „Die Beschriftungen sind überwiegend gut erhalten“, sagt Essig. Dann deutet er auf rostige Halterungen in der Wand, an denen in den 30er und 40er Jahren die Klappbetten der Soldaten befestigt waren. An den Wänden sind Reste von aufgewalzten Tapetenmustern zu sehen. Sie zeigen Pflanzen und Blüten in roter Farbe. Etwa 55 Soldaten fanden in der unterirdischen Anlage Platz, schätzt der Experte. Auch der Rahmen einer weiteren Stahltür und Schießscharten für Gewehre sind noch da.

Seit sechs Jahren wollen Essig und Schütz, der weit über 80 Jahre alt ist, den Unterriexinger Bunker für Neugierige zugänglich machen. Dazu gehören auch Peter Zibold und sein Bürgerforum Unterriexingen. Den Bunker subsumiert er unter „erhaltenswertes Kulturdenkmal“, das zu Unterriexingen gehöre wie die Frauenkirche oder die KZ-Gedenkstätte. „Wir würden gerne Besucher und Einheimische durch die Anlage führen“, sagt Zibold. Das könnte ab dem kommenden September passieren, wenn im ganzen Land der Tag des Denkmals begangen wird. „Wir haben jetzt alle Genehmigungen beisammen“, sagt Roland Essig.

Zuletzt hat er dafür gesorgt, dass noch eine Wendeltreppe in die Anlage integriert wird, die als Notausgang fungiert. Essig und Schütt haben den Bunker, der im Landschaftsschutzgebiet liegt, von der Stadt Markgröningen gepachtet. Darüber hinaus hat hier das Landratsamt seine Finger mit im Spiel. „Manchmal lief die Bearbeitung unserer Unterlagen ein wenig schleppend“, sagt der Bunkerexperte im Rückblick.

Aktuell muss Essig noch Auflagen erfüllen, bis er das Bauwerk an einer Handvoll Tage im Jahr öffnen kann. Dazu gehört, Nistkästen für Fledermäuse aufzuhängen. Die Erbauer hatten in den 30er Jahren einmal den Plan, erzählt der Fachmann, den Bunker auf dem Hohberg zu tarnen. Als Wengert.