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Dreharbeiten
Das Walheimer Römerhaus wird zum Filmstudio

Kamera läuft: Beim interkommunalen Filmprojekt wird auch in Walheim gedreht. Foto: Alfred Drossel
Kamera läuft: Beim interkommunalen Filmprojekt wird auch in Walheim gedreht. Foto: Alfred Drossel
Wenn die jahrtausendealten Mauern des Römerhauses in Walheim reden könnten, hätten sie bestimmt vieles zu erzählen – vor allem nach diesem Wochenende. Denn ein Filmteam aus München machte nun das altehrwürdige Gemäuer zum Drehort.

Walheim. „Das ist eigentlich unser Römerkeller, jetzt ist er zum Handelskontor umgebaut“, zeigt Ursula Oswald, die Vorsitzende des Fördervereins des Museums, in ein mit großen Tüchern von oben abgehängtes Gewölbe hinunter, das mit Möbeln ausgestattet wurde. Der Großhändler Vepanus empfange dort den Handelsreisenden Severus, umreißt Oswald die Handlung der Szene, die gleich abgedreht werden soll.

Fiktive Geschichte rund um Severus

Dabei bildet die fiktive Geschichte um Severus, der von Ort zu Ort reist, um seine Waren anzubieten, den Rahmen für ein gemeinschaftliches Filmprojekt, dessen Schauplätze neben dem Römerhaus auch das Heimatmuseum Mühlacker, der Römerkeller Oberriexingen, das Stadtmuseum Sachsenheim und das Hornmoldhaus Bietigheim-Bissingen sind. Um das Thema Römer an der Enz besser in der Öffentlichkeit platzieren zu können, habe man das Projekt zusammen ins Leben gerufen und dafür aus den Corona-Fördertöpfen der Landesregierung 9000 Euro erhalten, sagt Oswald. Die Initiatorinnen seien Catharina Raible vom Hornmoldhaus und Martina Terp-Schunter vom Mühlacker Heimatmuseum. Völlig aus der Luft gegriffen sei die Handlung dabei nicht. Einen Mann namens Vepanus habe zu Zeiten der Antike tatsächlich in der Gegend gelebt. Das könne man anhand eines von ihm gestifteten Weihestein belegen. Und man könne davon ausgehen, dass es jemanden gegeben habe, der direkt vom Kaiser eingesetzt war, um den Handel zu beaufsichtigen.

Der Jüngste im Ensemble ist elf Jahre alt

Zwei Kameramänner leuchten die Szenerie aus. „Das ist ein echt schöner Drehort, so etwas habe ich noch nicht gehabt“, sagt Katarina Sintschenko, „da hat man fast Angst, etwas anzufassen und hier Karacho und Lärm zu machen.“ Sie hat die Aufnahmeleitung inne, während sich ihre Kollegen Marcus Zimmermann und Simon Hermann um alles Technische kümmern. Über Zimmermanns Vater ist der Kontakt zwischen den Filmleuten aus München und den Museen zustande gekommen. „Er ist unser Zenturio“, berichtet Kai Nehmann von der Römergruppe Legio VIII Augusta, einer seit mehr als 30 Jahren bestehenden Interessensgemeinschaft. Nehmann spielt beim Dreh in Walheim einen der Soldaten und kennt wiederum die Projektinitiatorin Catharina Raible. Weitere Darsteller sind Matthias Zeh vom Theaterle Walheim, die Fördervereinsmitglieder Sonja Bezner und Stephan Goos sowie Maximilian Schumacher von der Römergruppe Numerus Brittonum. Der Jüngste im von Ursula Oswald gecasteten Ensemble ist Luis, ihr Enkel.

Unbeheizter Drehort

„Oma, soll ich Salve oder Hallo sagen?“, fragt der Zehnjährige Ursula Oswald, während diese ihn nach einer ersten Stellprobe schnell wieder in eine große Decke hüllt. Es ist kalt im unbeheizten Museum. Daher wird Luis noch mit Pulswärmern ausgestattet – zusätzlich zu den ebenso wenig authentischen Wollsocken und der Sportleggins, die er bereits unter seinem römischen Kostüm trägt. Die Gesundheit des Enkels geht vor. „Die Darsteller müssen ganz schön etwas aushalten“, meint auch Regisseurin Sintschenko. Zumal an diesem eisigen Apriltag auch schon draußen auf der Walheimer Neckarwiese gedreht wurde, während Schneeflocken vom Himmel wirbelten. „Wir sind an die Drehtage gebunden“, sagt Oswald über den straffen Zeitplan des Projekts. Sechs Drehtage sind dafür angesetzt. Dann muss es im Kasten sein. Bis August solle der Film fertig geschnitten sein und dann auf den Homepages der Museen angesehen werden können, kündigt sie an.