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Landgericht kommt in den Fällen aus dem Landkreis Ludwigsburg nicht weiter
Drogenprozesse: Kein Ende in Sicht

In den drei Verfahren geht es um riesige Mengen von Drogen. Foto: Christian Charisius/dpa
In den drei Verfahren geht es um riesige Mengen von Drogen. Foto: Christian Charisius/dpa
Mit insgesamt drei Mammut- Rauschgift-Prozessen befassen sich seit Mitte letzten Jahres verschiedene Große Strafkammern am Stuttgarter Landgericht.

Kreis Ludwigsburg. Auffallend ist, dass bei allen diesen drei Verfahren gegen insgesamt zwölf Angeklagte und einem Drogenmengen-Vorwurf von weit über drei Tonnen der Landkreis Ludwigsburg als Zentrum der Taten gilt. Auffallend auch, dass die Richter nach nunmehr fünfmonatiger Verhandlung noch immer auf der Stelle treten.

Es ist immer dasselbe: Nach der Anklageverlesung werden die Beschuldigten gefragt, ob und welche Angaben sie zu ihrer Verteidigung machen werden. Die Antwort kommt jeweils von den Verteidigern: „Mein Mandant macht keine Angaben“. Schweigende Angeklagte, genervte Staatsanwälte und Richter, Es sind Prozesse, die teilweise jahrelang dauern. Mit diesem Zustand ist derzeit auch die 18. Große Strafkammer konfrontiert; Fünf Männer zwischen 33 und 40 Jahren, deutsch- und türkisch-stämmig, bis zur Festnahme wohnhaft in Ludwigsburg, in Ditzingen und in Möglingen. Hier geht es um die sogenannte „Transporter-Serie“ (Anklage) – riesige Mengen von Drogen mittels Sprinter-Fahrzeuge, in zwei Fällen auch per Sattelschlepper, sollen in Spanien für hunderttausende Euro eingekauft und im Landkreis an Unterhändler verteilt worden sein.

Soweit die Ermittlungen der Polizei und der Strafverfolger. Nicht nur dieser Prozess gegen die vier Männer, auch ein weiteres Verfahren gegen sechs Angeklagte, aus Bietigheim-Bissingen, Benningen und Stuttgart, beschäftigt seit August letzten Jahres das Gericht. 26 Einzelfälle hat hier der Staatsanwalt vorgetragen, Rauschgift im Verkaufswert von 500 Millionen Euro, mit in die Vorwürfe involviert, ein Transportunternehmer aus Bönnigheim, dessen Lkw für die Einfuhr der Drogen benutzt worden sei. In Einzelfällen bis zu 100 Kilo. Auch hier schweigende Angeklagte. Und auch in diesem Fall das Zentrum der Landkreis Ludwigsburg – und Stuttgart Zuffenhausen. Das Stuttgarter Landgericht wollte den Fall bereits Ende letzten Jahres mit den Urteilen abschließen, nachdem die Richter den Beschuldigten Strafobergrenzen unter zehn Jahres offeriert hatten – gegen Geständnisse. Dieser „Deal“ ist geplatzt. Keine Geständnisse, weitere 15 Verhandlungstermine – bis zum 28. Juni dieses Jahres - sind neu angesetzt worden.

Dann Fall Nummer drei: Am 3. Januar begann die 18. Strafkammer die Verhandlung gegen einen 30-Jährigen aus Ditzingen und drei weitere mutmaßliche Drogen-Komplizen aus dem Kreisgebiet. Die Anklage: 85 Kilo, 35 Kilo, 50 Kilo, 30 Kilo und weitere 30 Kilo, und so weiter – Marihuana und Kokain, eingeführt aus Barcelona.

Dort muss eine Art europaweiter Rauschgift-Großhandel existieren, denn in allen Prozessen werden von dort die Drogen eingekauft und nach Deutschland transportiert. Der 30-Jährige soll als Organisator der Drogen-Beschaffungen und vor allem der Finanzen verantwortlich sein, heißt es in der Anklage. Er und seine Mitbeschuldigten schweigen. Verhandlungsdauer: mehrere Monate.

Warum so plötzlich das Stuttgarter Landgericht mit diesen Rauschgift-Prozessen überhäuft wird, liegt am Erfolg der französischen Polizei. Diese haben in enger technischer Kooperation mit Europol und dem deutschen Bundeskriminalamt (BKA) vor zwei Jahren das nahezu Unmögliche geschafft: Die Entschlüsselung des Messenger-Dienst EncroChat, der fast ausschließlich von Kriminellen benutzt wird.

Durch das Knacken dieses Text-Dienstes konnte endlich die Drogenfahndung europaweit mitlesen, was die Dealer für Geschäfte anbahnen und abwickeln. EncroChat ist inzwischen behördlich abgeschaltet, doch an die 85 Verdächtige sind damals innerhalb weniger Tage festgenommen worden.