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Scala
Ein Fest für die Fans der Beatmusik

Beat im Doppelpack: The Lords (links) feiern ihren Abschied von der Bühne, in Ludwigsburg ist Rolf Iseler (rechts) mit The Beat-Union dabei. Fotos: Tobias Prümm, Benjamin Stollenberg
Beat im Doppelpack: The Lords (links) feiern ihren Abschied von der Bühne, in Ludwigsburg ist Rolf Iseler (rechts) mit The Beat-Union dabei. Foto: Tobias Prümm, Benjamin Stollenberg
2017: Zum 70. feiert Ise natürlich im Scala, natürlich mit vielen Freunden, und natürlich standesgemäß mit The-Beat-Union und dem Bass in der Hand. Archivfoto: Stollenberg
2017: Zum 70. feiert Ise natürlich im Scala, natürlich mit vielen Freunden, und natürlich standesgemäß mit The-Beat-Union und dem Bass in der Hand. Foto: Stollenberg
Rund 650 Besucher feiern das Doppelkonzert mit The Lords und The Beat-Union – Hoffnung auf Jamsession erfüllt sich nicht

Ludwigsburg. Seit April 2019 sind The Lords kreuz und quer durch die Republik auf Abschiedstournee, am Freitagabend machte die deutsche Beat-Legende im Ludwigsburger Scala Station. „Farewell Tour – 60 Years On Stage“ prangt in weißen Lettern über der Bühne. Damit ist die 1957 in Berlin als Skiffle Lords gegründete Rockband eine der dienstältesten dieses Genres, in Deutschland, in Europa, vielleicht sogar weltweit.

Darauf sind sie schon ein bisschen stolz, auch wenn mit Klaus-Peter Lietz, genannt „Lord Leo“, lediglich noch ein Gründungsmitglied mit an Bord ist. „Hallo Ludwigsburg! Nee, Ludwigshafen! Nee, Ludwigsburg!“ scherzt Lietz routiniert, nachdem sie ihr Set mit „If You Ain’t Got Love“ eröffnet haben. Die Stimmung im gut gefüllten Saal – rund 650 überwiegend betagte Beatfans haben sich eingefunden – ist zu diesem Zeitpunkt bereits die eines vorgerückten Abends, hat man sich mit The Beat-Union als Special Guest doch eine Formation eingeladen, die in Ludwigsburg Kultstatus besitzt. Als sich die Old Shatters 1999 auflösten, war das für Rolf Iseler, der bereits bei den legendären Shatters am Bass Melodie und Rhythmus verknüpft hat, sowie seine Mitstreiter Manfred Bode (Keyboards, Gesang) und den Leadsänger Jörg Fröscher der Anlass, The Beat-Union ins Leben zu rufen. Gemeinsam mit Volker Dörfler und Karl-Heinz Großhans (beide: Gitarre und Gesang) sowie Ulli Stotz (Schlagzeug) halten sie seitdem die Fahne der Beatmusik im Landkreis hoch.

So versammelte sich bereits am früheren Abend ein dichtgedrängter Pulk vor der Bühne und feierte seine Lokalmatadore für Coverversionen von Hits wie „Let’s spend the night together“, „Get back“, „Venus“ oder „Rockin‘ all over the world“. Kompetent auch ihre Interpretation von Creedence Clearwater Revivals „Proud Mary“. Lautstark der Publikumschor in „Mighty Queen“. Zu „Rock Around the Clock“ war vereinzelt auch Rock’n’Roll-Paartanz zu sehen, bei „Don’t Ha Ha“ erfasste der Twist auch Menschen auf der Empore. Zu den Höhepunkten gehörten „Tin Soldier“ von den Small Faces und Smokes „My Friend Jack“. Vor allem Dörfler erwies sich, etwa mit seinem elaborierten Solo in „Alright now“, als würdiger Vertreter seiner Zunft.

So war der Boden bestens bereitet, als The Lords zu ihrer Abschiedsvorstellung antraten mit „Shakin‘ All Over“, im Original von Johnny Kidd & the Pirates, einer der ersten Hits der Lords. Auch die spielen mit zwei Gitarristen, immer wieder beeindruckt sowohl die präzise Riffarbeit von Jupp Bauer, immerhin auch schon seit 1979 bei den Lords, wie auch seine blendenden Soli. Bereits fast eine Dekade sitzt Philippe Seminara hinter dem Schlagzeug. Der jüngste Lord dagegen ist Roger Schüller, der seit Anfang 2019 Bernd Zamulo ersetzt und als wertvoller Zugewinn für die Band gelten muss: Schüller ist nicht nur ein fachkundiger und sachdienlicher Bassist, sondern verfügt auch über eine prägnante Singstimme mit metallisch schneidendem Timbre. Das kommt neben „Greensleeves“ und „Fire“ insbesondere auch den soliden Songs des aktuellen, erst 2015 erschienenen Albums „Now More Than Ever!“ zugute: Mit „Let’s Ride, Let’s Ride“, „Perfection“ und „Can’t Sleep“ geben sich The Lords als veritable Hardrock-Band zu erkennen. John Lee Hookers „Boom Boom“ läutet das Finale ein, mit dem karnevalesken „Have A Drink On Me“, „Que Sera“, „Michael“ und „Gloryland“ schließt sich eine Art Best-of-Block an, ehe mit ihrem größten Hit „Poor Boy“ in einer etwas blassen Livefassung der offizielle Teil ihres Konzerts endet.

Ein Rock’n’Roll-Medley mobilisiert die letzten Energiereserven im Publikum, als letzte Zugabe folgt „What Are We Waiting For“. Nachdem Lietz das Publikum zweimal gefragt hat, ob sie wiederkommen sollen, ist nicht auszuschließen, dass die „Farewell Tour“ sich noch ein wenig hinziehen kann. Zur Jamsession mit The Beat-Union, auf die im Vorfeld noch spekuliert wurde, kam es indes nicht.