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Alte Schule
Ein Haus für die Dorfgemeinschaft in Großbottwar

Modern saniert, aber mit altem Charme: An der Fassade sind weiterhin die Uhr und das Relief mit dem Esel zu sehen.Fotos: Holm Wolschendorf
Modern saniert, aber mit altem Charme: An der Fassade sind weiterhin die Uhr und das Relief mit dem Esel zu sehen. Foto: Holm Wolschendorf
Wo einst Kinder zur Schule gingen, können sich künftig verstärkt Vereine treffen: Das ehemalige Schulhaus von Hof und Lembach wurde zu einem Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Die Stadtverwaltung und der Architekt haben dabei Wert darauf gelegt, den Charakter des Gebäudes und vertraute Details zu erhalten.

Großbottwar. Wer die Stille sucht, ist in Lembach genau richtig. Der am Fuße des Lichtenbergs gelegene Teilort von Großbottwar zeichnet sich außerdem durch seine Gemeinschaft aus, in der jeder jeden kennt. Als neuer Treffpunkt soll künftig das ehemalige Schulhaus unweit der Kelter dienen. Ein Jahr lang wurde das Gebäude aus dem Jahr 1955 saniert und zu einem Dorfgemeinschaftshaus umgebaut.

Zwar hatte der Gemeinderat dem Projekt bereits vor vier Jahren zugestimmt, aber von Anfang an war klar, dass die Stadt die Kosten nicht allein stemmen kann. Beim zweiten Anlauf klappte es mit einer Förderung aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum des Landes Baden-Württemberg in Höhe von etwa einer halben Million Euro. Die Gesamtkosten für den Umbau und die vor allem energetische Sanierung belaufen sich auf rund zwei Millionen Euro. Im Herbst vergangenen Jahres konnten die Bauarbeiten beginnen, nun ist bis auf wenige Details alles fertig, wie Bürgermeister Ralf Zimmermann bei der Vorabbesichtigung für unsere Zeitung zeigt. Die beteiligten Firmen hätten super mitgezogen, eine habe etwa den durch Materialmangel verursachten Zeitverlust mit doppeltem Personaleinsatz wieder ausgeglichen.

Das Gelände vor dem Gebäude wurde etwas ebener gestaltet, um mehr Parkmöglichkeiten zu schaffen, darunter auch einige auf Rasen. Auf der Rückseite gibt es nun einen Aufzug, mit dem man barrierefrei ins Obergeschoss gelangen kann. Die Fassade ziert noch immer ein Relief des Malers Peter Jakob Schober. „Es war auch dem Architekten sehr wichtig, dass man das Bild erhält“, so Ralf Zimmermann. Dargestellt ist die Geschichte eines Esels, der nach dem Tod seines Herrn weiterhin fleißig Wasser vom Brunnen im Dorf den Lichtenberg hinauftrug.

Überhaupt ist der Bürgermeister mit der Herangehensweise des Architekten Eckart Schittenhelm zufrieden. Der Spagat zwischen dem Erhalt des ehemaligen Schulgebäudes und neuen Funktionen sei sehr gut gelungen. „Was erhalten werden konnte, haben wir erhalten“, sagt Ralf Zimmermann und verweist auf den Parkettboden im Saal. Auf dem Weg dorthin kommt man weiterhin an der Darstellung einer Gänseliesel vorbei, die farblich neu in Szene gesetzt wurde.

Bereits vor der Sanierung hatten etwa die Landfrauen das Gebäude genutzt. Künftig soll es verstärkt für Aktivitäten von Vereinen, darunter CVJM, Singkreis, Altpietisten und TSC Dance Inspiration Großbottwar-Oberstenfeld, zur Verfügung stehen. Auch private Veranstaltungen sollen möglich sein. „Wichtig ist aber, dass die Anwohner nicht über Gebühr belastet werden“, so der Bürgermeister.

Wer den lichtdurchfluteten Saal betritt, nimmt neben der Aussicht auf das Lembachtal auch sofort den Geruch des dominierenden Materials wahr – Holz. In einem abtrennbaren Bereich lagern Stühle, Tische und Sportmatten. In Schränken können die Vereine ihre Sachen einschließen. Vom Saal geht eine Tür in die Küche ab, die über Herd, Kühlschrank, Spülmaschine und eine große Arbeitsfläche verfügt. „Im Vergleich zu früher ist das ein Quantensprung“, so Ralf Zimmermann. Auch hier lohnt sich der Blick aus dem Fenster, diesmal hinauf zur Burg Lichtenberg.

Die ehemalige Lehrerwohnung, die sich früher auf beide Stockwerke erstreckte, wurde aufgeteilt: Oben sind Zimmer für Stadtverwaltung, Besprechungen und Konferenzen entstanden, der untere Teil wurde zu einer Zweieinhalbzimmerwohnung umgebaut, die vermietet werden soll. „Das war uns wichtig“, betont der Bürgermeister. Ebenfalls im Erdgeschoss befinden sich nun die Sanitäranlagen mit Umkleiden und Duschkabinen. Im Keller steht eine neue Pelletheizung, auf dem Dach besteht noch die Möglichkeit, eine Photovoltaikanlage zu installieren.

Eine technische Besonderheit ist die elektronische Schließanlage, bei der die Berechtigungen für jeden Schlüssel individuell programmiert werden können. So kann die Stadtverwaltung vorgeben, wer zu welchen Räumen Zugang hat. Falls eine der vielen Parteien, die das Gebäude nutzen, einen Schlüssel verlieren sollte, kann er so auch komplett deaktiviert werden.

In Erinnerung an frühere Zeiten steht im Eingangsbereich des Dorfgemeinschaftshauses das mechanische Werk der Schuluhr, die inzwischen digitalisiert wurde. Die Glocke auf dem Dachboden ist nun eingehaust und im Gebäude kaum noch hörbar. „Früher ist man quasi vom Stuhl gefallen“, so Ralf Zimmermann. Draußen ist der Schlag deutlich lauter zu vernehmen, dann kehrt im Dorf wieder Stille ein.