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Nachhaltigkeit
Eine Sache mit Sternchen und Einkaufsnetz

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Diese eine Frage dürfte den drei Frauen in der nächsten Zeit öfter gestellt werden: „Wie spricht man den Namen eurer Gruppe eigentlich aus?“ Wer erstmal den Stand der „n*gruppe“ auf dem Marbacher Weihnachtsmarkt besucht hat, ist schlauer – und vielleicht auch um ein Einkaufsnetz reicher.

Marbach. Ja, wie spricht man das „n“ mit dem Sternchen nun eigentlich aus? Eva Kissel, eine der drei Ansprechpartnerinnen der Gruppe – die beiden anderen sind Maya Esch und Diana Layman – lacht: „Wir sagen eigentlich immer nur n-Gruppe!“

Aber um das neue Gruppenlogo – ein „n“ mit einem Blatt rechts oben – zu visualisieren, war die Idee mit dem Gender-Sternchen entstanden, und das steht ja auch für Vielfalt. Denn worum geht es der neuen Gruppe? „Wir wollen zusammenfassen, was es an Nachhaltigkeit gibt“, sagt Eva Kissel. Deshalb wird das „n“ mit Sternchen auf dem neuen Flyer der Gruppe übersetzt mit: naturnah, nachhaltig, neuartig.

„Unsere Gruppe gibt es seit September und wir wollen nach und nach in Erscheinung treten“, beschreibt Eva Kissel die Strategie der Gruppe, die nicht allein agieren, sondern kooperieren möchte: Mit dem Elternforum, zum Beispiel, dessen Raum sie nutzen darf, mit dem Arbeitskreis Asyl, mit der Marbacher Fairtrade-Gruppe und der Umwelt-AG des Friedrich-Schiller-Gymnasiums (FSG).

Überhaupt ist die Gruppe kein unbeschriebenes Blatt, sondern war bereits mit einigen Aktionen in der Öffentlichkeit. So geht der Mitmachgarten für alle auf der Schillerhöhe auf das Konto der Nachhaltigkeitsgruppe; auf dem rund 17,5 Ar großen Grundstück am Rotmannsweg, wuchsen Himbeersträucher und Brombeeren, Tomaten und Kräuter. Bedienen darf sich jeder, auch Menschen, die nicht vorher mitgegärtnert haben.

Eine weitere Aktion war „Pflück mich“: Als sich im August die Obstbäume unter der Last ihrer Früchte bogen und viele nicht geerntet wurden, sorgte die Gruppe dafür, dass das Obst verarbeitet und gegessen wurde, statt auf dem Boden zu verfaulen – Banderolen um freigegebene Bäume und die Internetseite www.mundraub.org machten es möglich. Außerdem betreibt die Gruppe Foodsharing, damit gute Lebensmittel nicht im Müll landen, sondern weitergegeben werden.

Erst jetzt hat sich die Gruppe an der Europäischen Woche für Abfallvermeidung beteiligt. In einem Schreiben an Marbacher Unternehmer warben sie für das „Refill-System“, bei dem Geschäfte mit Hilfe eines Aufklebers darauf hinweisen, dass man dort seine mitgebrachte Wasserflasche kostenlos mit Leitungswasser auffüllen kann. Auf diese Art könnten, so die Argumentation, Plastikmüll und Transportwege verringert werden.

Im Jugendhaus Planet X wurde eine nachhaltige Nähwerkstatt eingerichtet, um für ein nachhaltigeres Konsumieren und Einkaufen zu werben. In der Nähwerkstatt wurden transparente Einkaufsnetze und Einkaufsbeutel hergestellt und zwar ganz im Sinn des „Upcyclings“ – zu deutsch: „Aus Alt mach Neu“ – aus Resten von Gardinenstoffen und Fliegengittern. Diese Beutel und Netze sollen auch auf dem Weihnachtsmarkstand angeboten werden.

Denn das ist das nächste Projekt, das sich die n-Gruppe vorgenommen hat: Auf dem Marbacher Weihnachtsmarkt wird es einen „kooperativen Stand“ geben, und zwar am Samstag, 8. Dezember von 17 bis 22 Uhr und am Sonntag, 9. Dezember von 11 bis 18 Uhr. An dem Stand wird der Mitmachgarten, die Fairtrade-Gruppe, die Umwelt-AG des FSG und das Elternforum vertreten sein.

Angeboten werden selbst gemachte, selbst genähte, selbst gebackene oder gespendete Produkte und Leckereien. Es gibt ein „regiofaires“ Kochbuch, faire Schillerschokolade und man kann am Stand der Nachhaltigkeitsgruppe Pois-Clementinen kaufen oder bestellen, ein Angebot, das portugiesischen Bauern zugute kommt, die unter dem trockenen Sommer besonders leiden mussten.

In der Handysammelbox können ausgediente Handys abgegeben werden; auf diese Art werden Rohstoffe wiederverwertet, und Schadstoffe landen nicht auf dem Müll.

Außerdem kann man eine der nachhaltigen Wundertüten erwerben, die mit unterschiedlichen Dingen gefüllt sein werden – Motto: „Ein plastikfreies und nachhaltiges Leben in Marbach und Umgebung ist möglich“. Es kann übrigens gut sein, dass sich in der einen oder anderen Wundertüte auch ein Einkaufsnetz aus der Nähwerkstatt findet.

Und nach dem Weihnachtsmarkt soll es weitergehen, denn die n-Gruppe hat noch andere Pläne. Zum Beispiel wollen die Aktivistinnen eine Insektenblumenwiese anlegen, Mini-Hochbeete für alle in Form von Weinkisten kreieren, Lernstationen in Marbach errichten, Film- und Vortragsreihen organisieren und Verschenk- boxen aufstellen, in die man Dinge legen kann, die man nicht mehr braucht, die zum Wegwerfen aber zu schade sind; denn nicht nur der Schwabe kann „älles nommol brauche“.