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Er hat den Landkreis anhaltend geprägt

Mit 89 Jahren gestorben: Ulrich Hartmann Archivfoto: Holm Wolschendorf
Mit 89 Jahren gestorben: Ulrich Hartmann Foto: Holm Wolschendorf
Alt-Landrat Ulrich Hartmann gestorben – Der Jurist stand 28 Jahre an der Spitze der Kreisverwaltung

Steinheim. Ulrich Hartmann ist tot. Der frühere Landrat, der 28 Jahre lang – von 1967 bis Ende 1995 – an der Spitze der Kreisverwaltung stand, starb am Dienstagabend nach kurzer Krankheit. Er wäre am 20. Dezember 90 Jahre alt geworden.

Der promovierte Jurist, der Autorität weder von Amts wegen noch als Person scheute und sie auch ausstrahlte, war ein kommunalpolitisches Schwergewicht. Dass er in Höpfigheim als Schlossherr residierte, war seinem bildungsbürgerlichen Habitus keineswegs unangemessen, sein „königliches Amt“ als Landrat – so Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel zu Hartmanns 80. Geburtstag – versah der parteilose Pfarrersohn nicht unironisch, doch stets nach glasklaren und unbeirrbaren demokratischen Grundsätzen. Als Jugendlicher hatte Dr. Hartmann für einige Zeit eine NS-Eliteschule besuchen müssen – eine Erfahrung, die ihn zum engagierten Europäer und Freund Israels machte: Unter seiner Ägide schloss der Landkreis zahlreiche Partnerschaften, der Freundschaft mit dem nördlichen Galiläa bereitete Hartmann gemeinsam mit seinem israelischen Kollegen Avram Broshi den Weg.

Zu Ulrich Hartmanns bleibenden Verdiensten gehören insbesondere der zielstrebige Ausbau des beruflichen Schulwesens im Kreis, die Gründung der Kleeblatt-Pflegeheim-GmbH und die Reform des Krankenhauswesens: Gemeinsam mit dem damaligen Krankenhausdezernenten Erwin Rigg brachte er am Ende seiner Amtszeit die Kliniken-GmbH Ludwigsburg-Bietigheim auf den Weg, die heute deutlich stabiler dasteht als viele andere kommunale Klinikverbünde. Trotzdem lag über seinem Abschied der Schatten des in seiner Dimension von 80 Millionen Euro Schulden erst später voll sichtbaren AVL-Skandals um den früheren Müllmanager Klaus Marbach, der – wie Rigg – als Günstling Hartmanns galt.

Hartmann hatte seine kommunalpolitische Karriere als Erster Beigeordneter in Kornwestheim begonnen, bevor er 1967 ins Landratsamt wechselte. Seine Position als Landrat verteidigte er auch nach der Kreisreform zweimal gegen christdemokratische Konkurrenten. Nach seiner Pensionierung ließ er sich als Rechtsanwalt nieder.