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Sommerserie
Großbottwarer Stadtschänke - Fetakäse zum Zwiebelrostbraten

Das Haus ragt in der Altstadt empor.
Das Haus ragt in der Altstadt empor.
In einer großen Serie stellen wir die schönsten und traditionsreichsten Gasthäuser im Kreis Ludwigsburg vor. Von Adler in Asperg bis Ratsstüble in Besigheim. Oft dazu: das Lieblingsrezept aus der Küche zum nachkochen und genießen.

Großbottwar. Auf das Alter des Gebäudes ist man in der Großbottwarer Stadtschänke mächtig stolz. „Dieses Haus stand schon, als Johannes Gutenberg 1440 den Buchdruck erfand. Es war 58 Jahre, als Kolumbus 1492 Amerika entdeckte“, steht in altertümlich anmutender Schrift auf der Fassade. Doch ein Restaurant mit kleinem Hotel gibt es hier erst seit der Sanierung in den 1980er Jahren. In der Guten Stube, von der aus man auf den Marktplatz und das Rathaus schauen kann, knarzt der Boden. „Da hört man nachts mal so komische Sachen…“, sagt Kostas Papadopoulos, der die Stadtschänke seit neun Jahren betreibt – und lacht dann laut los. Tatsächlich gebe es hier heute nicht einmal mehr Holzwürmer, die aber durchaus ihre Spuren hinterlassen hätten. Auch wegen der erhöhten Brandgefahr herrscht in den zwei Einzel- und drei Doppelzimmern des Hotels in dem denkmalgeschützten Gebäude absolutes Rauchverbot.

Während es in der Pandemie eine Zeit lang nur Gerichte zum Mitnehmen geben konnte, dürfen die Gäste mittlerweile wieder Platz nehmen. In der Gasse zwischen der Stadtschänke und dem Nachbarhaus, in dem im späten Mittelalter der Wirt und Bauernanführer Matern Feuerbacher gewohnt haben soll, steht eine Reihe Tische im Freien. Innen läuft bei unserem Besuch der Fernseher, ein Sender berichtet gerade auf Griechisch über die Waldbrände am Mittelmeer. Die Familie Papadopoulos stammt aus der griechischen Region Mazedonien. Eine Gaststätte zu betreiben, hat bei ihr Tradition. Was Kostas Papadopoulos’ Großvater und Urgroßvater in der alten Heimat begonnen haben, setzt er inzwischen in Großbottwar fort und sagt: „Das ist meine Berufung.“ Derzeit fehlt in der Stadtschänke allerdings ein Koch, weshalb seine 80-jährigen Eltern Georgios und Elena diese Arbeit übernommen haben. Der Sohn hofft aber, jemanden aus Griechenland für die Stelle zu finden, sobald dort die Hauptsaison zu Ende ist. „Ich will meine Eltern nicht so arg belasten“, erklärt er, warum die Karte derzeit weniger umfangreich ist. „Ohne die beiden hätte ich das nicht so lange machen können.“ Auch dem Eigentümer des Hauses, Peter Hartmaier, habe er für dessen Hilfe in der Coronazeit viel zu danken. Die erzwungene ruhige Zeit wurde genutzt, um etwa die Bestuhlung zu modernisieren und einen Teil der Räumlichkeiten zu renovieren. Weitere Arbeiten sollen noch folgen.

Die Stadtschänke ist gutbürgerlich eingerichtet, das meiste ist aus Holz. Die Wände sind mit Gemälden, Tellern und weiteren Sammlerstücken liebevoll, aber nicht übertrieben dekoriert. Oben an der Treppe steht eine mechanische Singer-Nähmaschine, im Hochzeitszimmer hängt ein Bild von der Insel Santorin. Auf der Speisekarte zeigt sich der griechische Einfluss vor allem bei Vorspeisen wie gefüllten Weinblättern und überbackenem Schafskäse, aber auch beim Hauptgericht Gyrosteller. Wer es lieber traditionell deutsch mag, wird ebenfalls fündig. Nach dem Feta al forno isst der Wirt selbst am liebsten Rostbraten mit Spätzle. „Medium, mit viel Soße“, fügt er hinzu.

Warme Küche gibt es derzeit täglich außer sonntags von 17.30 bis 20.30 Uhr. „Natürlich kriegt der Gast auch davor und noch danach ein Bier, einen Wein oder eine Tasse Tee, wenn ich da bin, das ist ja klar“, sagt Kostas Papadopoulos.

Info: Alle Folgen unserer Reihe Traditionsgasthäuser finden Sie hier