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Beschäftigte können aufatmen
Jobs bei Mahle in Vaihingen/Enz bis 2029 sicher

Proteste vor der Mahle-Firmenzentrale in Stuttgart-Bad Cannstatt im Oktober letzten Jahres. Foto: Marijan Murat/dpa
Proteste vor der Mahle-Firmenzentrale in Stuttgart-Bad Cannstatt im Oktober letzten Jahres. Foto: Marijan Murat/dpa
Das Unternehmen und die IG Metall schließen eine Pilotvereinbarung, derzufolge neue Produkte die Werke unabhängiger vom Verbrenner machen sollen.

Vaihingen/ Enz. Gute Nachrichten für die Mahle-Beschäftigten an den Standorten Mühlacker und Vaihingen/Enz: Wie der Betriebsrat und die IG Metall Pforzheim gestern meldeten, ist in der vergangenen Woche eine Pilotvereinbarung zur Zukunftssicherung der Werke des Automobilzulieferers geschlossen worden. Nach der Zustimmung des Betriebsratsgremiums haben auch die gewerkschaftlichen Vertrauensleute und die gesamte Belegschaft mit überwältigender Mehrheit für eine Zukunftsvereinbarung plädiert.

„Mahle ist jetzt schon in einem weitreichenden Transformationsprozess, der sich ohne die getroffene Vereinbarung langfristig äußerst negativ auf die Beschäftigungslage in der Region ausgewirkt hätte“, sagt die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, Liane Papaioannou, die die Verhandlungen vom ersten Tag an begleitet hat. Schon Juni 2021 habe es eine Vereinbarung zwischen Gesamtbetriebsrat und Unternehmensleitung gegeben, die vorgesehen habe, dass für die Region Mühlacker eine Pilotvereinbarung zur Zukunftssicherung durch einen Transformationsdialog verhandelt werden solle. Ganze 15 Monate hätten sich die Gespräche hingezogen.

Sieben Jahre keine Kündigung

„Nun endlich liegt ein Ergebnis vor, das unsere Arbeitsplätze langfristig, nämlich bis ins Jahr 2029, sichert und mit dem wir in der Lage sind, unsere beiden Betriebe zukunftsfähig aufzustellen“, so Jakob Schleyer, einer der beiden stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden bei Mahle. Für Jakob Schleyer ist besonders die erreichte Beschäftigungssicherung wichtig. „In solchen Zeiten, wie wir sie gerade erleben müssen, einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis ins Jahr 2029 erreicht zu haben, ist ein hohes Gut.“

Nektaria Christidou, die Vorsitzende des 17-köpfigen Betriebsrats, betont, wie wichtig dieses Verhandlungsergebnis für die Region ist. „Uns ist es gemeinsam mit der IG Metall gelungen, ein wirkliches Zukunftspaket zu schnüren.“ Laut Christidou soll der Standort Mühlacker zum Leitwerk innerhalb der Mahle Business Unit 3 werden. Es würden Aufträge mit Produkten platziert, die der Transformation im Automobilsektor standhalten. Konkret sollen die Werke künftig stärker auf Produkte ausgerichtet werden, die weniger am Verbrenner hängen. So soll laut Papaioannou etwa das Thema Batteriekühlung eine Rolle spielen. Die insgesamt 1460 Beschäftigten – davon 286 im Werk in Vaihingen/Enz – können also hoffen, dass es auch über das Jahr 2029 hinaus etwas zu tun gibt.

Opfer der Beschäftigten

Dafür mussten auch sie gewisse Zugeständnisse machen: „Unser Paket enthält auch Beiträge der Mitarbeiter“, erläutert Theodoros Christoforidis, der Vorsitzende der IG-Metall-Vertrauensleute im Betrieb, „aber diese fallen anders aus, als wir das bisher kannten. In einem breit angelegten Prozess haben wir unsere Kolleginnen und Kollegen gefragt, wo sie Verbesserungspotenzial sehen. Sage und schreibe 207 Ideen wurden gesammelt, die mit einem Einsparvolumen von 2,3 Millionen bewertet wurden. Diese gilt es nun umzusetzen. Im indirekten Bereich in Mühlacker werden die Beschäftigten anstatt dem tariflichen Zusatzgeld (T-ZUG) die acht freien Tage verpflichtend nehmen müssen, damit haben wir Entlassungen vermieden. Und als sogenannten Transformationsbeitrag bringen alle Beschäftigten bis Ende 2026 eine Stunde der wöchentlichen Arbeitszeit ein.“

„Einschnitte in das Entgelt gibt es nicht“, betonen die Betriebsräte und die IG-Metall-Vertrauensleute. „Das war uns gerade in dieser angespannten Zeit und kurz vor der Tarifrunde mit der IG Metall besonders wichtig, weil die Beschäftigten schon so viel zu stark durch die Preissteigerungen belastet sind“, erklärt Christoforidis.