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SCHULE
Kirchberger Rektor Alfred Stephan ist mit fast 70 Jahren immer noch im Dienst

Alfred Stephan ist Lehrer aus Leidenschaft. Foto: Ramona Theiss
Alfred Stephan ist Lehrer aus Leidenschaft. Foto: Ramona Theiss
Alfred Stephan schlägt alle Rekorde: Der Rektor der Kirchberger Grundschule ist schon seit 50 Jahren im Schuldienst. Ende Juli scheidet er aus, weil er dann 70 Jahre alt ist und nicht noch einmal seinen Dienst verlängern darf.

Kirchberg. Einer, der immer Lehrer aus Leidenschaft war, muss im Sommer in Pension. Ja, er muss, denn er hätte gerne noch weitergemacht. 2007 kam Alfred Stephan nach Kirchberg. Die Jahreszahl hat er vor allem wegen eines Ereignisses präsent: „Es war das letzte Mal, dass der VfB Stuttgart Deutscher Meister wurde.“

Der Sport hat es ihm angetan und damit hat der aus Hockenheim stammende Kurpfälzer auch immer seine Schüler motiviert. Das war bereits in den 70er Jahren so, als er seine erste Stelle an einer Hauptschule in Bad Cannstatt antrat. Diese Schulart wurde seinerzeit noch ihrem Namen gerecht, denn die meisten besuchten sie. In Bad Cannstatt wurden seinerzeit 750 Schüler unterrichtet und Alfred Stephan war neben Sport auch für Mathe, evangelische Religion, Deutsch sowie Geografie zuständig. Dreimal schaffte es seine Leichtathletikmannschaft ins Landesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ . Er hatte einen guten Draht zu seinen Schülern und so wurde er auch Verbindungslehrer, heute heißt es Vertrauenslehrer. Viele Biografien seiner früheren Schüler hat er verfolgt und kann sagen: Aus fast allen ist etwas geworden. Einer war, wie Stephan erzählt, fit in Informatik und gründete eine eigene Firma.

Bedenken im Gemeinderat unbegründet

Im Jahre 1990 wechselte der Pädagoge als Konrektor in eine Hauptschule im Stuttgarter Westen und hatte hier zwei besondere Aufgaben: Zum einen die Umstellung auf Ganztagesbetrieb und zum anderen bekam er den Auftrag, die besten Hauptschüler Stuttgarts zu unterrichten, bevor sie in die zehnte Realschulklasse wechselten. 1996 nahm Alfred Stephan eine Stelle als Konrektor an einer Grund- und Hauptschule in Waiblingen an, wobei er aufgrund seiner Erfahrung nur für die Hauptschüler zuständig war, die jetzt auch den Werkrealschulabschluss ablegen konnten. Und dass er seinen Job wohl ganz gut gemacht hat, erfuhr er mal beim Einkaufen im Supermarkt, wo ihn einer seiner früheren Schüler ansprach: „Sie waren ein toller Lehrer“. 2007 folgte schließlich der Wechsel an die damalige Grund- und Hauptschule Kirchberg.

Alfred Stephan war da schon Mitte 50 und ein Gemeinderat hatte seinerzeit geunkt, dass der neue Rektor möglicherweise bald in den Ruhestand gehe. Er hatte die Rechnung ohne Alfred Stephan gemacht. Denn der verlängerte seinen Dienstauftrag ab dem 64. Lebensjahr noch fünfmal und leitet nun schon seit 15 Jahren die dörflich-überschaubare Bildungseinrichtung, die jetzt nur noch eine Grundschule ist. „Mir hat das Herz geblutet, als feststand, dass die Werkrealschule aufgelöst wird“, sagt Stephan und denkt gerne an die Zeit zurück, als Haupt- und Werkrealschüler sogar aus dem Umkreis nach Kirchberg wechselten, weil es dort eine kleine, überschaubare Schule unter guter Leitung mit Ganztagesbetreuung gab.

Ganz ohne Schule mag er nicht sein

„Es hat mir immer Spaß gemacht, die Jungs und Mädels in die Spur zu bringen“, sagt er. Unterrichten verstand er immer auch als Erziehungsauftrag. Und was wünscht er sich von den heutigen Schülern? „Dass sie selbstständiger werden und dass sie nie zu früh aufgeben, sondern lernen, sich in Themen reinzubeißen“. Dass sich Dinge oftmals anders entwickeln als gedacht, zeigte jetzt die Coronapandemie. Die Organisation des Unterrichtsgeschehens war alles andere als einfach, der Rektor musste mehrmals die Pläne umstellen. Doch jetzt kann er bald den Ruhestand antreten, sich seinem künstlerischen Hobby widmen und auch mal außerhalb der Schulferien Urlaub machen.

Aber Alfred Stephan ist sich sicher: Ganz ohne Schule geht es auch weiterhin nicht. Inzwischen hat er nämlich in Erfahrung gebracht, dass ein gewisses Unterrichtskontingent auch ab 70 Jahren möglich ist.