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Untersuchung
Kreisel gegen das Verkehrschaos

An dieser Kreuzung soll ein Kreisverkehr gebaut werden. Foto: Ramona Theiss
An dieser Kreuzung soll ein Kreisverkehr gebaut werden. Foto: Ramona Theiss
Die Freudentaler haben es schon lange geahnt und jetzt haben sie es auch schwarz auf weiß: Die Kreuzung Königsträßle/Landesstraße am Ortseingang Richtung Bietigheim ist am Rande ihrer Leistungsfähigkeit und muss ausgebaut werden. Ein Kreisverkehr soll ein künftiges Verkehrschaos verhindern.

Freudental. „Ich hatte das Gefühl, dass der Verkehr seit Jahren ständig zunimmt, das wurde mir jetzt massiv bestätigt. Es sind erschreckende Zahlen.“ Nicht nur Gemeinderat Norbert Schmatelka (Bürgergruppe) sah sich am Mittwochabend in seinen Vermutungen bestätigt, auch seine Ratskollegen haben nun Gewissheit, dass sich ihr subjektives Empfinden mit offiziellen Zahlen belegen lässt.

Es geht dabei um die Kreuzung Königsträßle/Landesstraße am Ortseingang von Freudental. Für diesen Knotenpunkt hatte die Gemeinde eine Verkehrsuntersuchung beauftragt, die Sven Anker vom Büro Modus Consult nun im Gemeinderat vorstellte. Sein Fazit: „Die Einmündung ist bereits jetzt ausgelastet und somit am Rande der Leistungsfähigkeit.“ Wie berichtet, kommt es vor allem im Berufsverkehr hier immer wieder zu Staus. Ein Ausbau der Kreuzung sei deshalb dringend nötig, gerade auch mit Blick auf die Zukunft, so Anker. Denn unabhängig davon, dass der Verkehr in den nächsten Jahrzehnten weiter zunehmen wird, plant die Gemeinde im direkt angrenzenden „Alleenfeld“ ein neues Wohngebiet samt Lebensmittelmarkt, was nochmals zu mehr Verkehr führen wird.

Wie sehen die Zahlen aus? Das Büro hatte an einem Donnerstag im Oktober 2018 mittels Videoüberwachung 24 Stunden lang alle Fahrzeuge an dieser Stelle erfasst. Besonders hoch sei die Belastung im Berufsverkehr morgens und nachmittags, erläuterte Anker die Ergebnisse. Auf der Landesstraße seien demnach rund 10.500 Fahrzeuge unterwegs, auf der Kreisstraße 8600. Sechs Prozent davon sei Schwerlastverkehr. An einem besucherstarken Tag im Erlebnispark Tripsdrill kämen noch einmal mehr Autos hinzu. „Der Knotenpunkt ist vor allem nachmittags an der Grenze. Er ist ausgelastet, aber nicht überlastet“, fasste der Experte die aktuelle Situation zusammen.

Bis zum Jahr 2030 nehme der Verkehr aber weiter zu, so Anker. Laut seiner Prognose um 13 Prozent im Leicht- und um fast 17 Prozent im Schwerverkehr. Vor allem am Nachmittag sei der Knotenpunkt dann überlastet, „es käme zum Zusammenbruch des Verkehrs“. Noch nicht in die Berechnungen mit einbezogen ist dabei das geplante Neubaugebiet. Die Kreuzung müsse also ausgebaut werden – ob mit oder ohne Baugebiet.

Als Optionen nannte Anker eine Ampel oder eine zusätzliche Fahrspur. Am sinnvollsten sei aber ein Kreisverkehr. Dieser Einschätzung schlossen sich die Gemeinderäte und der Bürgermeister an. „Die Zahlen spiegeln das wider, was uns in den letzten Jahren schon aufgefallen ist“, sagte Alexander Fleig. Er habe bereits mit dem Regierungspräsidium und dem Landratsamt gesprochen, die zuständig für die Landesstraße beziehungsweise die Kreisstraße sind. Auch dort werde der Bau eines Kreisverkehrs unterstützt. Gemeinsam wolle man das Projekt jetzt angehen, für die Planungen ist die Gemeinde verantwortlich. Wie teuer der Kreisel wird, konnte der Bürgermeister noch nicht sagen. Freudental trage aber 25 Prozent der Kosten, da eine Abfahrt aus dem Kreisverkehr in das neue Wohngebiet führen soll.

„Wir müssen alles daransetzen, dass wir diese Lösung jetzt hinbekommen“, forderte Steffen Grob (Bürgergruppe). Ulrich Greß (CDU) wies darauf hin, dass der neue Lebensmittelmarkt bereits im nächsten Jahr eröffnen möchte – bis dahin müsse auch der Kreisverkehr fertig sein: „Wir müssen jetzt richtig Druck machen.“ Reiner Kurzenberger (CDU) war vor allem erschrocken angesichts der prognostizierten Zunahme des Schwerverkehrs von 17 Prozent. „Da kommen noch ganz andere Stellen im Ort auf uns zu“, meinte er mit Blick auf die Verkehrsbelastung. Er äußerte außerdem die Sorge, dass die Gemeinde die Planungen jetzt vorantreibe, der Landkreis oder das Regierungspräsidium dann aber bremsen, wenn es an die schnelle Umsetzung geht. „Diese Gefahr sehe ich nach unserem Gespräch nicht“, versuchte der Bürgermeister ihn zu beruhigen.

Die Gemeindeverwaltung wird nun ein Planungsbüro suchen, das die Entwürfe für den Kreisverkehr erstellen soll.