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Verkehr
Leere Kreisstraßen, weniger Unfälle

Unfall auf der Kreisstraße zwischen Ludwigsburg und Remseck: Im Seuchenjahr 2020 hat es im Landkreis so wenig gekracht wie seit 2011 nicht mehr. Archivfoto: SDMG/Hemmann
Unfall auf der Kreisstraße zwischen Ludwigsburg und Remseck: Im Seuchenjahr 2020 hat es im Landkreis so wenig gekracht wie seit 2011 nicht mehr. Foto: SDMG/Hemmann
Jedes Jahr steigen die Unfallzahlen auf den Kreisstraßen. Jedes Jahr? Nein, Corona hat diese Entwicklung 2020 erstmals seit Langem durchbrochen.

Kreis Ludwigsburg. Vor gut einem Jahr brettert ein 30 Jahre alter Autofahrer um kurz vor 19.30 Uhr über die Kreisstraße von Hemmingen nach Münchingen. Er überholt mit viel zu viel Tempo zwei Fahrzeuge und verliert in einer langgezogenen Linkskurve die Kontrolle über sein Fahrzeug, steht im Polizeibericht. Dann kommt der Mann mit seinem Auto offenbar nach rechts von der Fahrbahn ab und kollidiert frontal mit einem Baum. Zehn Tage später stirbt er im Krankenhaus in Ludwigsburg.

Wie das Landratsamt jetzt mitteilt, hat es 2020 mehr als 14250-mal auf den Kreisstraßen gekracht. Das sind so wenig Unfälle wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. 2011 zählten die Statistiker 14237 Zusammenstöße. Der Vizelandrat Jürgen Vogt: „Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass die Unfallzahlen und die Anzahl der Fahrzeuge jedes Jahr gestiegen sind.“

2020 wurde dieser Trend nun unterbrochen. Der Grund liegt laut Vogt auf der Hand. „Er lässt sich vermutlich auf die Coronapandemie zurückführen – und zwar nicht nur im Kreis Ludwigsburg, sondern auch bundesweit. Insgesamt nahm die Polizei im vergangenen Jahr in Deutschland rund 2,3 Millionen Unfälle auf. Das waren 16,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Verkehrstoten ging um 10,7 Prozent auf 2719 Menschen zurück, was den niedrigsten Stand seit Beginn der Statistik vor 70 Jahren bedeutet.

Auf den Kreisstraßen erlitten drei Menschen tödliche Verletzungen. Neben dem Unfall zwischen Hemmingen und Münchingen forderte auch ein Crash Ende Mai 2020 auf der Straße zwischen Ludwigsburg und Rems-eck-Hochberg ein Menschenleben. Am Atomkraftwerk Neckarwestheim verunglückte im Januar 2020 ein Mann tödlich, als er die Straße überqueren wollte und von einem Auto erfasst wurde. Betrachtet man alle Straßen im Landkreis, verloren acht Menschen bei Unfällen ihr Leben – vier weniger als im Vorjahr.

Die häufigsten Unfallursachen sind nach wie vor Vorfahrtsverletzungen, zu geringer Abstand und zu hohe Geschwindigkeit.

Ein neuer Unfallschwerpunkt hat sich offenbar in Möglingen gebildet – am Volksbankkreisel auf der Ortsdurchfahrt. Acht Unfälle, zwei Verletzte und Schäden von etwa 81000 Euro zählte die Polizei dort 2020. Zahlreiche Autofahrer, Radler und Motorradfahrer würden laut der Einsatzkräfte Begrenzungslinien schneiden und sich nicht an die Fahrbahnführung halten. Nach einer farbigen Markierung des Innenrings 2014 soll er nächstes Jahr eine Aufpflasterung erhalten, damit das Tempo im und am Volksbankkreisel gedrosselt wird.

Auch die Kreuzung Ludwigsburger Straße und Hohenzollernstraße in Möglingen führt das Landratsamt als Unfallschwerpunkt – dazu kommen drei weitere Kreisstraßen in Kornwestheim, Bietigheim-Bissingen und Kirchheim (siehe Karte). „In der Jahresbetrachtung 2020 zeigten sich diese aber unauffällig“, so der Vizelandrat Vogt.

In den Haushaltsplan 2022 hat der Kreis 1,5 Millionen Euro für kleinere Straßenbauarbeiten eingespeist. Das Geld will er auch verwenden, um die Unfallschwerpunkte zu entschärfen.