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Bauchspeicheldrüsenkrebs
Ludwigsburger Klinikum hat zertifiziertes Pankreaszentrum

Ist die Bauchspeicheldrüse erkrankt, ist laut Medizinern eine Behandlung in ausgewiesenen Pankreaszentren dringend geboten. Foto: Filins /stock.adobe.com
Ist die Bauchspeicheldrüse erkrankt, ist laut Medizinern eine Behandlung in ausgewiesenen Pankreaszentren dringend geboten. Foto: Filins /stock.adobe.com
Bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs gibt es Fortschritte. Das vermeldet nicht nur die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), sondern auch das Robert Bosch Centrum für Tumorerkrankungen.

Kreis Ludwigsburg. Für die Vorsitzende der TEB-Selbsthilfe (Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse), Katharina Stang, sind das gute Nachrichten. „Es hat sich was verändert und wir können den Betroffenen auch Mut machen“, sagt sie, verweist aber auch darauf, dass das Pankreaskarzinom, wie der Bauchspeicheldrüsenkrebs auch genannt wird, immer häufiger auftritt. „Über die Ursachen ist nur wenig bekannt“, so Stang. So geht der von ihr gegründeten, bundesweit agierenden Selbsthilfeorganisation die Arbeit nicht aus. „Wir müssen die Selbsthilfe stärken“, macht Stang dabei deutlich. Denn Betroffene brauchen nach wie vor Beistand und Unterstützung bei der Bewältigung dieser Schock-Diagnose. Sie nimmt sich Zeit für ihre Ängste, sie berät und informiert.

Zweithäufigste krebsbedingte Todesursache

Trotz aller Fortschritte ist man bei dieser Krebsform, die laut dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Professor Dr. Jens Werner vom Klinikum München, im Jahr 2030 die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache sein wird, noch längst nicht am Ziel: Nämlich dass die Krankheit früh diagnostiziert werden kann und heilbar ist. Das Fatale: Bauchspeicheldrüsenkrebs macht lange keine Beschwerden und wird deshalb oft zu spät erkannt. Dann hat er möglicherweise schon Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet. Um die Überlebenschancen zu verbessern, sind laut Professor Werner ausgefeilte Operationstechniken und schnelle Therapien wichtig. Die Chirurgen forderten deshalb bei ihrem jüngsten Kongress, dass Patienten nur noch in ausgewiesenen Pankreaszentren behandelt werden sollten.

Katharina Stang, Vorsitzende TEB-Selbsthilfe. Foto: privat
Katharina Stang, Vorsitzende TEB-Selbsthilfe. Foto: privat

So werden Patienten im Landkreis Ludwigsburg versorgt

„Wir sind hier im Landkreis gut aufgestellt“, sagt dazu Katharina Stang. Denn auch im Klinikum Ludwigsburg gibt es ein zertifiziertes Pankreaszentrum, dem die Chefärzte Professor Dr. Karel Caca und Professor Dr. Thomas Schiedeck vorstehen. Die Eingriffe am Pankreas gehören laut Werner zu den komplexesten und belastendsten Operationen in der Viszeralchirurgie. Die Gründe: Das Gewebe ist dort besonders empfindlich. Zudem können durch Verletzungen des Organs starke Blutungen sowie Heilungsstörungen auftreten. Die Sterblichkeit in Deutschland rund um diese OP ist mit zehn Prozent erschreckend hoch. Dies liegt laut dem Chirurgie-Präsidenten daran, dass in vielen Kliniken und nicht nur in ausgewiesenen Pankreaszentren operiert wird. Die Sterblichkeit würde auf unter fünf Prozent sinken, wenn nur noch diese Zentren diese Eingriffe vornehmen. „Umso erstaunlicher ist es, dass im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarländern in Deutschland das Pankreaskarzinom theoretisch in jedem Krankenhaus operiert werden darf“, so Werner. Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Professor Dr. Thomas Schmitz-Rixen, fügt hinzu: „Bedauerlicherweise hängt die Lebenserwartung Betroffener von der Krankenhauswahl ab.“

Telefonaktion der Selbsthilfegruppe

Der Verein TEB-Selbsthilfe (Tumore- und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse) bietet am Mittwoch, 21. Juni, von 15 bis 16 Uhr Betroffenen, Angehörigen und Interessierten die Möglichkeit, telefonisch Fragen an einen kompetenten Experten zu stellen.

Ansprechpartner ist Professor Dr. med. Thomas Schiedeck von dem Klinikum Ludwigsburg. Er beantwortet Fragen über das gesamte Spektrum von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sowie spezifische Fragen zum Thema: Robotische Operationsverfahren zur Therapie des Pankreaskarzinoms.

Das Expertentelefon ist am 21.6.2023 unter (07141) 956 3638 zu erreichen.

Bestimmte Behandlungen nur noch in Spezialkliniken

Deshalb begrüße er auch die Krankenhausreform, bei der Kliniken nach Leistungsgruppen eingestuft werden sollen, so dass bestimmte Behandlungen nur noch in dafür besonders qualifizierten Häusern erbracht werden dürfen. Die Zentren arbeiten fachübergreifend. Neben dem operativen Eingriff kommt es auch auf die richtige Behandlung an. Bei der Chemotherapie gibt es da nach wie vor Probleme. Der Grund: Die Krebszellen können ihre molekulare Identität ändern und sich der Behandlung widersetzen. Eine neue, vom Robert Bosch Centrum für Tumorerkrankungen (RBCT) in Stuttgart vorgestellte Studie gibt nun Hoffnung, diese Veränderungen zu verhindern oder rückgängig zu machen. Mit Forschenden aus den USA fand das RBCT heraus, dass bestimmte Gene den Krebs behandlungsresistent machen. Möglicherweise reicht künftig die Zugabe eines weiteren Wirkstoffs aus, um eine Therapieresistenz zu verhindern. Die Experten des RBCT machen aber deutlich, dass es noch ein langer Weg ist, die Erkenntnisse aus der Laborforschung in die Praxis zu bringen.