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Bürgermeisterwahl
Mit Heimvorteil in den Kampf ums Rathaus

Arndt Zwicker wählte als Ort für das Kandidatenporträt zur Bürgermeisterwahl im Februar 2022 das „Kaffee Klecks“ am Marktplatz, wo er sich regelmäßig mit Frau und Freunden traf. Archivfoto: Ramona Theiss
Arndt Zwicker wählte als Ort für das Kandidatenporträt zur Bürgermeisterwahl im Februar 2022 das „Kaffee Klecks“ am Marktplatz, wo er sich regelmäßig mit Frau und Freunden traf. Foto: Ramona Theiss
Arndt Zwicker ist der Lokalmatador im fünfköpfigen Bewerberfeld um das Bürgermeisteramt in Markgröningen. Sein Anspruch: gestalten statt verwalten.

Markgröningen. Im Kaffee Klecks am Markgröninger Marktplatz hat Arndt Zwicker ein Heimspiel. Immer freitags treffen sich Zwicker und seine Frau hier mit Freunden zu kleinen Speisen und Getränken. Der Kandidat, der am 20. Februar zum Bürgermeister in Markgröningen gewählt werden will, schätzt die familiäre Atmosphäre und die Gemütlichkeit in dem alten Bürgerhaus aus dem Jahr 1519, das Alexandra Büchner und Gudrun Lehmann seit etwa sechs Jahren führen. Vorher hatte Büchners Mutter hier ein Modegeschäft, das schon den jungen Arndt Zwicker mit Jeans versorgte.

Gegen den Sanierungsstau

Der Kandidat, 52, schwarz-weiß kariertes Hemd, Dreitagebart, Stecker im rechten Ohr, war früher Fußballer beim TV Markgröningen und im Schäferlauffestspiel aktiv. Er ist in der Stadt zur Schule gegangen und hat im Ortsteil Unterriexingen gelebt, zwei seiner drei Töchter besuchen das örtliche Helene-Lange-Gymnasium, die älteste hat am HLG Abitur gemacht. Das Motto seiner Kampagne lautet: „Von hier. Für hier.“

Als Fußballer, der es mit dem VfB Stuttgart hält, ist Zwicker gewohnt, auf Angriff zu spielen. So hat er es auch im Wahlkampf vor. Über das Bürgermeisteramt sagt Zwicker am frühen Abend im Kaffee Klecks im Gespräch mit unserer Zeitung: „Ich will gestalten, nicht verwalten.“

In Markgröningen hat Zwicker einen Sanierungsstau ausgemacht, den er auflösen will. Die Landern-Grundschule und der Campus im Unterriexinger Glemstal seien in die Jahre gekommen. Das gelte auch für die Sporthallen am Benzberg. Die Untere Kelter soll einen Anbau bekommen, ans Spital müsse die Stadt ebenfalls ran, dazu fehlen Betreuungsplätze. Den Schäferlauf will Zwicker ganzjährig erlebbar machen und das prächtige Fachwerkrathaus im Herzen der Stadt, das früher eine Markthalle war, für Besucher öffnen.

All das geht ins Geld, das Markgröningen nicht hat. Einnahmen will Zwicker aber nicht über Steuererhöhungen hereinholen, sondern über mehr Firmen, die für mehr Gewerbesteuer in der Stadtkasse sorgen. Rund um den Maulbronner Weg hat Zwicker erschlossene Flächen ausgemacht, die aber als Abstellplätze für Autos zweckentfremdet werden. Der Kandidat hat auch für eine Markgröninger Beteiligung am interkommunalen Gewerbegebiet in Schwieberdingen gestimmt. Nachdenklich stimmen ihn aber die Eingriffe in die Natur – und dass der Nachbar im gemeinsamen Zweckverband dominiert.

Bei der Stadtbahn hadert der Kandidat damit, dass die Stadt Ludwigsburg weiter den Bremsklotz gibt. „Es ist in den vergangenen Jahren versäumt worden, mehr Druck zu machen.“ Zwicker wünscht sich eine Stadtbahn, die die Markgröninger bequem nach Ludwigsburg in den Bahnhof bringt, ohne davor aussteigen zu müssen. Hinzu müssten verlässliche Buszubringer kommen. Den Lückenschluss der Nordumfahrung sieht er dagegen nicht auf seiner Agenda. Er glaubt, dass eines der Lieblingsprojekte des amtierenden Bürgermeisters nur dafür sorgen würde, die Blechlawine nach Unterriexingen umzuleiten. „Solche Straßenbauprojekte passen nicht mehr in die heutige Zeit“, sagt Zwicker. Er will Natur bewahren und Klima schützen.

Seine politische Heimat in der Stadt ist die Grün-Alternative Liste (GAL), die er mit seinem zu früh an Darmkrebs gestorbenen Fußballfreund Andreas Semmling 2014 in den Gemeinderat gebracht hat. Zwicker ist bis heute Ratsherr, aber kein GAL-Mitglied. Früher wollte ihn auch die CDU für sich gewinnen. „Ich will aber unabhängig sein“, sagt der Kandidat. „In der Kommunalpolitik geht es nicht um Parteien, sondern um 71706.“ Das ist die Markgröninger Postleitzahl.

Dass mit Matthias Röttgermann ein Mitbewerber um das Bürgermeisteramt aus der eigenen Fraktion kommt, nimmt er sportlich. Mehr stört es ihn, dass es in Pandemiezeiten und im Winter schwer ist, mit den Leuten direkt in Kontakt zu kommen. „Im Sommer ist der Marktplatz voll“, sagt Zwicker. „Jetzt wollen die Menschen nach ihren Erledigungen schnell wieder nach Hause.“

Es ist jetzt dunkel geworden auf dem Marktplatz. Gudrun Lehmann und Alexandra Büchner schließen ihr Kaffee Klecks zu – und erzählen, wen sie am 20. Februar wählen: Arndt Zwicker. „Er will mit Leib und Seele Bürgermeister werden“, sagt Lehmann. Büchner fände es gut, wenn ein Markgröninger das Rathaus erobern würde – einer, der die Stadt versteht, die auch aufgrund ihrer Geschichte über ein stolzes und aktives Bürgertum verfügt. Es mache ihr nichts aus, dass Zwicker, der als Einsatzleiter bei einer Dreh- und Fräsmaschinenfirma arbeitet, keine Verwaltungserfahrung hat. Sie sagt: „Wichtig ist, dass man den Job mit Leidenschaft macht.“