1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Ludwigsburg
Logo

Pleidelsheim
Paul Hermann Keller aus Pleidelsheim ist Bundespreisträger des Deutschen Handwerks

Auf dem Weg zum Meister: Paul Hermann Keller macht seine Arbeit Spaß. Foto: Ramona Theiss
Auf dem Weg zum Meister: Paul Hermann Keller macht seine Arbeit Spaß. Foto: Ramona Theiss

Pleidelsheim. In das Glaserhandwerk ist Paul Hermann Keller gewissermaßen hineingewachsen. „Mein Vater hat auch einen Betrieb. Da war ich von klein auf in der Firma dabei“, erzählt der heute 18-Jährige aus Pleidelsheim, der jüngst im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks in der Fachrichtung Fenster- und Glasfassadenbau sowie im Bundeswettbewerb „Die gute Form im Handwerk“ einen ersten Platz belegt hat. Nach dem Kammer- und dem Landeswettbewerb konnte er mit seinem Gesellenstück, einem selbst hergestellten Fenster, auch die Jury auf Bundesebene von seinen handwerklichen Fertigkeiten überzeugen.

„Ich bin dankbar für die Unterstützung der Firma Nill, dass ich dort in der Werkstatt ein so gutes Gesellenstück machen konnte“, sagt der frisch gebackene Bundespreisträger mit hörbarer Rührung in der Stimme. Thomas Hoefling, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, lobt angesichts der Leistungen aller Preisträger das hohe Niveau der Ausbildungsbetriebe, ohne die solch gute Ergebnisse nicht möglich wären.

Keller profitierte in seiner Ausbildung von doppeltem Know-how. Denn nach seiner Realschulzeit in Steinheim absolvierte er im Betrieb seines Vaters lediglich sein erstes Lehrjahr. Danach wechselte er zu Fensterbau Nill in Ingersheim. So habe er noch mehr Erfahrungen sammeln können, sagt Keller und fügt augenzwinkernd hinzu: „Es ist besser, einen Chef zu haben, als den eigenen Vater als Ausbilder.“ Gleichwohl habe ihm die Arbeit schon immer Spaß gemacht. Deshalb habe er sich für den Glaserberuf entschieden. Von seinem Vater sei er nie dazu gedrängt worden.

Kellers handwerkliches Geschick zeigt sich früh

Das war auch gar nicht nötig. Kellers handwerkliches Interesse und Geschick zeigte sich schon früh. „Mein Opa hatte mich immer gern dabei, wenn er etwas gebaut hat“, erinnert sich der junge Mann an die gemeinsamen Stunden mit seinem Großvater, der ebenfalls als Glaser arbeitete und den Familienbetrieb in Pleidelsheim aufgebaut hat. Wenn dieser in ein altes Fenster beispielsweise neue Scheiben eingesetzt habe, dann habe er ihm beim Verkitten helfen dürfen. Aber auch anderes bauten Opa und Enkel gemeinsam, Vogelhäuschen etwa. Neben der Passion fürs Glaserhandwerk ist Keller auch seine Liebe zum Werken mit Holz geblieben. So treibt er in seiner Freizeit nicht nur gerne Sport, sondern drechselt auch gerne. Auch mit seinen Freunden habe er schon das eine oder andere gemeinsam gebaut, jüngst etwa einen Tisch.

Möchte er einmal den Betrieb seines Vaters übernehmen? „Ja, wenn meine Brüder mitziehen“, antwortet Keller sofort, ohne darüber nachdenken zu müssen. Noch seien die beiden jüngeren Geschwister in der Ausbildung beziehungsweise in der Schule. Der große Bruder hat sich derweil schon sein nächstes berufliches Ziel gesteckt. Er möchte den Meister machen.

Gute Chancen im Glaserhandwerk

„Ein Meister zählt wie ein Bachelor-Abschluss“, sagt Margit Schumacher von der Glaserinnung Stuttgart-Ludwigsburg und hebt die beruflichen Chancen hervor, die sich damit ergeben. Und die stehen auch für jene, für die es keinen Familienbetrieb fortzuführen gibt, in der Branche gut. „Die Möglichkeiten im Handwerk sind insgesamt sehr gut.“ Das gelte auch für das Glaserhandwerk. So könne man sowohl schnell nach der Ausbildung eine Anschlussstelle finden als auch sich selbstständig machen, wenn man unternehmerisch ein Händchen dafür habe und sein eigener Herr sein wolle, erklärt Schumacher. Zudem stünden viele Betriebe zur Übernahme bereit, deren Inhaber altersbedingt nach einem Nachfolger suchen.

Auch für Berufseinsteiger, die sich nach einem Ausbildungsplatz umschauen, seien die Chancen im Handwerk grundsätzlich gut, berichtet Schumacher: „Es werden mehr Stellen angeboten als besetzt werden können.“ Gerade für den Beruf des Glasers sei es sehr schwierig, Lehrlinge zu finden.

Über die Gründe könne man nur spekulieren. So könne es etwa daran liegen, dass dieser weniger bekannt ist als Kfz-Mechatroniker oder Friseur. Manch einer scheue sich eventuell auch vor der körperlichen Arbeit. Und die Tatsache, dass mehr junge Menschen Abitur machten und danach lieber ein Studium aufnehmen, habe sicher ebenfalls Einfluss auf die Lage am Ausbildungsmarkt.