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Wirtschaft
Regionales Gewerbegebiet Müllerheim vor dem Aus?

Direkt an der A 81-Anschlussstelle Zuffenhausen soll großflächig Gewerbe angesiedelt werden, das Ganze aber besonders nachhaltig sein, vor allem in puncto Energieverbrauch. Archivfoto: Andreas Becker
Direkt an der A 81-Anschlussstelle Zuffenhausen soll großflächig Gewerbe angesiedelt werden, das Ganze aber besonders nachhaltig sein, vor allem in puncto Energieverbrauch. Foto: Andreas Becker
Verkaufsbereitschaft von Flächeneigentümern für millionenschweres Vorhaben wohl doch nicht so groß wie gedacht

Korntal-Münchingen. Die Vorbereitungen für den „Bürgerdialog“ zum geplanten Regionalen Gewerbeschwerpunkt Müllerheim am 5. Februar waren im vollen Gange, Experten für Nachhaltigkeit, Gegner, Befürworter und Vertreter der Porsche AG als möglicher Nutzer geladen, um zu informieren – doch nun ist nicht nur diese Veranstaltung abgesagt, sondern möglicherweise auch das millionenschwere Vorhaben. „Aktuelle, unerwartete Entwicklungen bei den zentralen Rahmenbedingungen erzwingen den Stopp des Projekts“, heißt es seit Donnerstagmittag auf der Website der Stadt Korntal-Münchingen, Details würden folgen.

„Leider hat sich meine Zuversicht gestern im RGS-Beirat nicht bestätigt – im Gegenteil“, schreibt dann auch Bürgermeister Joachim Wolf an die LKZ. Noch am Mittwoch, vor einer internen Sitzung des eigens gegründeten Gremiums aus Stadträten, Verwaltung und Experten, hatte er auf die Frage nach Details zu dem Termin und dem Stand der Planungen gesagt, dass sich die Gespräche mit den Eigentümern der Grundstücke auf der Zielgeraden befinden und es seiner Einschätzung nach nicht daran scheitern wird.

100 Euro pro Quadratmeter offenbar zu wenig

Doch nach LKZ-Informationen ist derzeit genau das das Problem. Denn Porsche ist nach wie vor an einer Ansiedlung interessiert, heißt es aus der Pressestelle – so mancher im Ort hätte ein Scheitern eher deshalb erwartet, schließlich ist der Autobauer auch beim Regionalen Gewerbeschwerpunkt in Schwieberdingen im Gespräch. Vielmehr soll es nun am Preis für die Äcker liegen und nicht jeder Besitzer von Flächen mit den angebotenen 100 Euro pro Quadratmeter so einverstanden sein, wie es das bislang in öffentlichen Sitzungen dargestellt wurde, wenn es um die Arbeit des mit den Eigentümergesprächen und der Ideenentwicklung für das Areal beauftragten Architekten ging. Dabei würde ein Käufer anderswo rund um die Landeshauptstadt für diesen Preis eine schon als Bauland erschlossene Fläche bekommen und nicht nur bloß Acker, sagt Thomas Kiwitt, Technischer Direktor beim Verband Region Stuttgart.

Auch er, der gemeinsam mit Wirtschaftsförderer Walter Rogg am 5. Februar über das Vorhaben informieren wollte, wurde von den neuesten Entwicklungen überrascht. „Es wäre schade, wenn das das dauerhafte Projektende wäre“, sagt er, nicht nur wegen des Bedarfs, nachdem schon das 75 Hektar große Gebiet bei Pleidelsheim/Murr an der A81 an der Kommunalpolitik scheiterte und man sich 2014 rund 25 Hektar bei Müllerheim als eine von fünf Alternativen im Kreis ausguckte. Kiwitt bedauert den vorläufigen Projektstopp auch, weil die Korntal-Münchinger Pläne für ihn „ausgesprochen innovativ und ambitioniert“ sind.

Umweltverbände stellen angepriesene Nachhaltigkeit infrage

Vorgesehen war, dass es – geplant war dieses Quartal – vom Gemeinderat nur dann grünes Licht für die konkrete Umsetzung gibt, wenn das Gebiet in der Bilanz keine Emissionen erzeugt, sondern es dafür viel Grün gibt, vielleicht auch eine Seilbahn über die A81 Richtung Zuffenhausen, und soziale Infrastruktur, wie eine Art Betriebskita und Freizeitmöglichkeiten. Ein überregionales Vorbild, ein gern so bezeichneter „Leuchtturm und etwas Großartiges“ in Sachen Nachhaltigkeit war angestrebt – was es angesichts des Verlusts von Lebensraum für teilweise seltene Tiere und die Landwirtschaft für die Korntal-Münchinger Umweltverbände absolut nicht gewesen wäre. Doch zumindest sie dürften trotz der geleisteten Vorarbeit für ihren Part am 5. Februar nun zufrieden sein.