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Engelbergtunnel
Verkehr soll auf Autobahn bleiben

Tagsüber sind derzeit im Engelbergtunnel keine Bauarbeiten sichtbar, nur nachts werden einige Spuren gesperrt. Archivfoto: Oliver Bürkle
Tagsüber sind derzeit im Engelbergtunnel keine Bauarbeiten sichtbar, nur nachts werden einige Spuren gesperrt. Archivfoto: Oliver Bürkle
Intelligente Anzeigen mit geschätzter Reisezeit gibt es schon vereinzelt – sie sollen aber demnächst deutlich ausgebaut werden, hier ein Beispiel. Fotos: RP
Intelligente Anzeigen mit geschätzter Reisezeit gibt es schon vereinzelt – sie sollen aber demnächst deutlich ausgebaut werden, hier ein Beispiel. Fotos: RP
Von April 2020 an wird im Engelbergtunnel auch tagsüber gearbeitet, die Spuren werden verengt und teils gesperrt. Die Planer haben nun vorgestellt, wie sie Autofahrer bei Staus und Stockungen aus den Anrainerorten raushalten wollen.

Gerlingen/Leonberg. Der Zeitpunkt, zu dem die großangelegte Sanierung des Engelbergtunnels und seine Folgen Thema im Technischen Ausschuss von Gerlingen waren, hätte fast nicht besser gewählt sein können. Die Straßen rund um die A.81 in Fahrtrichtung Süden waren gestern voll, Auto an Auto reihte sich auf der Westumfahrung von Münchingen Richtung Ditzingen – denn für die Autobahn waren mehr als zehn Kilometer stockender Verkehr zwischen Ludwigsburg-Süd und dem Dreieck Leonberg angesagt.

Und das könnte von April an noch gravierender werden. Dann nämlich beginnt die Bauphase 1 der Sanierung. Damit einher gehen zwar keine langen Sperrungen der Tunnelröhren, wie das mal geplant war. Aber es wird zunächst für ein Jahr eine Spur in der Tunnelröhre der Gegenrichtung geführt, alle dann vier Spuren werden dadurch verengt und es gilt ein Tempolimit von 60 Stundenkilometern. Nachts schließlich wird die Röhre mit nur zwei Spuren ganz gesperrt.

Großräumige Umleitungen

Zumindest mit Stockungen rechnen die Planer deshalb, obwohl so viel getan wurde wie bei keiner Baustelle zuvor. Damit sich der Verkehr nicht über das nachgeordnete Straßennetz quält – betroffen sind vor allem Gerlingen und Leonberg –, wollen sie schon weit entfernt umleiten, erläuterte Projektleiter Enrico Hinz vom Regierungspräsidium: „Unsere oberste Prämisse ist: Wir wollen den Verkehr auf der Autobahn halten.“

Leisten sollen das zum einen elektronische Tafeln an den Autobahnkreuzen Walldorf, Weinsberg und Karlsruhe sowie am Dreieck Leonberg (A.8), die auf einen Stau hinweisen und Alternativen anbieten. Wichtig ist aber auch das regionale Verkehrsmanagement und eine Zuflussregulierung in die Nachbarorte der Anschlussstellen Feuerbach und Leonberg, so Wolfgang Schröder von BS Ingenieure, die mit dem Verkehrsführungskonzept beauftragt worden waren. Pförtnerampeln an den Abfahrten und vor den Markungsgrenzen sollen verhindern, dass es durch die Orte schneller geht – und das werde auch an Anzeigetafeln veranschaulicht, die die geschätzten Reisezeiten sowohl über die Autobahn als auch durch einen Ort – etwa auf der beliebten Ausweichrote über die Panoramastraße durch Gerlingen – darstellen. Hier muss das RP aber noch mit der Polizei verhandeln, die wenig Text auf den Tafeln haben will, um die Fahrer nicht zu sehr abzulenken, so Hinz auch auf die Kritik hin, dass die Alternative „via Stuttgart“ irreführend sei und Gerlingen dazu geschrieben werden solle.

Problem Mensch und Navi

So weit die Theorie. Es sei zwar viel Planungsaufwand betrieben worden, so Bürgermeister Georg Brenner. „Aber alles ausschließen können wir nicht. Wir müssen auch die Komponente Mensch ins Kalkül ziehen.“ Und die Navis, die bei Staus gerne ins nachgeordnete Straßennetz umleiten. Man sei dabei, mit den Anbietern zu verhandeln, dass sie diesen Algorithmus für bestimmte Orte abändern, so Hinz. Aber das sei schwierig, denn die Anbieter hätten das Interesse, Alternativen anzubieten. Allzu große Hoffnungen wolle er deshalb nicht machen. Kritische Nachfragen gab es aus dem Gremium – wie schon im Leonberger Pendant – unter anderem zur Rettungsgasse, die bei vier Spuren im Tunnel noch schwerer machbar sei. Die Frage sei aber Teil des regelmäßigen Austauschs mit den Feuerwehren. Bei einem Notfall müsse auch über die Gegenröhre ausgerückt werden, zudem könne man steuernd über die neue Schrankenanlage eingreifen, so Hinz.

Er verwies auch auf die besonderen Maßnahmen, um die Sanierung bestmöglich abzuwickeln. Unter anderem wird ständig jemand vom RP vor Ort sein und es gibt hohe Vertragsstrafen für Baufirmen gegen Verzögerungen bei den Arbeiten, die ohnehin rund um die Uhr stattfinden.

Zahlen und Fakten: 4,5 Jahre dauert es insgesamt, die durch aufquellendes Anhydrit geschädigten Tunnelwände zu sanieren und die neue Betriebstechnik zu installieren. Ab April gilt ein Jahr lang die 4+2-Führung, mit der nächtlichen Sperrung der zwei Spuren in der Röhre, in der vor allem gearbeitet wird. Danach gibt es ein Jahr lang vier Spuren in der einen Röhre, die andere bleibt tags unberührt – im Anschluss wiederholt sich alles. Die Baustellen für die Wandsanierung werden eingehaust, um Fahrer nicht abzulenken. (jsw)