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Flüchtlinge
„Wir bauen keine Unterkünfte ab“

In der Asperger Flüchtlingsunterkunft sind nur noch wenige Plätze frei. Archivfoto: Holm Wolschendorf
In der Asperger Flüchtlingsunterkunft sind nur noch wenige Plätze frei. Foto: Holm Wolschendorf
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1657 Plätze für Flüchtlinge hält der Landkreis Ludwigsburg derzeit bereit. Dort sind 1338 Flüchtlinge untergebracht. „Viel Platz ist nicht mehr“, sagt Landrat Dietmar Allgaier mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingskrise in Griechenland und der Türkei.

Kreis Ludwigsburg. Die Situation ist dramatisch. Im Schatten der Coronakrise harren Tausende Flüchtlinge aus Syrien an der türkisch-griechischen Grenze aus und hoffen, nach Europa zu kommen. Die Lage alarmiert auch das Landratsamt, das nicht wieder wie 2015 von den Ereignissen überrollt werden möchte. „Ich erwarte nicht, dass sich die Situation wiederholt“, sagt der Landrat. „Aber wir sind in jedem Fall gut gerüstet“, verweist er auf die Erfahrungen, die man in den vergangenen Jahren mit der Unterbringung von Flüchtlingen sammeln konnte. Das Zusammenspiel der verschiedenen Ebenen sei deutlich besser, die Informationen würden von Bund und Land schneller fließen. „Damals wussten wir ja manchmal erst wenige Stunden vorher, dass ein Bus mit Flüchtlingen zu uns unterwegs ist“, erinnert sich Allgaier, der als Erster Bürgermeister in Kornwestheim direkt in die Organisation der Verteilung eingebunden war. „Jetzt wissen wir auch besser Bescheid, wer da zu uns kommt, welche Gebräuche sie haben, wie sie medizinisch zu versorgen sind und welche psychologischen Vorkehrungen getroffen werden müssten.“

Nicht alle Plätze belegt

In den 37 Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises, die sich in 20 Kommunen befinden, sind nicht alle Plätze voll belegt. „Ursprünglich wollten wir Plätze abbauen“, so Allgaier. Dies habe man allerdings jetzt im Lichte der neuesten Entwicklungen gestoppt. Sollten jetzt Kinder aus den Flüchtlingsgebieten von der Bundesrepublik aufgenommen werden, dann wäre der Kreis auf jeden Fall gerüstet. „Die Infrastruktur steht“, so Allgaier. Auch die Betreuung durch Sozialarbeiter sei gewährleistet.

Sollte es darüber hinaus zur Zuweisung von weiteren Flüchtlingen kommen, dann stünde dem Landkreis eine Gewerbehalle zur Verfügung, die wieder belegt werden kann. Außerdem verfügt der Landkreis über zwei Grundstücke, die kurzfristig bebaut oder mit Wohncontainern belegt werden könnten.

Allgaier erwartet aber, dass die Landkreise eine „ausreichende Vorlaufzeit“ erhalten, um Vorkehrungen zu treffen und die Unterbringung zu organisieren. Auch finanziell und logistisch müssten sich Stadt und Land an der Unterbringung beteiligen, fordert Allgaier.

Bislang hätten sich viele Flüchtlinge gut integriert, bilanziert Allgaier. „Sie haben eine Ausbildung angetreten oder einen Job gefunden“, sagt der Landrat. „Aber es gibt auch einige, die Schwierigkeiten haben, hier anzukommen.“ Und viele sind auch wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Seit 2015 haben 809 Menschen den Rückweg angetreten. Dabei hat sich die Zahl in den vergangenen zwei Jahren abgeschwächt. Da waren es 74 (2018) und 58 (2019). In den ersten beiden Monaten 2020 sind bislang drei Personen nach Hause zurückgekehrt.

Seit Beginn der Flüchtlingskrise vor fünf Jahren sind dem Landkreis vor allem für die Unterbringung erhebliche Kosten entstanden. Insgesamt wurden 81,1 Millionen Euro allein für die Betreuung und Versorgung der Flüchtlinge ausgegeben. Die Investitionen für die neuen Unterkünfte und die Sanierung bestehender Einrichtungen belaufe sich, so das Landratsamt, auf ein Vielfaches dieser Summe.