1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Stadtfest
Schnecken, Flößer und feine Damen feiern den Frühling

350_0900_16119_COKRMaientag8.jpg
Gerd Maisch darf den Maientag eröffnen.
350_0900_16118_COKRMaientag4.jpg
Beim traditionellen Flößertanz ging es rutschig zu.Fotos: Oliver Bürkle
350_0900_16120_COKRMaientag6.jpg
Schon beim Umzug hatte es angefangen, sich einzuregnen. Die Teilnehmer und Zuschauer ließen sich davon nicht stören.
Glück mit dem Wetter hatten die Vaihinger bei diesem Maientag nicht. Aber trotz Dauerregens begrüßten etliche Zuschauer und Umzugsteilnehmer traditionell und mit Begeisterung den Frühling.

Ludwigsburg. Eigentlich hatten die Vaihinger ganz optimistisch mit einem schönen Pfingstwochenende gerechnet: „Die Temperaturen sollen festwürdig werden“, sagte Oberbürgermeister Gerd Maisch noch wenige Tage vor dem großen Stadtfest, das inzwischen immer an Pfingsten veranstaltet wird.

Dass dann trotzdem schon kurz nach Beginn des Festumzuges erste Regentropfen fallen, und es mit zunehmender Nässe kühler wird, tut der Stimmung in der Vaihinger Innenstadt am Festtag aber wenig Abbruch. Lediglich die überdachten Stellen am Straßenrand werden bei den Zuschauern zusehends beliebter und die eine oder andere historische Figur trägt plötzlich einen Plastik-Regenponcho zum Leinengewand.

{CONTENT} 

Für den Umzug durch die Stadt, der den Höhepunkt eines jeden Maientages darstellt, haben sich die 89 Vereine, die in diesem Jahr teilnehmen, einiges einfallen lassen. Mittelalterliche Bauern verschenken Karotten an die Umstehenden, die griechische Gemeinde schenkt mit fröhlichen „Jamas“-Rufen Ouzo in kleinen Bechern aus. Ein Wagen, der an den großen Vaihinger Stadtbrand erinnert, qualmt unablässig, während ein Henker mit schwarzer Kutte eine gefesselte Frau an den Zuschauern vorbei zerrt. Die Kinder der Grundschulen tummeln sich als kleine Schnecken, Rösser und Schweinchen verkleidet im Zug, während die älteren Mädchen prachtvolle Kleider mit Reifrock tragen. Die jugendlichen Darsteller des Alten Rats sind in diesem Jahr in blaue Roben gehüllt – mühsam geschneidert aus einem ausrangierten Bühnenvorhang der Stadthalle, erzählt man sich im Publikum, als sie vorbeiziehen. Im stärker werdenden Regen kommt den meisten Umzugsteilnehmern die Pause in der trockenen Stadtkirche wohl ganz recht. Wer nicht am ökumenischen Gottesdienst teilnimmt, wärmt sich mit einem Kaffee oder einem ersten Bier auf. Draußen verharren vor allem die Festwagen, die Pferde vorgespannt haben. Nach dem Gottesdienst setzt sich der Festzug wieder in Bewegung, um sich schließlich rund um das Rondell auf dem Festplatz zu sammeln. Hier dürfen vor allem die Kinder, die traditionell die Hauptpersonen des Maientages sind, zeigen, was sie für das Fest einstudiert haben. Neben Liedern und kleinen Theaterstücken gehört dazu vor allem das Gedicht „D‘ zit isch do...“ an dessen Ende die Kleinen ihren vielen Zuhörern ein fröhliches „Scheener Maiadag“ entgegen schmettern.

Die Festrede, die von dem Gymnasiasten Julien Gergen gehalten wird, dreht sich indessen voll und ganz um das diesjährige Thema des Maientages, das auf ein Zitat von Hermann Hesse zurückgeht: „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“ Nahezu unmöglich erscheint es dann kurz auch, dass die Vaihinger Schüler auf dem vom Regen aufgeweichten Boden den historischen Flößertanz zum Abschluss des Programms aufführen, ohne auszurutschen. Trotzdem meistern die Mädchen mit den roten Röcken und die Jungen, die zum Teil mit Weste, zum Teil mit blauem Anzug und Flößerstab ausgestattet sind, den Tanz, den einstmals die Flößer aus dem Schwarzwald über die Enz nach Vaihingen und auf den Maientag brachten.