1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Bahnhofsrat Ludwigsburg setzt sich für mehr Sicherheit, Barrierefreiheit und Kunst ein

Auch auf dem Bahnsteig des Ludwigsburger Bahnhofs, konnte sich der Mann nicht beruhigen. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Auch auf dem Bahnsteig des Ludwigsburger Bahnhofs, konnte sich der Mann nicht beruhigen. Foto: Holm Wolschendorf
Ein waches Auge auf die Probleme und Missstände am Bahnhof hat der ehrenamtliche Bahnhofsrat. Die Entscheidung, die Stelle des Bahnhofsmanagers zu streichen, hat im Gremium vor knapp einem Jahr für großen Unmut gesorgt. Manche haben aus Ärger darüber ihren Hut genommen. Die, die geblieben sind, haben auch ohne Hilfe eines Managers Dinge auf den Weg gebracht. Was steht 2022 auf dem Zettel?

Ludwigsburg. Ein großer Aufschrei des Bahnhofsrats war Ende Februar vor einem Jahr die Reaktion auf die Entscheidung, die Stelle des städtischen Bahnhofsmanagers zu streichen. Wie sollte es ohne Axel Müller weitergehen, der die Aufgabe des städtischen Kümmerers in allen Fragen um den Bahnhof 2019 übernommen hatte? Aus Unverständnis und Zeichen des Protests über diese Entscheidung verließen mehrere Mitglieder den Bahnhofsrat, das Gremium zählt seitdem nur noch acht statt 15 Mitglieder.

Einer von denen, der geblieben ist, ist Timo-Daniel Voß, der als langjähriger Langstreckenpendler viele Bahnhöfe in Deutschland kennengelernt hat. Warum er sich seit 2019 im Bahnhofsrat engagiert? „Ich wollte nicht nur über die Zustände meckern, sondern selbst anpacken.“

Gespräche zwischen Bahnhofsrat und Gemeinderat

Nach dem Abschied des Bahnhofsmanagers wurde er positiv überrascht. „Es war für uns wider Erwarten ein sehr produktives Jahr“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Nach dem öffentlichen Aufschrei des Bahnhofsrats in unserer Zeitung habe sich die Kommunikationsbereitschaft des Gemeinderats „deutlich verbessert“, auch im Rathaus fand das Gremium mehr Gehör.

Ziel: Bahnhof soll sicherer werden

Zusätzlichen Schub für das Engagement der Ehrenamtlichen verspricht ein Forschungsprojekt. „SiLBer“ steht für „Sicherheit im Ludwigsburger Bahnhofsviertel“ und ist eine Studie, die vom Bundesbildungsministerium mit einer Viertelmillion Euro gefördert wird. Mit der Universität Tübingen, genauer dem Bereich für Kriminalprävention und Risikomanagement, möchte die Stadt ihren Bahnhof nochmals genau unter die Lupe nehmen. So soll ein Konzept erstellt werden, wie der Bahnhof sicherer werden kann und bei seinen Nutzern keine Ängste hervorruft.

Sicherheit ist neben Sauberkeit und Barrierefreiheit auch eines der drei Kernthemen der Ehrenamtlichen. Der Bahnhofsrat steht dabei nicht für bahnbrechende Neuerungen, dafür fehlen die Mittel und die Zuständigkeit. Es ist vielmehr ein Gremium, das viele kleine Puzzleteile hervorbringt, nachfragt, anstößt.

Markthallen-Wand soll für Street-Art-Kunst genutzt werden

Eines dieser Puzzleteile soll in diesem Frühjahr sichtbar werden: Die Rückseite der sogenannten Markthalle, die sich entlang von Gleis 1 erstreckt, soll auf Bestreben des Bahnhofsrats hin verschönert werden. Timo-Daniel Voß ist der Initiator, hat bei der Bahn grünes Licht für das Projekt eingeholt. Voß freut sich, wenn Schulklassen und ein Street-Art-Künstler die Pläne, die wegen der Pandemie immer wieder verschoben wurden, endlich in die Tat umsetzen. „Wir wollen das Thema Sicherheit voranbringen“, sagt er. Und die Sicherheit sei eben auch eng mit dem Erscheinungsbild einer Umgebung verknüpft. Müll, schlechtes Licht, ein ungepflegtes Umfeld verstärken Voß zufolge das Gefühl, an einem unsicheren Ort zu sein. Dabei treten Gewalttaten am Bahnhof nicht zwangsläufig häufiger auf, so Voß. „Wir wünschen uns, dass der Bahnhof in einem besseren Licht betrachtet wird“, wünscht sich der 30-Jährige. Kunstaktionen, wie er sie plant, sollen für positive Schlagzeilen sorgen.

Für mehr Barrierefreiheit

„Es sind viele Kleinigkeiten, die wir übers Jahr hinweg angehen wollen.“ Manchmal machen Kleinigkeiten für die Betroffenen einen großen Unterschied, zum Beispiel, wenn Bodenmarkierungen zur Barrierefreiheit mitten im Weg aufhören. Eine Gruppe innerhalb des Bahnhofsrats arbeitet derzeit daran, einen Punkteplan für mehr Barrierefreiheit auf den Weg zu bringen.

Ab 2023 Umbau des ZOB

Viel zu tun wird es vermutlich auch 2023 für den Bahnhofsrat geben. Dann soll aktuellen Planungen zufolge nämlich der Umbau des Zentralen Omnibusbahnhofs beginnen, der zunächst auf drei Jahre ausgelegt ist. Eine Herausforderung für Pendler und Passanten, das steht schon heute fest. Vertreter des Bahnhofsrats sind als ständiges Gastmitglied bei den Bauplanungen anwesend. Dabei gelte es, wachsam zu sein, in mehrfacher Hinsicht. „Wir achten darauf, nicht für parteipolitische Zwecke genutzt zu werden.“