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Förderung
Bedarf an Schwimmkursen steigt

Sportministerin Theresa Schopper (Vierte von links) besucht am Dienstag einen Schwimmkurs im Campusbad. Fotos: Ramona Theiss
Sportministerin Theresa Schopper (Vierte von links) besucht am Dienstag einen Schwimmkurs im Campusbad. Foto: Ramona Theiss
Wie wichtig eine gute Wassergewöhnung ist, zeigt der Schwimmkurs des SV Ludwigsburg.
Wie wichtig eine gute Wassergewöhnung ist, zeigt der Schwimmkurs des SV Ludwigsburg.
Die Schwimmfähigkeit ist eine Fähigkeit, die im wahrsten Sinne des Wortes Leben retten kann. Doch viel zu wenig Kinder erlernen diese Grundfertigkeit ausreichend. Deshalb hat das Kultusministerium ein Sofortprogramm initiiert. Der Bedarf an Schwimmkursen ist riesig – auch in Ludwigsburg.

Ludwigsburg. Es ist eine erschreckende Zahl: „Rund 60 Prozent der Kinder, die die Grundschule verlassen, sind nicht schwimmfähig“, sagt Martin Rivoir, Präsident des Schwimmverbands Württemberg. Das war allerdings vor der Coronapandemie. „Mittlerweile ist es noch dramatischer geworden.“

Die Probleme rund um die Schwimmfähigkeit von Kindern haben mittlerweile auch die Landespolitik erreicht. So hat das Kultusministerium gemeinsam mit den beiden baden-württembergischen Schwimmverbänden sowie DLRG-Landesverbänden ein Sofortprogramm zur Verbesserung der Schwimmfähigkeit von Schülerinnen und Schülern initiiert. Das Programmvolumen beträgt zwei Millionen Euro. „Es ist immens wichtig, dass Kinder schwimmen lernen und schwimmen können“, sagt Theresa Schopper, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, die im Rahmen ihrer Sommertour am Dienstag einen Schwimmkurs im Campusbad Ludwigsburg besucht hat. „Unser Ziel muss es sein, Schwimmkurse möglichst früh anzubieten.“

„Alle Anbieter führen lange Wartelisten“

Die Coronapandemie hat die Welle an Nichtschwimmern noch einmal größer werden lassen. Coronabedingt mussten Hallen- und Schwimmbäder über mehrere Monate schließen, der Bedarf an Schwimmkursen – der auch vor der Pandemie schon enorm war – konnte nicht einmal ansatzweise gedeckt werden. „Nach Schätzungen der baden-württembergischen Schwimmverbände haben etwa 100000 Kinder seit dem Beginn der Coronapandemie vor 14 Monaten im Land nicht oder nicht sicher schwimmen gelernt. Alle Anbieter führen lange Wartelisten für Anfängerschwimmkurse“, teilt das Kultusministerium mit. Ministerin Schopper beschreibt das Schwimmen bei ihrem Besuch im Campusbad als eine wichtige Grundtechnik. Sie sagt: „Schwimmen ist eigentlich in relativ kurzer Zeit zu erleben. Wichtig ist aber auch, das Erlernte über den Schwimmkurs hinaus zu festigen. Nicht schwimmen zu können, ist eine große Gefahr.“

Dass die Nachfrage nach Schwimmkursen auch in Ludwigsburg riesig ist, bestätigen beispielsweise die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) und die Ortsgruppe Ludwigsburg/Remseck der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). „Die Nachfrage hat deutlich zugenommen“, sagt Michael Behle, Ausbildungsleiter bei der DLRG-Ortsgruppe. Durch die coronabedingte Zwangspause sei bei vielen Kindern außerdem das vor der Pandemie Erlernte bereits wieder vergessen. Auch hier müsse nachgearbeitet werden.

Die Stadtwerke bieten unter normalen Bedingungen rund 90 Schwimmkurse im Jahr an. „Durch diese Kurse hatten circa 540 Kinder die Möglichkeit, das Schwimmen zu erlernen“, so eine Sprecherin. „Im Jahr 2021 haben wir bereits 48 Ferienintensivkurse sowie 16 Schwimmkurse außerhalb der Ferien angeboten. So hatten circa 380 Kinder die Chance, schwimmen zu lernen.“ Kurse für Erwachsene, Babys und Kleinkinder und Aquakurse können momentan nicht stattfinden. Alle Kurse der SWLB seien bisher „zu 99 Prozent ausgebucht“. „In den ab 30. August startenden Ferienintensivkursen sind bis dato noch fünf freie Plätze“, heißt es. Das Mindestalter für die SWLB-Ferienintensivkurse im Stadionbad, die zehn Einheiten umfassen, beträgt fünf Jahre.

„Es fehlt vor allem auch an Wasserflächen“

Der SV Ludwigsburg ist bereits ein Teil des coronabedingten Sofortprogramms des Kultusministeriums. So bietet der SVL in den Sommerferien Kompaktkurse für Schwimmanfänger zwischen vier und zwölf Jahren im Campusbad an. „Die Kinder werden nach ihren aktuellen schwimmerischen Fähigkeiten und ihrem Alter eingeteilt. Pro Gruppe werden maximal sechs Kinder von einem Übungsleiter betreut“, so der SVL.

Wie Ursula Jung, Vizepräsidentin des DLRG-Landesverbands Württemberg, sagt, habe man durch die Ausbildungsoffensive bisher knapp 3000 Kinder im Land erreicht. „Wir würden gerne noch viel mehr Kindern das Schwimmen beibringen. Aber es fehlt vor allem auch an Wasserflächen.“ Und auch Volker Heyn, Präsident des SV Ludwigsburg, sagt: „Es nützt nichts, wenn wir das Geld und die Übungsleiter haben, solange uns die Wasserflächen fehlen.“ Der Erhalt der Bäder spiele gerade im Hinblick auf die Schwimmkurse eine große Rolle. Die Unterstützung von Städten und Gemeinden sei ein wichtiger Faktor.