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Ludwigsburg
Bittere Bilanz für Mini-Weihnachtsmarkt im Ludwigsburger Schlosshof

Karlheinz Wagner als Ein-Mann-Weihnachtsmarkt von Ludwigsburg. Foto: Andreas Becker
Karlheinz Wagner als Ein-Mann-Weihnachtsmarkt von Ludwigsburg. Foto: Andreas Becker
Der Mini-Weihnachtsmarkt im Schlosshof war ein vollständiger Flop. Nur Karlheinz Wagner hat sich mit seinem Stand daran beteiligt. Was hat er in den drei einsamen Tagen erlebt?

Ludwigsburg. Zu allen kuriosen und seltsamen Entwicklungen der Coronakrise gesellt sich in Ludwigsburg nun noch ein ganz besonderes Ereignis dazu: Der Weihnachtsmarkt 2021 wird als Ein-Stand-Weihnachtsmarkt in die Geschichtsbücher der Stadt eingehen.

Eigentlich wollten sich an dem Mini-Weihnachtsmarkt im Schlosshof gut zehn Händler beteiligen. Nach der Absage des großen Weihnachtsmarkts auf dem Marktplatz hatte die Stadt kurzfristig dieses dreitägige Mini-Format möglich gemacht. Gut fünf Stände machten sich am Donnerstagvormittag dann auch an den Aufbau. Nach den ersten Sturmböen und Dauerregen blieb aber nur Karlheinz Wagner mit seinen Lederwaren zurück. Ein einsamer Stand inmitten des weiten Hofes.

Wir treffen den resignierten Händler am Samstagvormittag. Da ist er gerade dabei, seine Waren nach zwei ernüchternden Tagen zusammenzupacken. Nein, für diesen verregneten Samstag habe er keine Hoffnung mehr. Darum will er jetzt abbrechen. Immerhin hat er zwei Tage völlig alleine ausgehalten. Hinzu kommt, dass auch für das Blühende Barock seit Samstag die 2G-plus-Regelung gilt. Große Besucherströme sind also nicht zu erwarten.

„Mehr als ein Taschengeld habe ich nicht verdient“, bilanziert der Asperger. Nur am Freitag, als das Wetter einigermaßen gut war, lief es. Dazwischen gab es aber auch ein Loch von vier Stunden ohne Kunden. „Jeder, der gekommen ist, hat mich ungläubig gefragt: Sind Sie der einzige Stand?“, erzählt Wagner.

Immerhin hat die Stadt Ludwigsburg es versucht

Auf die Corona-Entscheidungen der Bundesregierung kann er nur mit großer Verwunderung blicken. „Man könnte so viel machen.“ Gerade im Außenbereich seien die Menschen doch eigentlich sicher. Märkte wären seiner Meinung nach möglich gewesen. Vielleicht mit verkürzten Öffnungszeiten. Das sei immer noch besser als heimliche Treffen der Menschen zu Hause im Privaten. Statt vorausschauender Entscheidungen werde unentwegt Angst verbreitet. „Die vergangenen 20 Monate waren für uns eine Achterbahn der Gefühle.“ Viele Schausteller und Marktkaufleute – zu denen zählt auch Karlheinz Wagner mit seinem Lederwarenstand – hätten mittlerweile aufgegeben.

Dass es Ludwigsburg mit dem Mini-Weihnachtsmarkt wenigstens versucht hat, findet er gut. „Aber es wäre für mich natürlich besser gewesen, wenn sich auch andere Stände beteiligt hätten.“

Seine Hoffnung ruht jetzt auf dem Stand, den er gemeinsam mit seiner Frau gerade in der Passage des Marstalls stehen hat. „Dort läuft alles super.“ Auch das ist eine Kuriosität dieses zweiten Corona-Winters: Drinnen kann ein Verkaufsstand erfolgreich sein, während ihm draußen die Existenz praktisch unmöglich gemacht wird.