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Bundestagswahl
CDU-Kandidat Steffen Bilger im Porträt: „2015 ist so viel falsch gelaufen“

Als Familienvater oft im Märchengarten im Blühenden Barock: Steffen Bilger. Foto: Andreas Becker
Als Familienvater oft im Märchengarten im Blühenden Barock: Steffen Bilger. Foto: Andreas Becker
Dreimal in Folge hat er für die CDU das Direktmandat für den Bundestag geholt. Und auch dieses Mal ist das sein Ziel. Dass das kein Selbstläufer ist, dessen ist sich Steffen Bilger bewusst. Was ihn antreibt? „Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Generation meiner Kinder eine gute Zukunft hat.“

Es lag nicht an der Größe, dass Steffen Bilger Kanzlerin Angela Merkel ins Auge fiel, als sie die Posten der Parlamentarischen Staatssekretäre zu besetzen hatte. Es lag vielmehr an seinem Alter. „In der Fraktion gab es ein gewisses Grummeln, und die Forderung, sich zu verjüngen, wurde laut“, erzählt er. Als Vorsitzender der Jungen Gruppe der Unions-Bundestagsfraktion und Mitglied im Verkehrsausschuss hatte Bilger, damals 38, von sich reden gemacht. Da lag es nahe, den hoch aufgeschossenen jungen Mann aus Baden-Württemberg zum Staatssekretär im Verkehrsministerium zu machen.

Dass wir uns mit Steffen Bilger am Zügle im Märchengarten des Blühenden Barock treffen, hat allerdings nichts mit dem Verkehrsministerium zu tun, sondern vielmehr mit seinen beiden Kindern (fünf und knapp drei). „Wir sind sehr oft hier, und wir müssen natürlich jedes Mal mit dem Zügle fahren.“

Mit knapp 17 ist er in die Junge Union eingetreten. Zuvor war er im Stadtjugendring seiner Heimatstadt Backnang aktiv. „Da ging es oft um Kommunalpolitik.“ Politische Diskussionen habe es auch oft im Elternhaus gegeben, obwohl weder Vater (Sozialdiakon) noch Mutter (Erzieherin) einer Partei angehören. 2006 wird Bilger Landesvorsitzender der Jungen Union, „das ist der Punkt, an dem man sich Gedanken macht, ob man beruflich Politik machen möchte“. Zu dieser Zeit war der studierte Jurist in der Strategieabteilung der MVV Energiedienstleistungen in Mannheim tätig. Als der Ludwigsburger Bundestagsabgeordnete und ehemalige Verkehrsminister Matthias Wissmann ankündigte, kein weiteres Mal zu kandidieren, wurde Bilger dessen Nachfolger im Wahlkreis, holte 2009 das Direktmandat und sitzt seither im Bundestag. Obwohl schon ein alter Hase im Politikgeschäft, ist der 42-Jährige heute immer noch der jüngste CDU-Staatssekretär.

Auto, Straßen, Klima, Luftverkehr und Digitalisierung, das waren bislang Bilgers Schwerpunkte im Amt. „Ich glaube, wir sind bei all den Zukunftsaufgaben auf einem guten Weg.“ Beim Breitbandausbau habe man inzwischen viele Funklöcher geschlossen, „aber wir haben immer noch nicht das Niveau erreicht, wie es für eine Industrienation nötig ist“, meint er kritisch. „Dranbleiben“ sei wichtig, und „es dauert viel zu lang“. Er nennt ein Beispiel aus eigener Erfahrung: 2009 hat er selbst für die Seitenstreifenfreigabe auf der A81 demonstriert. Zwölf Jahre hat es gedauert, bis in diesem Jahr der erste Abschnitt freigegeben wurde. „Man braucht einen langen Atem.“

Die Klimaschutzziele im Verkehr habe man erreicht, auf Deutschlands Straßen fahren eine Million Elektrofahrzeuge. „Jetzt geht es um die Frage, wie wir es schaffen, die Arbeitsplätze zu erhalten.“ Es sei ihm wichtig, „die Leute mitzunehmen“, dafür einzustehen, dass politische Entscheidungen Akzeptanz bei den Bürgern fänden. „Die CDU steht für eine Politik, die niemanden im Stich lässt.“

Doch genau das werfen viele dem CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet mit Blick auf dessen Afghanistan-Äußerung vor. 2015 dürfe sich nicht wiederholen, hatte dieser gesagt. „Ich wundere mich über die Kritik“, sagt Bilger. „2015 ist so viel falsch gelaufen.“ Es sei keine Frage für ihn, Ortskräfte nach Deutschland zu holen. Selbstverständlich. „Aber wir sollten vielmehr in der Region vor Ort helfen, in Pakistan zum Beispiel, damit die Menschen in ihrer Heimatregion bleiben können.“

Armin Laschet, so sagt Steffen Bilger, wäre ein guter Kanzler, obwohl sich Bilger bei der Kanzlerkandidaten-Wahl für Friedrich Merz ausgesprochen hatte. „Laschet hat in NRW einen guten Job gemacht und eine stabile Regierung geführt.“ Kohleausstieg, Klimaschutz und soziale Auswirkungen habe er gut gemanagt.

Der Wahlkampf ist in seiner heißen Phase. Die Umfragen können die CDU nicht allzu positiv stimmen. Ob Steffen Bilger nach wie vor Staatssekretär bleibt? Bilger gibt sich zurückhaltend. Er rechne mit einer Koalition aus drei Parteien. Wie viele Ministerien dann auf die CDU entfallen, ließe sich noch nicht absehen, das sei Thema der Koalitionsverhandlungen. Zunächst gehe es für ihn darum, in den Bundestag gewählt zu werden. „Das ist eine spannende Aufgabe, die ich wahrnehmen möchte.“ Spannend wird die nächste Zeit auch jenseits der Politik. Seine Frau Isabell und er erwarten rund um den Wahltermin ihr drittes Kind.

Zur Person:

Alter: 42Jahre.

Wohnort: Ludwigsburg.

Beruf: Jurist.

Ämter: 2006 Landesvorsitzender der Jungen Union, seit 2009 im Bundestag, seit 2018 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Interessen: Tennis und Zeit mit der Familie verbringen.