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Architektur
Das Forum am Schlosspark in Ludwigsburg ist jetzt ein Denkmal

Zweckmäßigkeit, hoher künstlerischer Anspruch und gediegene Opulenz zeichnen das Forum am Schlosspark aus. So urteilt das Landesamt für Denkmalpflege über die Veranstaltungsstätte, die in den 1980er-Jahren gebaut worden ist. Foto: Stadt Ludwigsburg/P
Zweckmäßigkeit, hoher künstlerischer Anspruch und gediegene Opulenz zeichnen das Forum am Schlosspark aus. So urteilt das Landesamt für Denkmalpflege über die Veranstaltungsstätte, die in den 1980er-Jahren gebaut worden ist. Foto: Stadt Ludwigsburg/P
Eigentlich ist das Ludwigsburger Forum am Schlosspark ein Sorgenkind. Gemunkelt wird von einer „großen Sanierung“ des Gebäudes, sogar von einer zeitweisen Schließung. Genaues weiß man nicht. Jetzt die Überraschung: Das Forum wird zum Kulturdenkmal. Ist das gut oder schlecht für die Stadt?

Ludwigsburg. Seit Jahren wird in das Forum investiert, um Ludwigsburgs große Veranstaltungsstätte in Schuss zu halten. Schließlich ist sie Spielstätte, Konzerthaus und Kongresszentrum zugleich. Es wird nach Corona wieder gut gebucht, trotz einzelner Mängel sei das Forum „durchgehend betriebsbereit“, stellte der städtische Eigenbetrieb Tourismus & Events in seinem Wirtschaftsplan fest.

Doch eine „große Sanierung“ oder „Generalsanierung“ steht an – was genau sich dahinter verbirgt, wird noch nicht bekannt gegeben. Das Dach ist leicht undicht, die Fassade hat kleinere Mängel. Es geht zudem um Brandschutz, um Fluchtwege, für die möglicherweise auch in die Fassade eingegriffen werden muss.

Millionenschwere Sanierung steht an

Gesucht wird auch nach Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten, der Eigenbetrieb Tourismus & Event sieht sich in dieser Hinsicht überfordert: Es stehen Millionenbeträge im Raum, genaues weiß man noch nicht. Die Spanne reicht von 20 bis 80 Millionen Euro. Auch von einer zeitweisen Schließung des Forums 2025 war schon die Rede. Für den kulturellen Part des Forums werde nach räumlichen Alternativen gesucht.

Es werde gerade ein Fahrplan erstellt, mehrere Fachbereiche seien an dem Thema dran, so Oberbürgermeister Matthias Knecht im Gespräch mit unserer Zeitung. Dass es auch Gerüchte über einen Abriss gibt, verwundert nicht. „Es gibt ganz im Gegenteil eher gegenläufige Tendenzen“, so Knecht noch vor wenigen Tagen. Womit er wohl andeutete, was jetzt das Regierungspräsidium Stuttgart offiziell mitteilt: Das Ludwigsburger Forum wird in die Liste der Kulturdenkmäler Baden-Württembergs aufgenommen. Es steht jetzt also unter Denkmalschutz.

Neben Schloss und Marktplatz ein bedeutender Ort

„Das Forum ist für uns unverzichtbar, es ist neben Schloss und Marktplatz mit Stadtkirche eines der drei prägenden Orte dieser Stadt“, schwärmt der Oberbürgermeister gar von diesem Gebäude. Trotz der anstehenden Kosten für die Sanierung scheint die Wertschätzung ungebrochen.

Weshalb das Forumsgebäude, 1988 eröffnet, gerade jetzt unter Denkmalschutz gestellt wird? Das Landesamt nimmt derzeit die Theaterbauten in den Blick, Ludwigsburg hat darauf reagiert. „Der Impuls kam aber nicht von uns“, so OB Knecht. Ob es Gelder vom Land gibt, ist offen. Die Stadt versucht, sowohl für Denkmale als auch für Kulturbauten zwei Fördertöpfe anzuzapfen. Im besten Fall, so Knecht, profitiert Ludwigsburg davon und die Sanierung kann besser finanziert werden. Ob’s umgekehrt teurer wird, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Manche Umbauten könnten „umständlicher“ werden.

Architekturgeschichtlich wichtig

Für das Landesamt für Denkmalpflege hat das Forum einen wichtigen „Stellenwert in der jüngeren Geschichte der Veranstaltungs- und Theaterbauten in Baden-Württemberg“. Es sei architekturgeschichtlich und bautypologisch von besonderem Wert. „An seiner Erhaltung besteht wegen seines dokumentarischen und exemplarischen Wertes ein öffentliches Interesse“, wird mitgeteilt.

Dies bekräftigt auch Martin Hahn, Landeskonservator im Landesamt für Denkmalpflege. Es sei ein Renommierprojekt der Kulturpolitik, das Gebäude, das inzwischen 35 Jahre alt ist, besitze eine besondere Qualität. „Die Einstufung unseres Forums als Kulturdenkmal unterstreicht, wie zeitlos und zukunftsweisend das Haus von Anfang an geplant war und welche große städtebauliche Bedeutung ihm in Ludwigsburg zukommt“, betont OB Knecht. Das Forum sei für Veranstaltungen, Kultur, Vereine und Gesellschaft auch in Zeiten knapper Kassen unverzichtbar.

Vorzeigeobjekt des Kulturbetriebs der 1980er Jahre

Baubürgermeisterin Andrea Schwarz wird in der gemeinsamen Mitteilung des Regierungspräsidiums und der Stadt Ludwigsburg folgendermaßen zitiert: „Der Entwurf ging aus einem internationalen Wettbewerb hervor. Er nimmt auf drei Seiten das barocke Raster der Stadt auf und öffnet sich zum Schloss mit der schwingenden Foyerfassade. Zusammen mit dem Brunnen macht sie das Forum unverwechselbar und zu einem Vorzeigeobjekt des Kulturbetriebs der 1980er Jahre in Baden-Württemberg.“ Die vielen innovativen Lösungen von der Bühnentechnik über die variable Akustik bis hin zur Beleuchtung und Beheizung über die Fensterprofile würden von schwäbischem Tüftlertum und einem hohen Anspruch an Funktionalität zeugen.

Veranstaltungsort für Kongresse und Empfänge

Das Forum am Schlosspark bietet für kulturelle, gesellschaftliche und Firmenveranstaltungen Räumlichkeiten – je nach Veranstaltungsformat – für bis zu 3000 Personen. Das Haus ist mit seinem hochkarätigen Kulturprogramm der Ludwigsburger Schlossfestspiele sowie der Spielzeit des Fachbereichs Kunst und Kultur weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Internationale Top-Stars gaben sich hier bereits die Klinke in die Hand; das Spektrum reichte dabei von Anne-Sophie Mutter bis zu den Toten Hosen.

Renommierte internationale Kongresse finden hier ebenso statt wie herausragende gesellschaftliche Veranstaltungen, Symposien und Empfänge. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war hier ebenso zu Gast wie Bundespräsident a. D. und Ehrenbürger der Stadt Ludwigsburg, Horst Köhler, heißt es abschließend. (red)