Ludwigsburg. Noch ist keine Zeit für Artistik, Clownerie und Zauberei. Baufahrzeuge kurven durch den Südgarten, mit Lkw wird Material angeliefert. Beim Aufbau der Zirkusstadt sind statt Eleganz und Leichtigkeit Know-how und vor allem Muskelkraft gefragt. Circa 50 Männer sind im Einsatz. Durch ihre Kehlen fließen an diesem Tag unzählige Liter Wasser und Softdrinks, denn im Südgarten des Blüba brennt die Sonne unerbittlich. Es ist faszinierend, dabei zuzuschauen, wie die Arbeiter routiniert und unterstützt von Hubkraft das Zelt aufbauen, in dem 1500 Menschen Platz finden. Zuvor ist die himmelblaue Plane mit knapp 200 dicken Metallhaken im Boden verankert worden. Der Durchmesser des Zeltes beträgt beachtliche 36 Meter. Und es ist klimatisiert, was angesichts der hohen Temperaturen ein echter Pluspunkt ist. Rund 10000 LED-Birnen werden am Zelt verbaut und in der Manege werden acht Kubikmeter Sägespäne verstreut.

Aufbau ist logistische Meisterleistung
Alles im Blick und im Griff hat Betriebsleiter Patrick Philadelphia, der seinen Job seit 27 Jahren erledigt. Er macht keinen Hehl daraus, welch große logistische Leistung hinter dem Aufbau und später dem Abbau steckt. Das fängt mit Wagenreihung an: „Wir brauchen hier auf dem Platz nicht die Wagen für die Clowns als erstes, sondern die für die Arbeiter.“
„Der Zirkus Roncalli ist eine kleine Stadt auf Rädern, die alle vier Wochen ihren Standort wechselt“, so Philadelphia. Während des Gastspiels in Ludwigsburg werden circa 100 Menschen in den 80 nostalgischen Zirkuswagen und 25 modernen Campingmobilen wohnen – Artisten ebenso wie Techniker. Einige Gefährte dienen auch als moderne Büros. Damit das funktioniert und die Vorstellungen im Zirkuszelt stattfinden können, werden vier Kilometer Stromkabel sowie Leitungen für Telefon und Internet verlegt. Außerdem verfügt die Zirkusstadt über ein eigenes Bewässerungs- und Abwassersystem. Ab Montag werden in der Zirkus-Kantine Speisen zubereitet.
Vor dem Schloss entsteht eine Stadt auf Rädern
Aus Recklinghausen, Köln und Düsseldorf sind die Zirkuswagen ganz klassisch mit dem Zug nach Süddeutschland transportiert und vom Bahnhof in Bietigheim-Bissingen nach Ludwigsburg gebracht worden. „Die Location so nahe vor dem Residenzschloss ist einfach toll“, so Philadelphia, der die Kooperation mit dem Blühenden Barock und dessen Direktor Volker Kugel lobt. Roncalli gastiert nicht ohne Grund zum mittlerweile dritten Mal in der Barockstadt.
Die Artisten werden am Montag erwartet und dann mit den ersten Proben nach der Sommerpause starten. Nach der Generalprobe am Mittwochmorgen findet abends die Premiere statt. „Die Nachfrage nach Tickets ist gut“, so der Betriebsleiter. Aus langjähriger Erfahrung weiß er aber auch, dass die meisten Karten erst dann gekauft werden, wenn das Zirkuszelt steht. Zirkusfans dürfen sich auf 38 Vorstellungen freuen.
Programm ist eine Hommage an die Kunst
Das neue Programm steht unter dem Motto „All for Art for All“ und ist eine Hommage an die Kunst und an Maler, Musiker und Filmschaffende. Die Kostüme sind inspiriert von Künstlern wie Andy Warhol, Frida Kahlo oder Piet Mondrian. Außerdem wird ein nachempfundenes Triadisches Ballett von Oskar Schlemmer gezeigt. Die Show verbindet Malerei, Film, Musik und die Zirkuskunst zu einem Gesamtkunstwerk.
Info: Der Zirkus Roncalli ist von Mittwoch, 10. August, bis Sonntag, 4. September, zu Gast. Tickets unter www.roncalli.de, unter der Hotline (07141) 1429010 und im LKZ-Kundencenter in der Körnerstraße.