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Beherbergungen
„Das wird ein Spiel mit dem Feuer“

Ab 30. Mai können Hotels auch wieder Touristen beherbergen. Auch hier gelten strenge Hygienevorschriften. Foto: dpa
Ab 30. Mai können Hotels auch wieder Touristen beherbergen. Auch hier gelten strenge Hygienevorschriften. Foto: dpa
Hotels dürfen aktuell nur an Geschäftsreisende vermieten. Privatbuchungen sind erst ab 30. Mai wieder möglich. Damit gehört die Hotelbranche zu denjenigen, die im Lockerungs-Stufenplan ganz weit hinten stehen.

Ludwigsburg. Die Stimmung bei den Hoteliers der Stadt ist, man kann es nicht anders sagen, schlecht. Da hilft auch die Aussicht nicht, dass Ende des Monats wieder an Touristen vermietet werden darf. Denn einen Run auf Ludwigsburg, da sind sich die Hoteliers sicher, wird es nicht geben. Publikumsmagnete wie die KSK Music Open oder die Venezianische Messe sind abgesagt. Hochzeiten und andere Familienfeiern wurden ebenfalls verlegt.

In den vergangenen Jahren hat Ludwigsburg Jahr für Jahr neue Rekorde bei den Hotelübernachtungen erzielt. Verantwortlich dafür war in erster Linie die gute wirtschaftliche Situation in der Region. In Zeiten von Corona wird es jedoch keinen neuen Rekord geben. Ganz im Gegenteil. Denn in diesen Zeiten machen Firmen Video-Konferenzen statt Geschäftsreisen. Die Hotels bleiben leer.

„Unsere Belegung ist von knapp 100 Prozent unter der Woche auf gerade mal zehn Prozent eingebrochen“, sagt Felix Sommerrock, Direktor des Schlosshotel Monrepos. Von einem Rückgang der Belegung um 80 Prozent spricht sein Kollege vom Campus 2, Harald Kilgus. Das sogenannte Boardinghouse am Akademiehof hat eigentlich eine „hervorragende Auslastung“, aber eben nicht jetzt in Corona-Zeiten.

Das jüngste Hotel der Stadt trägt ausgerechnet den Namen Bergamo, jener Stadt in Italien, die von den Folgen der Corona-Pandemie besonders schwer getroffen wurde. Kilgus ist auch Geschäftsführer dieses Hauses, das erst im September vergangenen Jahres eröffnet hat. „Ein solcher Umsatzrückgang ist fast nicht verkraftbar“, sagt er. Dabei hat Kilgus, wie andere seiner Kollegen, eine Betriebsschließungs-Versicherung abgeschlossen. „Aber die zahlt nicht bei einer solchen Katastrophe.“

Anders als viele andere Hotels hat Kilgus seine Häuser weiter geöffnet. „Wir haben massive Fixkosten, von denen wir selbst bei einer Schließung nicht runterkommen.“ Allein Miete und Internetanbindung schlagen monatlich mit einem hohen Betrag zu Buche. Da sei es für ihn besser, den Betrieb auf Sparflamme weiterlaufen zu lassen.

Auch das Schlosshotel Monrepos hat nach wie vor geöffnet. Derzeit logieren neben ein paar wenigen Businessgästen auch die Spieler des VfB Stuttgart am Monrepos. „Das ist für uns in dieser Zeit natürlich eine ganz tolle Sache“, sagt Sommerrock. Hinzukomme, dass die Pächterfamilie Finkbeiner und der Immobilienbesitzer, die Hofkammer des Hauses Württemberg, „immer in guten Gesprächen“ seien, auch was Mietzahlungen anbelange.

Geschlossen ist derzeit das Nestor-Hotel beim Forum. Die 179 Zimmer stehen alle leer. „Wer fragt denn jetzt nach Übernachtungen? Die einzigen Mails, die ich bekomme, sind von Leuten, die mir Mundschutz oder Desinfektionsmittel zu horrenden Preisen verkaufen wollen“, sagt Hoteldirektor Michael Steinbrück.

Für die vielen Beschäftigten in der Hotelbranche ist die Situation „dramatisch“, so Sommerrock. „Sie haben ohnehin einen geringen Verdienst, da bleibt nicht mehr viel Kurzarbeitergeld übrig.“ Zudem fallen die Trinkgelder weg.

Auch wenn die Hotels in Kürze wieder touristische Buchungen annehmen dürfen, die Sorge bleibt. „Das wird für alle ein Spiel mit dem Feuer“, so der Direktor des Schlosshotels. Noch sind die genauen Regelungen, wie ein Hotelbetrieb ablaufen kann, nicht bekannt. Sicher ist aber, dass nur eine verringerte Auslastung der Häuser zugelassen wird. „Da haben wir dann zwar 100 Prozent Kosten, aber vielleicht nur 40 Prozent Einnahmen.“ Der Blick in die Zukunft ist düster.

Die Hoteliers sind kaum davon überzeugt, dass es bald zu einer Trendwende kommen und sich alles schnell zum Guten wenden könnte. Das Wohl und Wehe hängt auch hier in erster Linie von den Firmenkunden ab. „Wenn Firmen jetzt erkennen, dass auch Videokonferenzen gehen, dann fallen uns in Zukunft sicher noch mehr Gäste weg“, vermutet Christian Köhle vom Goldenen Pflug in Pflugfelden. „Bei Privatreisen wird in diesem Jahr nicht mehr viel gehen“, vermutet sein Kollege Kilgus.

„In diesem Jahr wird sich die Lage nicht mehr erholen“, ist Hoteldirektor Michael Steinbrück überzeugt. Und darüber hinaus? Soweit mag er gar nicht in die Zukunft blicken. Wer wisse schon, was kommt. Mit dieser Krise habe ja auch niemand gerechnet. „Im Februar haben wir uns noch um Köche und Servicepersonal geschlagen.“ Nach Corona werde wohl der eine oder andere Beschäftigte ohne Job dastehen, weil es das Hotel nicht mehr gebe.