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Verschmutzung
Die Stadt als Aschenbecher

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In Fugen, in Ritzen oder im Gras: In der Innenstadt liegen Tausende Zigarettenkippen herum

Ein kleiner Spaziergang durch das Zentrum reicht. Egal ob Asperger Straße, Kirchstraße, Marktplatz, Bahnhof oder Bärenwiese – überall findet man sie, Hunderte, Tausende. Die Innenstadt und vermutlich auch die restlichen Straßen Ludwigsburgs sind ein riesiger Aschenbecher. Natürlich muss man darauf achten, muss den Blick gezielt Richtung Boden richten, in die Fugen und Ritzen der Platten und Steine schauen, in das Gras und die Blumenkübel, um das ganze Ausmaß der Verschmutzung zu erkennen. Besonders schlimm ist es überall dort, wo die Leute sitzen oder warten, an Bänken oder Treppen.

Seit der Berliner Stephan von Orlow durch seine Online-Petition und seine Forderung nach einem Kippenpfand auf das Problem aufmerksam gemacht hat, diskutiert das halbe Land über die Hinterlassenschaften der Raucher. Zwar hat man sich irgendwie an die herumliegenden Kippen gewöhnt, trotzdem sind sie unschön. In den Filtern stecken außerdem jede Menge Giftstoffe, die sich nach und nach freisetzen und die Umwelt schädigen, weil sie ins Erdreich gelangen oder vom Regenwasser gelöst werden.

Mühevolle Handarbeit

Der Stadtverwaltung kann man keine Vorwürfe für diesen Anblick machen. Die meisten Kippen liegen an Stellen, an denen die Kehrmaschine nicht hinkommt (unsere Fotos stammen alle aus der Ludwigsburger Innenstadt). „Spezielle Reinigungsmaschinen gibt es nicht. Auf Belägen werden die Kippen mit Kehrmaschinen aufgenommen. Befinden sich die Kippen in den Fugen der Plattenbeläge oder auf Flächen, die mit Kehrmaschinen nicht erreicht werden können, sind diese nur in mühsamer Handarbeit zu entfernen“, antwortet die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung.

Finanziell wäre der Aufwand, sämtliche Kippen wegzuräumen, wohl kaum zu vertreten. Man bräuchte Dutzende Helfer, um all die Tausenden Zigarettenkippen von Hand aufzulesen. In einigen Städten, etwa in Düsseldorf, haben sich daher schon Initiativen gegründet, bei denen Freiwillige Zigarettenstummel aufsammeln.

Gesonderte Reinigungsaktionen für Kippen gibt es in Ludwigsburg bislang nicht. Als sehr wirkungsvoll habe sich aber die Nachrüstung der städtischen Mülleimer mit einem Aufsatz für Zigaretten erwiesen, schreibt die Stadt. Seitdem gebe es in den Straßen deutlich weniger Hinterlassenschaften der Raucher. Von einem großen Problem möchte die Verwaltung auch nicht sprechen. Die Reinigung der Innenstadt funktioniere sehr gut. Trotzdem bleibe es ärgerlich, dass manche Raucher die Filter einfach fallenlassen. Laut der Verwaltung seien davon vor allem Bushaltestellen betroffen.

Vollzugsdienst ist gnädig

Neben dem Pfandsystem, das von Orlow vorgeschlagen hat, wird vor allem über die Bestrafung für das Wegwerfen von Zigaretten diskutiert. In vielen deutschen Städten gilt das längst als Ordnungswidrigkeit, die bis zu 75 Euro kosten kann. Allerdings: Die Missetäter müssen natürlich erst einmal erwischt werden. Um eine Wirkung zu erzielen, müsste man den kompletten öffentlichen Raum überwachen. Das ist natürlich absurd.

Auch in Ludwigsburg gilt das Wegschmeißen einer Zigarettenkippe seit über 20 Jahren als Ordnungswidrigkeit – offenbar mit mäßigem Erfolg. 15 Euro werden laut der Polizeiverordnung der Stadt für denjenigen fällig, der zu faul ist, zum Mülleimer zu laufen.

Nach Auskunft der Verwaltung, ist der städtische Vollzugsdienst aber meist gnädig: „Wenn jemand beobachtet wird, wie er seinen Zigarettenstummel wegwirft, wird er aufgefordert, diesen ordnungsgemäß zu entsorgen“, sagt die Stadt. Nur wenn er dieser Aufforderung nicht nachkomme, werde der Raucher gebührenpflichtig verwarnt. Zahlen, wie oft das bisher geschehen ist, hat die Stadt keine. Solche Fälle seien aber „extrem selten“.