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Sport und Soziales
Einhelliges Bedauern, aber Kürzungen kommen

Erwartungsgemäß hat der Sozialausschuss in der Finanzkrise beschlossen, Zuschüsse für Sportvereine und soziale Einrichtungen zu reduzieren

„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“, klagte Doktor Faustus einst im quälenden inneren Kampf zwischen Gefühl und Rationalität. Passender könnte Johann Wolfgang von Goethes Ausruf nicht sein, um die Diskussion um Vereinskürzungen am Mittwoch im Sozialausschuss zusammenzufassen. Viel war vom Schmerz die Rede, die viel gelobte Arbeit der knapp 50Sportvereine und der vielen sozialen Institutionen mit weniger Geld unterstützen zu müssen – flankiert von dem Wissen, dass die Finanzkrise zu heftigen Einsparungen zwingt.

Die Ratio siegte erwartungsgemäß: Einstimmig fiel der Beschluss, die Sportvereine dieses Jahr mit durchschnittlich zehn Prozent weniger zu fördern. Bei den Kürzungen für soziale Einrichtungen scherte Nadja Schmidt – frischgebackene Kandidatin der Linken für die Landtagswahl im März 2021 – aus. Deren Arbeit sei in Coronazeiten noch wichtiger geworden, die Probleme hätten sich verstärkt. „Kürzungen kann ich im Sozialen nicht zustimmen.“

Wie berichtet, haben Verwaltung und Gemeinderat Einsparmöglichkeiten für den Nachtragshaushalt erarbeitet, die – so es Richtlinien gibt – nach und nach in den Ausschüssen und Gemeinderat zur Entscheidung anstehen. 38 Millionen Euro, hat die Stadtverwaltung ausgerechnet, fehlen Ludwigsburg an Steuereinnahmen. Allein bei den Sportvereinen sollen mit den Kürzungen 487000 Euro eingespart werden – wobei ausgefallene Veranstaltungen wie das Landesturnfest, die abgesagten Aktionen „Aktiv im Park“ sowie das Deutsche Sportabzeichen und die gekürzten Projekte „Schwimmfix“ und „Pfiffix“ alleine schon rund 350000 Euro ausmachen, die nicht mehr auf der Rechnung stehen. Auch die Grundförderung wird nicht angetastet.

„Sehr differenziert“ habe man die Kürzungen im sozialen Bereich gehalten, sagte Volker Henning, Fachbereichsleiter Bürgerschaftliches Engagement, im Ausschuss. Knapp 25000 Euro sollen damit eingespart werden. Positiv für ihn: „An die Mietsubventionen sind wir diesmal nicht rangegangen.“ Das fand Anklang bei den Räten, die er durch das Dickicht an Fördermodellen leitete. „Die Fraktion hat sich mit dieser Vorlage sehr schwergetan“, sagte Arezoo Shoaleh für die Grünen, die die „wertvolle Arbeit“ lobte. Aber: „Wir sehen auch, dass wir einsparen müssen.“

Unisono drückten die Parteien ihr Bedauern aus. „Wir wollen die soziale Struktur aufrechterhalten“, betonte Claus Meyer für die CDU. Die SPD mit Alexandra Metzger fand es „nicht leicht, die Einsparungen mitzutragen“, lobte aber, dass das weit geknüpfte Netzwerk Inklusion nicht angetastet worden sei. Der Schmerz war auch groß bei den Freien Wählern: „Im Ehrenamt zu kürzen fällt uns schwer“, sagte Hermann Dengel, Johann Heer (FDP) unterstützte die Beibehaltung der Mietsubventionen von 100000Euro. Bei der Lebenshilfe, die jährlich über 32000 Euro Mietzuschuss erhält, aber im ganzen Landkreis aktiv ist, soll nach dem Konnexitätsprinzip mit Kreis und Sozialhilfeträgern über eine gerechtere Verteilung verhandelt werden.

„Es ist wichtig, dass trotz Kürzungen die Arbeit und Angebote weitgehend erhalten werden können“, sagte Heer und reflektierte damit den ausgesprochenen Wunsch im Rund, die Kürzungen jedes Jahr auf den Prüfstand zu stellen, um so bald wie möglich wieder zu der 100-prozentigen Förderung zurückzukehren. Das kann ein langer Weg werden. Erster Bürgermeister Konrad Seigfried erinnerte an die anstehenden Verhandlungen für den Etat 2021 im Herbst, der mit weiteren Sparzwängen weitere Einschnitte bringen werde. „Dort werden wir vor denselben Herausforderungen stehen, die uns jetzt beschäftigen.“

„Wir wollen die soziale Struktur aufrechterhalten.“

Claus Meyer
CDU-Stadtrat

„Kürzungen kann ich im Sozialen nicht zustimmen.“

Nadja Schmidt
Linken-Stadträtin