1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Hepatitis
Es ist ein Impfmittel gewachsen

350_0900_16706_COKRpiks.jpg
Sie piksen nur ein bisschen: Impfungen können vor Hepatitiserkrankungen schützen. Foto: Kalaene Jens/dpa
Bundesweit steigt die Zahl der Hepatitis-Infektionen. Doch der Kreisgesundheitsdezernent, Thomas Schönauer, versucht zu beruhigen. Der Grund: die hohe Impfquote in der Bevölkerung.

Kreis Ludwigsburg. Die Entwicklung ist alarmierend: Seit 2015 nimmt die Anzahl der gemeldeten Infektionen mit Hepatitis B laut Daten des Robert-Koch-Instituts in Deutschland deutlich zu. Zuvor wurde in den Jahren 2001 bis 2009 ein Rückgang verzeichnet – und in den darauf folgenden Jahren stagnierten die Fallzahlen zumindest nahezu mit nur leichten Schwankungen.

Besonders betroffen von der aktuellen Entwicklung sind zwar Bayern, Sachsen, Hamburg und Hessen, doch folgt unter den Bundesländern auf Rang fünf mit einer Zunahme von 0,6 Hepatitis-B-Infektionen pro 100 000 Einwohner in 2015 bereits Baden-Württemberg. Im Zwei-Jahres-Vergleich mit 2014 haben sich die gemeldeten Infektionen im Land gar von 67 auf 364 im vorigen Jahr mehr als verfünffacht, wie es aus dem Sozialministerium heißt.

„Im Landkreis Ludwigsburg ist jedoch das Gegenteil der Fall“, sagt Thomas Schönauer, der Dezernent für Gesundheit und Verbraucherschutz im Landratsamt, auf Nachfrage unserer Zeitung. Zwar sind vergangenes Jahr mit sieben Fällen ebenfalls mehr Hepatitis-B-Infektionen als 2015 mit zwei Fällen gemeldet worden (in diesem Jahr wurden bislang drei registriert). Dennoch spricht Schönauer von einem deutlichen Rückgang im Vergleich zu noch vor zehn Jahren, als 19 Infektionen zu verzeichnen waren. Auch am Klinikum Ludwigsburg hat man „keine signifikante Steigerung“ festgestellt, wie Dr. Sabine Gfrörer, die leitende Ärztin im Zentralbereich Infektionsprävention und Hygienemanagement, auf Nachfrage mitteilt.

Eine mögliche Ursache für die geringere Zahl an Hepatitis-B-Infektionen sei die verbesserte Impfrate in der Bevölkerung. „Bei Kindern ist sie relativ gut“, berichtet der Gesundheitsamtsleiter. Über die Impfbereitschaft Erwachsener würden zwar keine Zahlen vorliegen. „Aber da die Erkrankungen zurückgehen kann man durchaus auch hier einen Zusammenhang sehen.“

Ist also der Landkreis Ludwigsburg in Sachen Impfbereitschaft eine löbliche Ausnahme angesichts der bundesweit gestiegenen Fallzahlen? Gfrörer sieht andere Gründe für die vermehrten Hepatitis-B-Infektionen im Bund. „Die Zunahme der Fälle beruht zum einen auf einer Änderung der Falldefinition seit dem 1. Januar 2015. Dieser Anteil stellt also keine echte Zunahme dar, sondern es werden Fälle gezählt, die bis Ende 2014 nach der alten Definition nicht mitgezählt wurden.“ So werden jetzt nicht mehr nur akute, sondern auch chronische Fälle eingerechnet. Ein weiterer Grund für die steigenden Meldezahlen, erklärt Gfrörer, sei wahrscheinlich, dass Asylsuchenden aus Ländern kommen, in denen Hepatitis B häufiger vorkommt und in denen die Impfung nicht zu den Standards gehört wie in Deutschland.

Für eine umgekehrte Entwicklung sorgt die geänderte Meldestatistik bei Hepatitis C. Dieses Virus kann ebenfalls wie der Hepatitis-B-Erreger schwere Leberschäden verursachen bis hin zu Leberzirrhose und Leberkrebs. So müssen offenbar aufgrund der Änderungen, die Mehrfachregistrierungen verhindern sollen, lediglich Hepatitis-C-Fälle gemeldet werden, bei denen eine aktive Infektion mit Erregern nachgewiesen werden kann. Zuvor seien auch solche erfasst worden, die bereits ausgeheilt gewesen seien. Dadurch würden halb so viele Infektionen verzeichnet als vor zehn Jahren. So sind im Jahr 2008 noch mehr als 1000 Fälle registriert worden gegenüber 541 im vergangenen Jahr.

Im Landkreis Ludwigsburg zeigt sich dieser Trend ebenfalls. Wurden 2007 noch 68 Infektionen gemeldet, sank die Anzahl auf 15 im vergangenen Jahr. In diesem Jahr haben sich bisher zwölf Menschen im Kreis mit Hepatitis C angesteckt.