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Müll
Frühjahrsputz: 300 Ludwigsburger sorgen für saubere Stadt

Bärenwiese: Achim Maier, Sonja Malpricht und Sebastian Mannl (von links) sowie Mitglieder der Ludwigsburger Jugendfeuerwehr.Foto: Holm Wolschendorf
Bärenwiese: Achim Maier, Sonja Malpricht und Sebastian Mannl (von links) sowie Mitglieder der Ludwigsburger Jugendfeuerwehr. Foto: Holm Wolschendorf
So manche Frühaufsteher werden sich heute Morgen verwundert die Augen reiben: Im kompletten Stadtgebiet stehen knallrote, prall gefüllte Müllsäcke herum. Es ist die „Beute“ des Frühjahrsputzes vom Samstag.

Ludwigsburg. Früher wurde der aufgelesene Abfall noch am selben Tag auf die Sammelstelle zum Kugelberg hochgefahren. Das ist in diesem Jahr anders: „Die roten Säcke, die an Bushaltestellen und an Müllereimern stehen, sollen ins Auge stechen und zum Nachdenken anregen“, hofft Achim Maier, Chef der städtischen Straßenreinigung, auf einen pädagogischen Effekt. Im Laufe des Regelbetriebs der Technischen Dienste (TDL) werden sie unter der Woche nach und nach eingesammelt. Das spart zudem Personalkosten, weil zusätzliche Samstagsschichten entfallen.

An der Freiwilligenaktion beteiligten sich rund 300 Bürger, die sich um den Dreck anderer Leute scherten, schätzt Maier. An zehn Standorten in allen Stadtteilen schwärmten sie schon um neun Uhr morgens aus. Ausgerüstet mit Arbeitshandschuhen, Greifzangen und eben diesen roten Plastiksäcken. Am Ende des Vormittags sind rund fünf Tonnen davon zusammengekommen. Schon in der vergangenen Woche engagierten sich 3000 Kinder, Jugendliche, Eltern, Erzieherinnen, Lehrer und machten die Umgebung ihrer Kitas und Schulen sauber.

Die Fundsachen sind zu 90 Prozent Alltagsmüll, der einfach achtlos weggeworfen wurde. „Mit Corona wurde es alles noch viel schlimmer“, beobachtet Maier. Vor allem mit den „To-Go-Verpackungen“ wie Pappbechern, Pizzakartons und Fastfood-Boxen, die in Grünanlagen und vor allem rund um die Sitzbänke verstreut werden. Neuerdings auch jede Menge FFP-Masken und immer noch „Kackbeutel“, die von Hundehaltern in der Landschaft entsorgt werden. Dabei gibt es in der Stadt mehr als 2000 Mülleimer, die meist täglich geleert werden. 41 Mitarbeiter zählt die städtische Straßenreinigung, die nur einen Ruhetag im Jahr kennen: den ersten Weihnachtsfeiertag. 1500 Tonnen Müll kommen da jedes Jahr zusammen – ohne Kehricht und Grünzeug. Das alles verschlingt einen siebenstelligen Betrag.

Auch Kinder und Jugendliche dabei

Die Aktion „Putzteufelswild“ leistet im Ganzjahreskampf gegen den Müll einen kleinen Beitrag. Freiwillige aller Altersklassen schälten sich früh aus den Betten, während die meisten noch von der ersten Tasse Kaffee träumten. Statt eines gaben sie sich mit einem Apfel, Wasser und einem Müsliriegel als Wegzehrung zufrieden.

Lenny, elf Jahre, gehört dazu. „Es ist cool der Umwelt was Gutes zu tun“, sagt er. Außerdem will er ein sauberes Ludwigsburg haben. Es sei schön, mal wieder etwas in der Gruppe zu machen. Das will auch die 15-jährige Emelie, außerdem hofft sie, mit ihrem Einsatz auch andere zum Mitmachen zu motivieren. Sie ärgert vor allem, dass viele offenbar nicht zielen können. „Es landet so viel Zeug um die Mülleimer herum oder gleich im Gebüsch.“

Müll kann auch gefährlich sein

Motivator ist auch Bürgermeister Sebastian Mannl, der mit Organisator Achim Maier und mit Sonja Malpricht vom Beschwerdemanagement der TDL einige der zehn Gruppen besucht und aktiv unterstützt. „Die Sauberkeit im öffentlichen Raum ist Aufgabe von allen“, betont er. „Putzteufelswild“ sensibilisiert in seinen Augen. Erst zum Nachdenken, wie viel Müll man mit einem Einkauf eigentlich produziert, und dann vielleicht auch, wozu so ein Mülleimer tatsächlich auch benutzt werden könnte.

Straßenmüll sei für Mensch, Tier und Umwelt gefährlich: Scherben, an denen man sich verletzen könne, Farben, Batterien, Zigarettenkippen und andere Gefahrstoffe, die das Grundwasser schädigen, Flaschen als Todesfallen für Nager und Insekten.

„Gut 70 Prozent der Beschwerden könnten durch Eigeninitiative selber gelöst werden“, meint Sonja Malpricht. Stattdessen werde zum Telefonhörer gegriffen, anstatt sich kurz zu bücken.