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Genossenschaft
Geno häuft 25-Millionen-Verlust an

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Bei der Geno Wohnbaugenossenschaft müssen zwei Drittel der Belegschaft gehen. Foto: J. Schmidt
Insolvenzverfahren eröffnet – Drastischer Personalabbau soll Kostendeckung des laufenden Betriebs sicherstellen

Ludwigsburg. Die Pleite der Ludwigsburger Geno Wohnungsbaugenossenschaft hat jetzt auch für die Mitarbeiter direkte Konsequenzen. Insolvenzverwalter Dietmar Haffa kündigte gestern „schmerzhafte Personalentscheidungen“ an. Nur etwa ein Drittel der rund 30 Mitarbeiter, die zum Zeitpunkt des Insolvenzantrages bei dem Unternehmen tätig waren, könnten weiterbeschäftigt werden, kündigte der Stuttgarter Rechtsanwalt von der Kanzlei Schultze & Braun an.

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. August war auch das Insolvenzgeld für die Mitarbeiter ausgelaufen. Die Lohnkosten wären also wieder vollständig zu Lasten des insolventen Unternehmens gegangen. Doch dort will und muss der Insolvenzverwalter drastisch sparen. „Vorrangiges Ziel muss es sein, die Genossenschaft zu stabilisieren und insbesondere die weitere Vernichtung von Vermögen in Höhe von monatlich zuletzt mehr als 200 000 Euro zu stoppen“, erklärte Haffa gestern in einer schriftlichen Mitteilung.

Nicht nur die Personal-, sondern auch die Mietkosten will der Insolvenzverwalter in den kommenden Monaten reduzieren. So sollen die sechs sogenannten Wohnkompetenzzentren in mehreren deutschen Städten geschlossen werden. Diese gehören formal zur Geno AG, der Vertriebstochter der Genossenschaft, die aber mehrheitlich dem Geno-Gründer Jens Meier gehört. Die Mietkosten seien aber nicht bei der AG, sondern bei der Genossenschaft aufgelaufen, heißt es aus der Kanzlei von Haffa. Generell sollen keine Genossenschaftsgelder mehr an den Vertrieb abfließen.

Die Vertriebsgesellschaft hatte Ende Juni ebenfalls Insolvenz angemeldet und stellte dem für die Geno AG zuständigen vorläufigen Insolvenzverwalter Steffen Beck Ende Juli den Betrieb ein. Weil die Genossenschaft derzeit keine Mitglieder aufnimmt, sei ein Vertrieb überflüssig. Dort waren über 60 Mitarbeiter von der Pleite betroffen.

Haffas Absicht bei den geplanten Sparmaßnahmen: „Wichtig ist mir dabei, dass die Mietzahlungen der Genossenschaftsmitglieder, die in einer der Geno gehörenden Immobilie wohnen, mittelfristig ausreichen, um die Kosten der Genossenschaft zu tragen.“

Dass es der Wohnungsbaugenossenschaft, die ihren Mitgliedern über ein Optionskaufmodell zum Eigenheim oder der Eigentumswohnung verhelfen wollte, schon seit Jahren wirtschaftlich schlecht ging, ist schon länger bekannt – wie schlecht, fasste der Insolvenzverwalter nun zusammen. Nur einmal in ihrer 16-jährigen Firmengeschichte, 2007, habe die Geno keine roten Zahlen geschrieben. Seit 2011 lägen die Verluste in Millionenhöhe. Insgesamt summieren sich die bislang aufgelaufenen Verluste einer vorläufigen Berechnung des Insolvenzverwalters zufolge auf mehr als 25 Millionen Euro.

Gegenüber den Mitgliedern hatte die Chefetage aber versucht, ein positives Bild der wirtschaftlichen Entwicklung zu zeichnen. In einer Mitgliederzeitschrift vom Juni 2016 hatte Geno-Gründer und Vorstandschef Jens Meier für 2016 eine schwarze Null in Aussicht gestellt. Und für 2017 stellte das Unternehmen seinen Mitgliedern sogar eine Dividende in Aussicht. Der Verlust 2016 belief sich dann auf mehr als vier Millionen Euro. Für 2017 liegen die Geschäftszahlen bis heute nicht vor. Meier war vom Aufsichtsrat im Mai suspendiert, aber wenige Wochen später von einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wieder ins Amt gehoben worden. Heute ist er nach Angaben des Insolvenzverwalters aber nicht mehr operativ tätig.

Doch auch das Geschäftsmodell der Geno kam nie richtig in Gang. Rein rechnerisch hat die Wohnungsgenossenschaft, die derzeit gerade einmal 109 Häuser und Wohnungen besitzt, seit ihrer Gründung im Jahr 2002 nicht einmal drei Prozent ihrer Mitglieder mit Wohnraum versorgt. Derzeit hat die Genossenschaft noch rund 4500 Mitglieder, die auf ganz Deutschland verteilt sind.

Wie und ob es mit der angeschlagenen Genossenschaft weitergeht, ist derzeit ebenso offen wie die Frage, wie viel die Mitglieder und auch die vielen ehemaligen Genossen, deren Auseinandersetzungsguthaben bislang noch nicht ausgezahlt wurden, von dem Geld wiedersehen werden, dass sie einbezahlt haben. Über die Zukunft soll eine Gläubigerversammlung im Oktober in Ludwigsburg entscheiden. Größte Gruppe dürften dort die ehemaligen Mitglieder sein, die noch auf die Auszahlung ihres Guthabens warten und deshalb Forderungen an die Genossenschaft haben.