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Gewalt gegen Polizisten nimmt zu

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Ein insgesamt positives Fazit zieht die Polizei aus der Kriminalstatistik für 2018: weniger Straftaten, Wohnungseinbrüche und Straßenkriminalität. Die steigende Gewalt gegen Polizisten sowie der Anstieg beim Drogenkonsum macht den Ordnungshütern dagegen Sorgen. Der Bahnhof steht als Brennpunkt weiter im Blickpunkt.

Ludwigsburg. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Waren 2014 die Straftaten in Ludwigsburg mit 7243 Fällen geradezu in die Höhe geschossen, sind sie in den vergangenen Jahren wieder gesunken. 2018 registrierte die Polizei noch 6338 Straftaten – immer noch mehr als vor zehn Jahren, aber der Trend geht nach unten.

Die Aufklärungsquote liegt dagegen mit 66 Prozent auf dem Niveau des Vorjahrs, damit liegt Ludwigsburg um vier Prozent besser als der Landesdurchschnitt. Besonders niedrig ist diese übrigens bei Diebstählen aus Fahrzeugen (7,2 Prozent) bei Fahrraddiebstählen (neun Prozent bei 178 Fällen) sowie bei Sachbeschädigungen an Autos (11,3).

Eine Erklärung für den sprunghaften Anstieg der Straftaten im Jahr 2014 gibt es laut Polizeisprecher Peter Widenhorn nicht. So waren in jenem Jahr die Vermögens- und Fälschungsdelikte (häufig Betrug, aber auch Schwarzfahren) von 1137 auf 1378 angestiegen, im Bereich Raub, Körperverletzung oder Nötigung von 757 auf 900 Fälle. Einen eklatanten Anstieg gab es damals auch bei den Wohnungseinbrüchen, die von 76 auf 125 Fälle schossen.

Als Reaktion wurde noch 2014 die Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruch ins Leben gerufen, die seitdem kontinuierlich Erfolge verzeichnet. 2018 registrierte die Polizei 77 Fälle, das ist ein Viertel weniger als noch 2017. Die Präventionsarbeit trägt Früchte und brachte der Polizei kürzlich viel Lob ein, als sie die Zahlen vor Stadträten präsentierte. Denn die Prävention ist wichtig: Bei Einbrüchen ist die Aufklärungsquote mit derzeit 13 Prozent gering.

Die Polizei habe nach einer Einbruchsserie in Pflugfelden „vorbildlich“ gearbeitet, sagte der Pflugfelder CDU-Rat Reinhold Noz, bedauerte aber, dass der Polizeiposten im Stadtteil geschlossen wurde. Dafür seien Pflugfelden mehr Streifen zugesagt worden, es gehe um Präsenz. Stadtteile an der Autobahn wie Pflugfelden oder Eglosheim seien da besonders gefährdet.

„Einen erfreulichen Rückgang“ registrierte die Polizei 2018 laut Polizeirevierleiter Harald Prasky auch in den Fällen von gefährlicher oder schwerer Körperverletzung – hier stehen für 2018 mit 152 Taten 34 weniger im Statistikbuch als 2017. Der Rückgang um 18 Prozent ist im Vergleich top: Im Landkreis gingen diese Taten um ein Prozent zurück, in Baden-Württemberg um 1,5 Prozent.

Nahezu gleich blieben mit 622 die Fälle leichter Körperverletzung, dies sei gleichwohl „eine relativ hohe Zahl“, kommentierte Prasky. Mit einer relativ hohen Aufklärungsquote: Im Mittel werden Raub, Körperverletzung, aber auch Bedrohung, Stalking oder Freiheitsberaubung zu 80 bis 90 Prozent aufgeklärt. Insbesondere bei der schweren oder gefährlichen Körperverletzung ging die Zahl um 18 Prozent auf 152 Fälle zurück.

Ein Minus auch bei den Tatverdächtigen: Über 100 weniger, also knapp 3300 gab es 2018, davon waren 1500 Nichtdeutsche. Einen Anstieg gab es hier vor allem bei den Kontingent- oder Bürgerkriegsflüchtlingen (22) und bei illegalem Aufenthalt (30). Ein Fünftel der 3300 Tatverdächtigen ist unter 21 Jahre alt, davon waren immerhin 99 unter 14. Der Anteil der Frauen sank: 772 weibliche stehen 2521 männlichen Tätern gegenüber. Und die sind seltener betrunken: Die Zahl der Straftaten unter Alkohol sank von 408 auf 379.

Einen Anstieg gibt es dagegen bei den sogenannten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, also bei Vergewaltigung, bei sexueller Nötigung oder Missbrauch. Hier gab es mit 63 Fällen einen Anstieg von 14,5 Prozent, was laut Prasky weniger mit dem Anstieg der Fälle als mit der Novellierung des Strafgesetzbuchs 2016 zu tun hat. Die „Nein-heißt-Nein“-Regelung wurde neu im Paragraf 184 als strafbar definiert. „Da gibt es landesweit einen Zuwachs.“

Ebenfalls unerfreulich ist für die Polizei, dass Polizisten immer mehr Gewalt ausgesetzt sind. 63-mal war dies 2018 der Fall, das sind elf Vorkommnisse mehr als das Jahr davor. 2016 waren es noch 48 Übergriffe gewesen. Auch der Kommunale Ordnungsdienst, die Feuerwehr wie auch andere Rettungsdienste seien davon betroffen, sagte Prasky. Er sprach von einer Zunahme von tätlichen Angriffen „sowohl in Quantität wie Qualität“. Beschimpft, bespuckt, getreten, verletzt: 854 Beamten waren von Gewalt betroffen – vorbei die Zeiten, als die Uniform Zurückhaltung auslöste. „Der Respekt und die Akzeptanz lassen zu wünschen übrig.“

Erste Erfolge gab es mit den Bodycams, die die Streifenpolizisten jetzt tragen. Davon erhofft sich Harald Prasky einen Rückgang der Gewalt. „Das ist ein wichtiges Mosaiksteinchen.“ Bisher habe man „sehr positive Erfahrungen“ gemacht, die Aufzeichnung von Videobildern „wirkt deeskalierend“.

Im April dieses Jahres war das Polizeipräsidium Ludwigsburg mit 100 Bodycams ausgestattet worden. Damit wurden alle Streifen in den Bezirken Ludwigsburg und Böblingen versorgt. Landesweit ist die Ausstattung aller 146 Polizeireviere mit insgesamt 1350 Geräten gerade abgeschlossen worden.

Zum Einsatz kommen die Kameras auch gerne bei den Fußstreifen am Bahnhof, der weiterhin ein Hotspot für Straftaten ist. Von den 6338 Straftaten für Gesamt-Ludwigsburg entfallen 435 auf den Bahnhofsbereich, 2017 waren es noch 393. Diebstähle – auch Ladendiebstähle – gab es hier 2018 alleine 258: Sowohl Elektronik- wie Spielzeughändler waren offensichtlich ein attraktives Ziel für Diebe. Körperverletzungen gab es 87.

Prominent der Innenstadtbereich Ludwigsburgs (ohne Bahnhof): Ob Rauschgiftkriminalität, Diebstähle, Straßenkriminalität oder Körperverletzungen – mit 1574 Straftaten führt die Innenstadt die Liste an. Angesichts der großen Menge an Menschen sei dies allerdings nicht erstaunlich, so Prasky. „Das liegt an der Funktion dieser Bereiche.“

Das gilt auch für Rauschgiftdelikte: Die Zahl stieg hier von 549 im Jahr 2017 auf 772, ein Anstieg von über 40 Prozent – der Höchststand seit 2014. Laut Prasky gab es den deutlichsten Anstieg beim Konsum von Drogen. Dagegen wurde der Rauschgifthandel eingedämmt, hier sind es 52 Delikte im Vergleich zu 61 im Vorjahr. Es habe einige Großverfahren gegeben, sagte der Polizeirevierleiter. „Wenn man einen Täter hat, sind gleich mehrere andere mit dabei.“ Auf dem Revier gebe es für diesen Bereich mittlerweile mehrere Sachbearbeiter: „Die haben gut zu tun.“