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Ludwigsburger Verkehrspolitik im Klimawandel
Heftige Kritik am Nein von CDU, FW und FDP zu Lastenräder-Verleih

Im Januar posieren Bürgermeister Sebastian Mannl (rechts) und Mobilitätsleiter Matthias Knobloch stolz mit einem der neuen Lastenräder im Regiorad-Verleih. Die drei Exemplare am Otto-Hahn-Gymnasium, an der Carl-Schaefer-Schule und am S-Bahnhof Favori
Im Januar posieren Bürgermeister Sebastian Mannl (rechts) und Mobilitätsleiter Matthias Knobloch stolz mit einem der neuen Lastenräder im Regiorad-Verleih. Die drei Exemplare am Otto-Hahn-Gymnasium, an der Carl-Schaefer-Schule und am S-Bahnhof Favoritepark dürften für die nähere Zukunft die einzigen Leih-Lastenräder in Ludwigsburg bleiben. Foto: Stadt Ludwigsburg
Enttäuschung und Fassungslosigkeit: Auf diesen Nenner lassen sich die Reaktionen von ADFC und Klimainitiativen bringen, die damit CDU, Freie Wähler und FDP kritisieren. Diese Gemeinderatsfraktionen haben das städtische Lastenradprojekt im Ausschuss gestoppt. Dies widerspreche dem Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden.

Ludwigsburg. Ein Fall für den Papierkorb: Statt im Verbund mit Hochschulen und deren wissenschaftlicher Begleitung in ein Verleihsystem von Lastenrädern einzusteigen, verzichtet die Stadt auf das Pilotprojekt. Hintergrund ist, dass sich der Mobilitätsausschuss mit den Nein-Stimmen von CDU, Freien Wählern und FDP und damit einem Patt der Möglichkeit verweigert hat, mit einer hohen Förderquote zum Jahr 2024 einzusteigen (wir berichteten).

Das sorgt für heftige Kritik von Radfahrerlobby und Klimaaktivisten: „Fassungslosigkeit und Enttäuschung. Nichts anderes ist in diesem Fall angebracht“, schreiben die drei Ludwigsburger Initiativen Ludwigsburg Zero, Fridays For Future und Campus For Future in einer gemeinsamen Pressemitteilung. „Wie kann sich Ludwigsburg als Nachhaltigkeitsvorreiter rühmen und dann so einen sinnvollen Antrag ablehnen?“, fragen die Verfasser.

Auch der ADFC kritisiert die „Blockadehaltung von CDU, FDP und Freien Wählern“ und den „schlechten Beschluss für den Klimaschutz“. Dabei habe es sich der Gemeinderat kürzlich nahezu geschlossen auf die Fahnen geschrieben, Ludwigsburg bis 2035 klimaneutral zu machen. „Es ist nicht vertrauenserweckend, Anfang des Monats für eine Beschleunigung beim Klimaschutz zu stimmen und am Ende des Monats gleich den ersten Bremsklotz in den Weg zu werfen“, kritisiert Kathrin Werner vom ADFC Ludwigsburg.

„Ludwigsburg hätte hier Vorreiter sein können“

Lastenfahrrad-Systeme seien explizit eine strategische Maßnahme in Ludwigsburgs Klimaneutralitätskonzept, so der ADFC weiter, der das Engagement der Stadt in dieser Hinsicht ausdrücklich lobt. „Ludwigsburg hätte hier Vorreiter sein können und durch die hohe Förderung ein Leihsystem zu sehr geringen Kosten aufbauen und testen können.“

Als Praxispartner im E-Lastenradmietsystem Mitras wäre Ludwigsburg mit der Hochschule Anhalt und der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Berlin im September in die Vorbereitung und ein Jahr später in den Start mit zehn Lastenrädern eingestiegen, wäre der Förderantrag positiv beschieden worden. Dieser hätte am Tag nach dem Ausschuss am vergangenen Donnerstag gestellt werden müssen. Laut Stadt hätte es eine 90-Prozent-Förderung für Aufbau, Beschaffung und zwei Jahre Betrieb sowie über drei Jahre weitere 15 Prozent der Personalkosten für eine städtische Stelle gegeben. Laut Stadtverwaltung würde das „auf Ludwigsburg entfallende Projektvolumen“ rund 270.000 Euro betragen.

Ein Lastenrad sei für Einzelne häufig zu teuer, so der ADFC und das Ludwigsburger Klimabündnis. „Ein Lastenrad-Leihsystem bietet die Chance dafür, dass viele Ludwigsburger Bürgerinnen und Bürger ihr Auto stehen lassen und ihre Einkäufe auf klimaneutrale Art und Weise tätigen“, so die Klimainitiativen, die von einem „Klimanotstand“ sprechen, den es zu bekämpfen gelte. Die Ablehnung „widerspricht jeglicher Logik und ist einfach nicht nachvollziehbar“. Beide kritisieren die Äußerung von CDU-Rätin Gabriele Seyfang, die gesagt hatte, sie halte Lastenräder für gefährlich. Dem widersprächen entsprechende Untersuchungen.

Eine Chance sei vertan, so der ADFC, der die Stadträte auffordert, „bei künftigen Entscheidungen ein klimaneutrales Ludwigsburg nicht weiter zu behindern“. Ähnlich argumentieren die Klimainitiativen; „Stimmen Sie klimapositiven Plänen und Vorhaben in Zukunft zu.“ Ludwigsburg habe die Chance, anderen Kommunen nachzuziehen: „Wir als Stadt müssen das Tempo anziehen, vorpreschen!“