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„Ich wünsche mir nächstes Mal weniger Rummel“

Iris Klopfer (links) und Sophie Grau in der Wiener Staatsoper.Foto: privat
Iris Klopfer (links) und Sophie Grau in der Wiener Staatsoper. Foto: privat
Iris Klopfer aus Ludwigsburg hat mir ihrer Freundin Sophie Grau als erstes gleichgeschlechtliches Debütantenpaar den Opernball eröffnet

Ludwigsburg. „Es lief alles wie am Schnürchen.“ So lautet Iris Klopfers Resümee vom Wiener Opernball. Die junge Ludwigsburgerin hat in den vergangenen Wochen bundesweit Schlagzeilen gemacht. Denn mit ihrer Freundin Sophie Grau, die aus Fellbach kommt, war sie das erste gleichgeschlechtliche Debütantenpaar, das die Wiener Traditionsveranstaltung eröffnete.

Deshalb war der Abend für Klopfer und Grau auch voller Interviews. Trotzdem konnten sie den Abend genießen. „Wir haben alle elf Tanzflächen abgeklappert und bis fünf Uhr gefeiert“, erzählt Iris Klopfer. Während sich Sophie Grau, die klassisch singt, vor allem darüber freute, die Opernsängerin Aida Garifullina zu treffen, fand Iris Klopfer das Ballett „richtig gut“. Es sei toll gewesen, die Tänzer von so nahem betrachten zu können. Die beiden haben beim Opernball-Flashmob zu Queens Hit „Don‘t stop me now“ getanzt, die Zwei Uhr- und Vier Uhr-Quadrille miterlebt und am Ende sogar das Passwort zur geheimen Bar ergattert. „Wir hatten wirklich sehr viel Spaß“, so Iris Klopfer.

Dass so ein Rummel um sie und Sophie Grau gemacht wurde, versteht die 22-jährige Studentin nicht. Auch die anderen Debütanten seien überrascht gewesen, dass aus der Teilnahme der beiden eine so große Sache gemacht wurde. „Schließlich haben wir das Jahr 2020“, so Klopfer. Auch die Choreographen seien sehr unterstützend gewesen. „Sie haben extra gefragt, ob es für Sophie in Ordnung ist, wenn sie weiterhin von Damen und Herren sprechen.“

Negative Reaktionen gab es keine während des Opernballs, alle seien sehr nett zu ihnen gewesen. „Wir wissen natürlich, was Richard Lugner über uns denkt“, sagt Iris Klopfer. Aber das sei ihnen egal. Mit Kritik müsse man immer rechnen, wenn man queer ist. So werden Menschen bezeichnet, die nicht heterosexuell sind. Die 21-jährige Sophie Grau ist nach eigenen Angaben nicht-binär. Sie fühlt sich nicht ausschließlich als Mann oder Frau.

Iris Klopfer hofft, dass in Zukunft noch mehr gleichgeschlechtliche Paare auf dem Wiener Opernball tanzen. „Vielleicht sind im nächsten Jahr zwei Männer dabei“, so die Ludwigsburgerin. Es wäre toll, einen Mann im Kleid tanzen zu sehen. „Aber auch ein weißer Frack wäre meiner Meinung nach völlig okay.“ Bis jetzt sehen es die Bekleidungsvorschriften vor, dass ein Tänzer ein weißes Kleid, der andere einen schwarzen Frack trägt.

„Allerdings wünsche ich mir, dass es das nächste Mal weniger Rummel gibt“, so Iris Klopfer. Für das nächste gleichgeschlechtliche Paar sollte die Teilnahme am Opernball entspannter sein, sagt sie.