1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Schädlinge
Immer mehr Ratten im Stadtgebiet

Dort, wo Essensreste rumliegen, fühlen sich Ratten sehr wohl. Foto: Arno Burgi/dpa
Dort, wo Essensreste rumliegen, fühlen sich Ratten sehr wohl. Foto: Arno Burgi/dpa
Sie sind klein, sie sind schnell, und sie sind lästig: Ratten! Und so langsam entwickeln sie sich in Ludwigsburg zu einem Problem. Das zumindest sagt Schädlingsbekämpfer Jürgen Dobusch.

Irmgard Frank sieht sie immer wieder. Die Nager mit ihrem langen, nackten Schwanz. „Kürzlich lief eine über die Straße“, sagt die Dame aus der Mühlstraße. An ihren Balkonkästen haben sich die Ratten schon zu schaffen gemacht, und vor kurzem hatte sich eine in einer Futterspirale für Vögel verfangen und war verendet. „Dass der Kerle da hängenbleibt, das ist eklig“, sagt Irmgard Frank.

Ratten sind eigentlich nachtaktiv. Deshalb sieht man sie recht selten bei Tageslicht. Das bedeutet aber nicht, dass es sie nicht gibt. „Die gab es immer, und die wird es immer geben“, meint Schädlingsbekämpfer Dobusch. „Die Frage ist nur, wie gut man die Population im Griff hat.“

Der Marktplatz ist so ein Ort, wo es Ratten offenbar gut gefällt: Hier gibt es viel Gastronomie, viele Mülleimer mit Essensresten, viele Feste mit Essensangebot. Für Ratten ist das eine Art all-you-can-eat-Angebot. Gute Bedingungen, um sich zu vermehren. „Wir müssten ringsum Köderboxen anbringen“, meint Dobusch. „Aber das will natürlich keiner bei sich selber haben, weil es dann heißt: Guck mal, bei dem gibt’s Ratten.“ Dabei, so der Schädlingsbekämpfer, gebe es in einer Stadt die Nager so gut wie überall.

Negative Schlagzeilen gab es erst diesen Sommer. Der Kindergarten in der Oberen Marktstraße wurde wegen Rattenbefalls ausgelagert. Jürgen Dobusch wurde als Schädlingsbekämpfer eingesetzt. Er hat unter anderem mit Kontaktschaum gearbeitet, den er in die Rattenlöcher gefüllt hatte. „Als die Ratten verschwunden waren, hat die Stadtverwaltung einen Teilbereich des Außengeländes ausgegraben und neu mit Erde verfüllt“, so Meike Wätjen von der Pressestelle der Stadtverwaltung. „Wir bekommen selten tote Ratten zu sehen. Die ziehen sich in ihre Nester zurück, und die befinden sich unter der Erde“, erklärt Dobusch. Deshalb sei die Erde ausgetauscht worden. „Wir wollten, dass wirklich alles gesäubert ist.“

Entlang der Natursteinmauer des Kindergartens wurde zudem ein Betonfundament gegossen, „um die Grabung von Gängen aus den angrenzenden Höfen zu verhindern“, sagt Wätjen. Außerdem wurden entsprechend gesicherte Fallen installiert, die Zahl der Abfallbehälter im Hof erhöht sowie der Leerungstakt der Mülleimer erhöht. Seit 11. November sind die Kinder zurück in ihrem Kindergarten.

Auch wenn das Problem an dieser Stelle entschärft ist, die Ratten vermehren sich extrem. Dobusch spricht von einem „explodierenden Problem“. Und damit steht Ludwigsburg nicht alleine da. Auch die Stadt Köln musste zwei Schulen wegen Rattenbefalls schließen, im nordrhein-westfälischen Dinslaken war ebenfalls eine Kita betroffen. In Berlin wurden im vergangenen Jahr fast doppelt so viele Ratten gemeldet wie fünf Jahre zuvor.

Auch Irmgard Frank aus der Mühlstraße hat den Rattenbefall gemeldet. Das sollte übrigens jeder tun, dem die Nager auffallen. „Nicht aus falscher Scham nichts tun“, warnt Dobusch.

Info: Rattenbefall meldet man auf privaten Grundstücken dem Grundstückseigentümer, bei öffentlichen Flächen und Gebäuden der Stadtverwaltung. Ist das eigene Grundstück betroffen, sollte im Idealfall ein Schädlingsbekämpfer beauftragt werden. Bei öffentlichen Grundstücken wird dieser von der Stadt beauftragt.