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Blutvergiftung
Insektenstich mit schweren Folgen

Kleines Insekt mit großem Appetit: Die Stechmücke injiziert mit ihrem Stechrüssel Speichel in die Haut und saugt gleichzeitig das Blut auf. Foto: Nataba/stock.adobe.com
Kleines Insekt mit großem Appetit: Die Stechmücke injiziert mit ihrem Stechrüssel Speichel in die Haut und saugt gleichzeitig das Blut auf. Foto: Nataba/stock.adobe.com
Peter Teufel mit seinem Instrument. Foto: Holm Wolschendorf
Peter Teufel mit seinem Instrument. Foto: Holm Wolschendorf
Jetzt im August jährt sich für Peter Teufel aus Ludwigsburg zum zweiten Mal ein Ereignis, das ihn für Monate außer Gefecht setzte. An den Insektenstich als vermutete Ursache kann er sich gar nicht erinnern. Wohl aber an die Blutvergiftung, die vielen Operationen und den Rücktransport von Spanien nach Ludwigsburg.

Ludwigsburg. Der 56-jährige Musiklehrer und Musiker liebt Spanien und Lateinamerika. Strandurlaube sind nichts für ihn, Peter Teufel kombiniert Aufenthalte gerne mit einem Sprachkurs. So war das auch im Sommer 2019 im südspanischen Malaga.

Die leichte Schwellung am Fuß beachtete er zunächst kaum. Bei der Hitze komme so was schon mal vor, dachte er sich. Doch drei Tage vor dem Rückflug nach Deutschland wachte er morgens auf und stellte fest, dass sein Fuß richtig dick geschwollen war. Er entschied, dies ärztlich begutachten zu lassen. Sein Sprachlehrer nannte ihm ein kleines Krankenhaus in Malaga, wo er schließlich vorstellig wurde.

„Bis zum Abend haben mich die Ärzte untersucht“, erzählt Teufel. Dann stand fest: Er musste ins Universitätsklinikum in Malaga verlegt werden. „Dort kam ich um 22 Uhr an und am nächsten Morgen wurde ich operiert“, so Teufel. Die Diagnose: eine schwere Entzündung im rechten Fuß und eine Blutvergiftung (Sepsis). Die Operation, bei der ihm der mittlere Zeh und ein Teil des Mittelfußknochens amputiert wurden, war lebensrettend.

Doch dabei blieb es nicht, es folgten weitere Eingriffe, bei denen die Wunde stets geöffnet und desinfiziert wurde. „In der zweiten Woche kam der Chirurg zu mir und meinte, dass sie nicht geglaubt hätten, den Fuß retten zu können“, erzählt der Musiker. Um die offene Wunde zu schließen, sollte nun Haut von einer anderen Stelle des Körpers transplantiert werden. Ein kompliziertes Unterfangen, weshalb auch weiterhin die Fußamputation drohte. Teufel wollte nur noch zurück nach Deutschland.

Weitergeholfen hat ihm eine Auslandsreisekrankenversicherung, die schließlich den Rückflug organisierte. Nach vier Wochen Aufenthalt in der südspanischen Klinik holte ihn ein deutscher Arzt ab, Teufel wurde liegend in ein Linienflugzeug verfrachtet und es ging zurück in die Heimat. An einem Samstagabend kam er im Ludwigsburger Klinikum an, wo die Ärzte feststellten, dass er sich zu allem Unglück auch noch einen multiresistenten Keim eingefangen hatte.

Er wurde ins RKH-Krankenhaus Bietigheim-Vaihingen verlegt, wo er von dortigen Spezialisten für Hauttransplantation operiert wurde und wegen des Keims sechs Wochen lang isoliert lag. Während die Ärzte in Spanien sagten, er dürfe sich nicht bewegen, bekam er jetzt Physiotherapie. „Ich habe meine ganze Muskelkraft verloren und war völlig geschwächt“, berichtet er. Mit Lesen, Fernsehen sowie Telefonaten überstand er die sechswöchige Isolation. Wer ihn besuchen wollte, durfte das nur in kompletter Schutzkleidung. Im Spätherbst wurde Peter Teufel in seine Wohnung in Hoheneck entlassen. Anfangs war er auf Rollstuhl und Rollator angewiesen, ein ambulanter Pflegedienst kam regelmäßig zum Verbandswechsel, ein Physiotherapeut machte mit ihm Übungen und Freunde vom Musikverein Oßweil/Stadtkapelle Ludwigsburg erledigten für ihn Einkäufe. Er kam langsam wieder zu Kräften, und als der Krankenhauskeim weg war, besuchte er vor Weihnachten 2019 die Jahresfeier des Musikvereins. Er hatte es fast geschafft. Zusätzliche Motivation war für ihn auch die Erstellung des von ihm seit Jahren betreuten Kulturrätsels in der LKZ.

Der Tuba-Spieler war aber noch nicht ganz am Ziel. Eine im Januar beantragte Reha scheitert an einem Virus, das Anfang 2020 zu grassieren begann und schließlich eine Pandemie auslöste. Wegen Corona konnte er seine Reha erst in den Sommerferien 2020 antreten. Im Februar 2020 bekam er immerhin einen orthopädischen Schuh angefertigt, der seinen Fuß so weit stabilisierte, dass er wieder sicher gehen konnte.

Er fuhr regelmäßig mit dem Linienbus von Hoheneck zum Üben ins Musikerheim nach Oßweil. Es musste wieder klappen mit dem Tubaspielen und der Luft. Mit eisernem Willen hat er auch das geschafft und konnte somit wieder seine Lehrtätigkeit an der Musikschule in Bietigheim-Bissingen aufnehmen. Die Reha und auch die Nachsorge bei der Ortema in Markgröningen taten ihm gut, Ende 2020 war er wieder im Leben angekommen.

Peter Teufel schaut nach vorn und nicht zurück. „Keine Pläne in die Zukunft verschieben, sondern jetzt leben“, lautet sein Motto. Und er hat sich einiges vorgenommen. Etwa der Besuch der Museumsinsel und des Humboldt Forums in Berlin, Schlemmen bei Alain Ducasse in der zweiten Etage des Pariser Eiffelturms und ein historisches Instrument lernen: Ophikleide heißt es und es klingt leichter sowie eleganter wie die Tuba. Außerdem wünscht er sich, wieder seine Bahnen im Ludwigsburger Stadionbad schwimmen zu können. Einen Rat hat er noch: einen Insektenstich ernst nehmen und bloß nicht zu spät zum Arzt gehen.