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Musikförderung
Kehrt jetzt wieder Frieden ein?

Beim Tag der offenen Tür in der Ludwigsburger Jugendmusikschule dürfen auch Instrumente ausprobiert werden. Bild: dpa
Beim Tag der offenen Tür in der Ludwigsburger Jugendmusikschule dürfen auch Instrumente ausprobiert werden. Bild: dpa
Monatelang lagen die Musikvereine und die Jugendmusikschule im Clinch miteinander. Der Vorwurf: Die Schule nehme den Vereinen den Nachwuchs weg. Nach mehreren Gesprächen wird jetzt Zuversicht verbreitet. In Zukunft will man enger zusammenarbeiten.

Die letzte Klage ist erst wenige Monate alt: Bei der Herbstversammlung der Musikvereine ging es wieder um das Problem, dass die Jugendmusikschule (JMS) und die Vereine um den Nachwuchs konkurrieren. Die Vereine sehen sich dabei zunehmend auf verlorenem Posten.

Denn vor allem bei den Elementar- und Einstiegsangeboten für Grundschüler und Kindergartenkinder legt die JMS immer weiter zu. Ausschlaggebend dafür sind die sogenannten Ludwigsburger Musikimpulse. Gut 1500 Kinder in den Kindertagesstätten und Grundschulen erreicht die JMS damit pro Jahr. Über die Hälfte der Kindergärten und fast alle Grundschulen machen mittlerweile mit.

Auch einige Stadträte hatten im vergangenen Jahr ihre Bedenken geäußert. Ihr Wunsch war eine engere Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Musikschule.

Inzwischen haben mehrere Gespräche zwischen dem Stadtverband der Musikvereine und der JMS, die im Wesentlichen von der Stadt getragen wird, stattgefunden. Auch OB Werner Spec hat sich in diese Gespräche eingeschaltet. Deren Ergebnis wird als ein Erfolg gewertet. Laut den Beteiligten gab es eine Einigung darüber, dass man künftig miteinander kooperieren will, sagt Rudolf Artinger, einer der drei Vorsitzenden des Stadtverbands. In einer gemeinsam verfassten Pressemitteilung dazu heißt es: „Die musikalische Förderung in unserer Gesellschaft in künstlerischer wie auch sozialer Hinsicht ist eine gemeinschaftliche Aufgabe.“ Ein konkretes Ergebnis gibt es nicht, es soll aber eine gemeinsame Konzeption erstellt werden. Deren Ziel sind mögliche Kooperationen.

„Zwischen dem Stadtverband und der Musikschule hat die Zusammenarbeit in der Vergangenheit nicht so funktioniert, wie ich das in einer kulturaffinen Stadt erwarte“, sagt Artinger. Obwohl es auch früher schon Kooperationen gab, sei man sich nicht auf Augenhöhe begegnet. Letzten Sommer sei der Konflikt dann offen zutage getreten.

Vor allem bei der Ausbildung von Nachwuchsmusikern sei die JMS klar im Vorteil. Denn sie habe schon früh Kontakt zu den Kindern, sagt Artinger. Ein eigenes Engagement an Kindergärten oder Grundschulen könnten die Musikvereine, die auf ehrenamtliches Engagement angewiesen sind, kaum stemmen. „Da müssen wir uns keine Illusionen machen.“

Bei den Bläserklassen ist für Artinger eine engere Zusammenarbeit vorstellbar. „Dafür müssen wir aber Wege finden, wie wir uns ergänzen können.“ Auch bei der Ausbildung junger Musiker wünscht sich Artinger eine Zusammenarbeit. Er könnte sich sogar eine Kooperation vorstellen, bei der die Jugendmusikschule einen Teil des Vereinsnachwuchses ausbildet. Vorbild hierfür ist Bietigheim (Infobox).

Alle Ideen müssen natürlich noch mit den Vereinen besprochen werden, sagt der Vorsitzende des Stadtverbands. Bis konkrete Schritte erfolgen, werden wohl noch zwei oder drei Jahre vergehen, schätzt er. „Wir wollen uns auf jeden Fall nicht mehr gegenseitig kannibalisieren.“

Zumindest einige Kooperationen stehen aber schon in naher Zukunft an. „Ludwigsburg klingt“, bei dem alle Musikvereine, Chöre und die Musikschule gemeinsam in der Stadt auftreten, soll spätestens 2020 stattfinden. Für 2019 wurde kein Termin gefunden. Auch auf dem Marktplatzfest ist ein gemeinsamer Auftritt geplant. Beim Jubiläum der JMS dieses Jahr möchte man sich ebenfalls näher kommen. Darüber hinaus hat sich auch die Pädagogische Hochschule eingeschaltet. In einer studentischen Abschlussarbeit soll ein Blick von außen auf das Zusammenwirken von Vereinen und JMS geworfen werden. Rudolf Artinger sagt: „Wir haben doch alle das gleiche Ziel – Musik.“

Christiane Schützer, die Leiterin der JMS, wertet die Gespräche als Erfolg. „Es besteht ein klarer Konsens über die Förderung des musikalischen Nachwuchses und der musikalischen Bildung in Ludwigsburg als gemeinsame Aufgabe und Zielsetzung.“ Sie betont vor allem die Konzeption, die jetzt erstellt werden soll. Damit soll geklärt werden, wie eine künftige Zusammenarbeit aussehen könnte und gefördert werden kann.

Auch Schützer kann sich vorstellen, bei der Nachwuchsförderung mit den Musikvereinen zusammen zu arbeiten. „Wie sich eine solche Zusammenarbeit in Zukunft in Ludwigsburg verwirklichen lässt, hängt davon ab, welche konkreten Voraussetzungen strukturell und finanziell entwickelt werden.“