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Corona
Keine Preise für Gärten und Balkone

Wer in diesem Jahr Blumen gepflanzt hat, wird nicht geehrt: Die Blumenschmuckwettbewerbe fallen aus. Foto: Stefan Körber/stock.adobe.com
Wer in diesem Jahr Blumen gepflanzt hat, wird nicht geehrt: Die Blumenschmuckwettbewerbe fallen aus. Foto: Stefan Körber/stock.adobe.com
Weder Bewertungsrundgang, noch Abschlussfeier. In diesem Jahr haben keine Blumenschmuckwettbewerbe stattgefunden. Manche Vereine haben trotzdem die Blumen im Stadtteil bewertet, andere verzichteten ganz auf den Wettbewerb. Auch, weil der Zuschuss der Stadtverwaltung den Corona-Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen ist.

Ludwigsburg. In diesem Jahr waren wohl manche Gärten und Balkone so schön, bunt und blumenreich wie noch nie. Die Kontaktbeschränkungen wegen der Coronapandemie sorgten dafür, dass viele Menschen mehr Zeit hatten und sich deshalb dem Garten widmeten. Doch bewertet wurde der Blumenschmuck in vielen Teilen der Stadt in diesem Jahr nicht. Auch die Abschlussfeiern können nicht stattfinden. Und das, obwohl sie normalerweise im Herbst eine beliebte Veranstaltung im Kalender der Ludwigsburger Obst- und Gartenbauvereine (OGV) sind. Dass diese Ehrungsnachmittage in diesem Jahr nicht stattfinden, dazu haben sich die Vereine der Stadt bereits vor dem Verkünden der strengeren Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie entschieden. Nicht zuletzt auch, weil die Stadtverwaltung den Zuschuss zum Wettbewerb in diesem Jahr gestrichen hat. Die Stadtverwaltung bedauere das sehr, heißt es in einer Pressemeldung. „Wir möchten den Obst- und Gartenbauvereinen sowie den Bürgervereinen dennoch unseren Dank und unsere Wertschätzung für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement aussprechen“, wird Bürgermeister Michael Ilk in dieser zitiert.

Es sei allen klar gewesen, dass der Blumenschmuckwettbewerb zu den Einsparmaßnahmen gehört, sagt Ekkehard Grabner vom Wein-, Obst- und Gartenbauverein Hoheneck. Jedoch sei man zuerst nur von einer Kürzung des Zuschusses ausgegangen, ergänzt Albert Scholpp vom OGV Poppenweiler. Positiv zu erwähnen sei jedoch, dass die Vereine schon früh in die Entscheidung einbezogen wurden. Verständnis haben sie für die Streichung des Zuschusses – weil in diesem Jahr eben alles anders ist. „Es gibt momentan wichtigere Vereine“, sagt Georg Gnann vom OGV Pflugfelden. Er denke da zum Beispiel an solche, die in der Jugendarbeit tätig sind. Diese hätten einen Zuschuss dringender nötig. „Bevor an Kindergärten gespart wird, ist das voll in Ordnung“, sagt Mariette Kienzle vom OGV Ludwigsburg. Dass es jetzt Wichtigeres gibt, findet auch Bernd Gschwind vom OGV Oßweil.

In einem Jahr, in dem manche Menschen so viel Zeit mit Gärtnern verbracht haben wie noch nie, ist es schade, wenn der Blumenschmuck nicht honoriert wird. Deshalb haben manche Vereine trotzdem ihr Bewertungsteam durch den Stadtteil geschickt. Der OGV Ludwigsburg bewertete intern nur die Mitglieder. Den Sonderpreisträgern wurden Pflanzen vorbei gebracht, die restlichen bekamen einen Brief mit einem Gutschein „für ein Pflänzle“, so Mariette Kienzle. Das hat der OGV aus der eigenen Tasche bezahlt. „Es war eine große Summe, aber das waren wir unseren Mitgliedern schuldig.“

Auch in Hoheneck wollte das Team nicht komplett auf den Blumenschmuckwettbewerb verzichten. „Hoheneck ohne Blumenschmuckwettbewerb geht gar nicht“, so Ekkehard Grabner. Zwar gab es nur einen Bewertungsrundgang statt normalerweise zwei, aber Sieger wurden dennoch ausgewählt. Die Plätze eins bis drei wurden vom WOG benachrichtigt, Preise gab es dafür jedoch nicht. „Das wäre für den Verein zu teuer geworden“, so Grabner. Die Sonderpreise wurden an der Haustür übergeben. Auch bevor die Ludwigsburger Vereine gemeinsam entschieden, die Abschlussfeiern in diesem Jahr abzusagen, habe man in Hoheneck darauf verzichtet, einen solchen Nachmittag zu planen. „Das Risiko, dass wegen Corona zu wenig Gäste kommen, war einfach zu groß“, so Grabner.

Nachdem es zu Beginn der Coronapandemie einen Ansturm auf die Gartengeschäfte gegeben hatte, habe man gehofft, dass Hoheneck mit mehr Blumen geschmückt werde als sonst, sagt Grabner. Doch das Gegenteil sei der Fall gewesen. Wie auch schon in den Jahren zuvor, würden immer weniger Balkone und Fenster geschmückt werden. Auch bei den Vorgärten sei dieser Trend zu beobachten, jedoch langsamer. Es liege wohl daran, dass viele ältere Bürger nicht mehr dazu in der Lage sind und bei den Jüngeren das Interesse nach Blumenschmuck nachlässt, vermutet Grabner.

Ähnliches beobachtet auch Mariette Kienzle. Groß bepflanzt werde heute kaum mehr ein Balkon oder Garten. „Man sieht eher kleine Sachen“, sagt sie. Ein Grund seien wohl der Preis der Pflanzen, aber auch, dass viele Menschen keine Zeit mehr zum Gärtnern haben. In Oßweil nimmt in den vergangenen Jahren vor allem die Bepflanzung von Balkonen ab. „Unsere Bewertungslisten haben immer mehr leere, verwaiste Zeilen“, so Bernd Gschwind.

In Poppenweiler waren die Gärten in diesem Jahr laut Albert Scholpp zwar mehr gepflegt als in der Vergangenheit. Eine generelle Abnahme von Bepflanzung beobachtet aber auch er. Er glaubt, dass unter anderem die Diskussion um insektenfreundliche Bepflanzung einen Teil zum Rückgang beiträgt. „Um es nicht falsch zu machen, lässt es der eine oder andere dann lieber sein“, vermutet Scholpp.

Der OGV Poppenweiler befürworte nicht den pflegeleichten Schottergarten. Dass es ein Verbot solcher bei der Neuanlage gibt, sei gut. „Wir sollten aber nicht ein komplettes Verbot im jeweiligen Garten anstreben, war doch über Jahrzehnte Schotter ein Gestaltungselement von Schaugärten bei den Gartenschauen“, sagt er. Man sollte nicht mit dem Finger auf Schottergartenbesitzer zeigen, findet Scholpp. Stattdessen könne man aufzeigen, wie pflegeleichte und insektenfreundliche Ziergärten mithilfe von passenden Stauden entstehen.

In Pflugfelden sehe er bisher noch keinen Rückgang beim Blumenschmuck, so Georg Gnann. Es würden auch Jüngere nachkommen, die ihre Gärten und Balkone verpflanzen. Außerdem falle derzeit auf, dass mehr Gärten naturbelassen bleiben. „Das ist sehr erfreulich“, sagt Georg Gnann.