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Winterfreuden
Kufenspaß auf spiegelglattem Eis

Im Winter ist auf dem Eis der Ludwigsburger Kunsteisbahn einiges los. Ob es dort diesen Winter wieder so aussehen wird, ist noch offen. Archivfoto: Ramona Theiss
Im Winter ist auf dem Eis der Ludwigsburger Kunsteisbahn einiges los. Ob es dort diesen Winter wieder so aussehen wird, ist noch offen. Foto: Ramona Theiss
Anne Schäfer springt überall ein, wo gerade jemand gebraucht wird. Auch bei der Ausleihe.
Anne Schäfer springt überall ein, wo gerade jemand gebraucht wird. Auch bei der Ausleihe.
Die Schuhe sind aus Leder.
Die Schuhe sind aus Leder.
Heiß aufs Eis, das sind in den Winterferien besonders viele Menschen. Vor allem Familien mit Kindern und Jugendliche drehen auf der spiegelglatten Fläche der Kunsteisbahn an der Fuchshofstraße ihre Runden – oder versuchen es zumindest.

Ludwigsburg. Ein Temperaturunterschied zwischen draußen und drinnen ist bei dem winterlichen Wetter, das gerade herrscht, nicht zu spüren. Anders sieht es dagegen bei milden Temperaturen aus: Dann sorgen die zwei Grad in der Halle erst einmal für ein leichtes Frösteln.

Zu den vielen, dick angezogenen Besuchern am Samstagvormittag gehört Familie Bruognolo aus Kornwestheim. Um eine echte Premiere handelt es sich für ihre beiden Töchter Emilie (5) und Camille (7), die sich das erste Mal aufs Eis begeben. Vorsichtshalber haben Kathrin und Maurice Bruognolo nicht nur Schlittschuhe für ihre Kinder und sich, sondern auch einen Eispinguin ausgeliehen. An diesem Gefährt können sich die Kinder gut festhalten. „Es ist schon lange her, dass mein Mann und ich aufs Eis gegangen sind“, erzählt Mutter Kathrin, während Robert Hoyer auf dem Zamboni auf der rund 1800 Quadratmeter großen Eisfläche seinen Runden dreht. Zamboni heißt das Gerät, mit dem die Eisfläche aufbereitet wird. Später steht Hoyer in den Räumen des Schlittschuhverleihs und schleift die Kufen des Schuhwerks.

Andreas Schurig ist als hauptamtlicher Eismeister während der Saison von Oktober bis März im Einsatz: Er ist für den technischen Bereich der Kunsteisbahn zuständig und sorgt dafür, dass die Schlittschuhläufer immer eine spiegelglatte Eisfläche unter ihren Kufen haben. „Eine dünne Eisschicht wird abgehobelt und warmes Wasser aufgespritzt, das gefriert“, erklärt er diesen Vorgang, der alle eineinhalb Stunden durchgeführt wird. Die Fläche bleibt während dieser Zeit gesperrt. „Ich kann mich auf dem Eis halten, mehr nicht“, verrät der Eismeister, der früher dem Heeresmusikkorps angehörte und jetzt in der Band „Safir“ spielt.

„Wir sind ein tolles Team“, sagt Wolfgang Schäfer. Seit seiner Pensionierung vor acht Jahren leitet er gemeinsam mit Ehefrau Anne die Eishalle. Für sie ist das nüchterne Gebäude so etwas wie eine zweite Heimat, arbeitet sie doch seit 40 Jahren dort. Eröffnet worden ist die Kunsteisbahn der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim im Jahr 1977. Mit ihrer Fläche von rund 1800 Quadratmetern ist sie eine der größeren Kunsteisbahnen bundesweit. Knapp 30 Mitarbeiter sind während der Saison im Einsatz und wechseln sich an der Kasse, beim Schlittschuhverleih, der Aufbereitung der Eisfläche und in Cafeteria ab. Von frühmorgens bis abends – die Freitagsdisco endet erst gegen 22 Uhr – sind sie im Einsatz. Auch wenn am Montag Ruhetag ist, kann die Eisbahn an diesem Tag für besondere Events gemietet werden: So nutzen Firmen die Gelegenheit, die Mitarbeiter zum Eisstockschießen einzuladen.

Eismeister Andreas Schurig und seine Kollegen achten auf die gute Qualität der Eisfläche, Anne Schäfer auf die gute Qualität von Speisen und Getränken – von Muffins über Pizza und Pommes bis zu Hamburgern und Schnitzeln – in der gemütlich eingerichteten Cafeteria. Die Bewegung auf dem Eis macht schließlich hungrig.

Rund 800 Paar Schlittschuhe stehen zum Verleih bereit – von Größe 24 bis Größe 50. „Wir haben ausschließlich Schuhe aus Leder und zum Schnüren“, betont Anne Schäfer. Nach jeder Ausleihe wird das Schuhwerk desinfiziert, die Kufen regelmäßig geschliffen. Nach jeder Saison werden rund 100 Paar Schuhe ausgewechselt.

„In den Weihnachtsferien ist besonders viel los“, erzählt Wolfgang Schäfer. Am Freitag seien rund 1500 Besucher zu Gast gewesen: Die Eisdisco in den Abendstunden mit angesagter Musik hat viele Jugendliche angezogen. Die älteren Semester fühlen sich dagegen eher bei der Oldieparty wohl, die am ersten Samstag im Monat stattfindet. Es kommt sogar vor, dass Stammgäste ihre Lieblingsmusik mitbringen: Und dann ertönt in der nicht so stark frequentierten Zeit auch schon mal Walzermusik.

Apropos Extrawünsche: Anne Schäfer erinnert sich noch gut daran, dass ein Besucher die Halle gemietet hat, um seiner Angebeteten bei einem Candle Light Dinner auf dem Eis einen Heiratsantrag zu machen. In ein Winterwunderland verwandelte sich die eher nüchtern wirkende Eishalle als diese für ein Firmenevent angemietet und stimmungsvoll dekoriert wurde. Das ist rund 20 Jahre her. „Damals entstand auch die Idee für die Disco“, so Anne Schäfer.

Eislaufen liegt im Trend: Gut besucht sind die Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene, die Christina Calmbacher jetzt in den Ferien an mehreren Vormittagen anbietet. Die 31-jährige Eiskunstläuferin, die sich schwerpunktmäßig dem Synchroneiskunstlauf widmet, hat bei Deutschen Meisterschaften teilgenommen. Auch bei den Weltmeisterschaften in Prag, Zagreb und Colorado Springs war sie dabei. Während ihre Mutter auf Töchterchen Sofia aufpasst, bringt sie an diesem Tag mit Unterstützung von Ehemann Lars Kindern und Jugendliche bei, sich sicher auf dem Eis zu bewegen. „Sie sollen sich bewegen, aber auch bremsen und nach einem Sturz wieder aufstehen können“, beschreibt sie das Ziel des Anfängerkursus. Die Fortgeschrittene sollen nach den vier Unterrichtseinheiten Kurven fahren und rückwärts fahren können. „Das Bremsen ist das Wichtigste“, so die Expertin.

„Wir haben ausschließlich Schuhe aus Leder zum Schnüren.“

Anne Schäfer
Leitungsteam Eishalle