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Evangelische Kirche
Michael Werner : Der neue Dekan will sich einmischen

Michael Werner ist seit September 2021 Dekan der evangelischen Kirche in Ludwigsburg. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Michael Werner ist seit September 2021 Dekan der evangelischen Kirche in Ludwigsburg. Foto: Holm Wolschendorf
Schaut Michael Werner aus dem Fenster, überblickt er den ganzen Marktplatz. Er beobachtet gerne das bunte Treiben. Denn so ist sein Credo: „Kirche muss nahe bei den Menschen sein und das will ich auch“, betont der neue Dekan von Ludwigsburg. Am Sonntag, 19. September, wird um 15 Uhr in der Stadtkirche Investitur gefeiert.

Das Eckbüro im ersten Stock vom Markt 8 übernahm er zum 1. September von seinem Vorgänger Winfried Speck. Ihm bescheinigt Michael Werner, dass er den Wechsel gut vorbereitet habe. Er selbst wolle sich erst einmal sammeln und orientieren, sich den Mitarbeitern und den Gremien vorstellen. Die vorgefundenen Strukturen wolle er beibehalten.

„Diakonie und Kirche, Kirche und Diakonie sind untrennbar verbunden“, erklärt Werner. Diese Symbiose wolle er weiter stärken und in der Öffentlichkeit noch wahrnehmbarer machen. Als Institutionen in der Stadt und ihren Quartieren. Außerdem liegen ihm Veränderungen in Richtung gelebter Inklusion am Herzen, die Stärkung der Ökumene. Er vertritt außerdem die Überzeugung, dass Veränderungsprozesse besser gelingen, wenn möglichst viele Menschen mitgenommen und beteiligt werden. „Es ist eine gemeinsame Gestaltungsaufgabe aller.“ Da gebe es in der Landeskirche ebenfalls noch einiges zu tun. Um der Kirchenverdrossenheit entgegenzuwirken, müsse man sich einmischen, das Gemeinwesen mitgestalten und den Mut haben, neue Wege zu gehen.

Der 59-Jährige stammt aus einem Pfarrhaus, geboren in Neckarsulm, wo er zusammen mit seiner Schwester aufwuchs und bis in die neunte Klasse zur Schule ging. Das Abitur machte er nach einem Umzug in Weinsberg. Es folgte der Zivildienst in einer betreuten Wohngruppe der evangelischen Stiftung Lichtenstern.

Nicht weil er in die Fußstapfen des Vaters treten wollte, sondern aus Interesse an der Theologie startete sein Studium in Bethel. Weitere Stationen waren: Tübingen, Heidelberg und das französische Montpellier. „Mich trieb die Frage nach dem Menschen und seiner Würde im Horizont der Gottesbeziehung um“, erklärt er. Und er wurde Repetent für die hebräische Sprache, das ist eine Art Mentor für Studierende.

Sein Vikariat absolvierte in Bad Cannstatt. Anschließend war er unständiger Pfarrer und Dienstaushilfe für den dortigen Dekan in Blaubeuren. Im Sommer 1995 wechselte er nach Tübingen ans Stift, wieder als Repetent dieses Mal in die Studienbegleitung. Die erste Pfarrstelle trat Werner 1998 in Heilbronn an. Er übernahm die frisch fusionierte Kirchengemeinde Wartberg-Au, mit all den damit verbundenen Herausforderungen. 14 Jahre lang blieb der Vater dreier mittlerweile erwachsener Kinder dort. In der Zeit war er auch der Stellvertreter des Dekans für den Kirchenbezirk Heilbronn, saß im Verwaltungsrat der diakonischen Jugendhilfe der Region und hatte ein Mandat in der Landessynode.

Wieder suchte Werner neue Herausforderungen und fand sie im Sonnenhof bei Schwäbisch Hall. Das ist eine große Einrichtung der Eingliederungs- und Behindertenhilfe mit 1600 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die teils stationär wohnen oder ambulant betreut werden. Familien werden offene Hilfen geboten. Angegliedert ist dort eines der größten Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) Baden-Württembergs. Als theologisch-pädagogischer Vorstand managte Werner eine Einrichtung mit 1000 Mitarbeitern.

In der Freizeit radelt Werner mit seinem Rennrad und wandert gerne. Er kocht querbeet. Außerdem ist er leidenschaftlicher Chorsänger. Früher kickte er im offensiven Mittelfeld auf dem Fußballplatz. Heute ist er nur noch Fan.

Und wieder schweift sein Blick von der Stadtkirche über den Eberhard-Ludwig-Brunnen rüber zur katholischen Dreieinigkeitskirche. Die Sonne scheint, es ist Wochenmarkt, die Straßencafés sind gut besucht. „Näher am Menschen geht kaum“, freut sich Werner auf seine neuen Aufgaben, macht eine kurze Pause und setzt sich unter die Leute.