Ludwigsburg. Viel Improvisationskunst ist zuletzt gefragt gewesen, wenn Roland Haug sich mit dem Kreisjugendorchester Ludwigsburg (KJO) auf das anstehende Konzert im Forum vorbereitete – allerdings nicht im engeren musikalischen Sinne. Stattdessen hat der Besigheimer Dirigent mit vielen Ausfällen in seinem idealerweise rund 70-köpfigen Orchester zu kämpfen, und das quer durch die Instrumentengruppen, vor allem – natürlich – coronabedingt. Waren es vor der Pandemie vereinzelte Abmeldungen aus privaten Gründen, mit denen man gut planen konnte, brechen ihm die Blasinstrumente nun oft kurzfristig weg. „Mit allen Musikerinnen und Musikern zusammen geprobt habe ich das Programm noch nie“, sagt er mit Blick auf die traditionsreiche Musical-Gala, die an diesem Wochenende im Theatersaal zweimal über die Bühne geht.
Das KJO lernt durch Corona, flexibler zu werden
An den insgesamt sieben Probenwochenenden des KJO hat es laut Haug aber nie gelegen – gehäufte Infektionen im Klangkörper sind bislang nicht vorgekommen. Und das trotz der Tatsache, dass Blasinstrumente bekanntlich besonders aerosolfreudig sind. „Wir sind sehr vorsichtig“, betont Haug. Soweit möglich wird bei den Proben auf Abstand geachtet, in den Pausen wird Maske getragen, regelmäßige Tests gehören ebenfalls zum Standardprozedere. Doch der musikalische Leiter lässt sich von den schwierigen Umständen nicht allzu sehr die Stimmung trüben, viel zu groß ist die Freude darüber, nach zwei Jahren Pandemie so langsam wieder in einen normalen Rhythmus zu kommen. Haug passt den Probenplan nun an die tagesaktuelle Besetzung an, so dass immer alle Stimmen vertreten sind. Das habe am Ende sogar noch etwas Positives – denn dadurch lerne das KJO, noch flexibler zu sein und stärker aufeinander zu reagieren, so Haug: „Der Klang ändert sich natürlich, wenn ich nur zwei statt fünf Trompeten habe.“ Das müsse entsprechend ausgeglichen werden. „Egal, welche Besetzung wir haben, es muss immer gleich klingen.“
Zweieinhalb Stunden, 21 Titel
Freuen darf sich das Publikum im Forum auf einen zweieinhalbstündigen Ritt quer durch das Musical-Repertoire, 21 Titel stehen auf dem Programm, drei namhafte Gesangssolisten werden dabei sein. Während Sänger Kevin Tarte schon langjähriger Stammgast ist und Uli Scherbel bereits im vergangenen November beim zur Musical-Gala umgewidmeten Jahreskonzert dabei war, ist Maya Hakvoort neu an Bord. Der Kontakt zur Niederländerin, die in Österreich lebt, kam über Tarte zustande, eine Zusammenarbeit war schon länger geplant. „Die Ausstrahlung, diese Stimme, sie ist eine der ganz Großen im Geschäft“, schwärmt Haug, „Wir freuen uns riesig.“ Zu hören sein wird sie unter anderem in ihrer Paraderolle als Elisabeth („Ich gehör’ nur mir“).
Mix aus älteren und neueren Musical-Hits
Ansonsten hat der Dirigent wieder eine schillernde Mischung aus älteren Musical-Hits wie „Tonight“ (aus „West Side Story“) und neueren wie „Let it go“ (aus „Frozen“) zusammengestellt. Aus dem Programm vom Herbst 2021 ist nur das Orchesterstück „Shirim – Eine Klezmer Rhapsody“ geblieben, alle anderen Stücke sind innerhalb weniger Monate neu hinzugekommen. „Das war ganz schön sportlich“, sagt Haug und lacht.
Junge Musiker geben immer ihr Bestes
Um das Ergebnis zu hören, haben sich bereits wieder besonders treue KJO-Fans aus England, der Schweiz und Belgien angekündigt. Roland Haug hofft natürlich auf ein möglichst volles Forum, weiß aber auch um die Zurückhaltung beim Publikum nach den zwei Coronajahren. „Wir freuen uns über jeden, der kommt, ob es nun 600 oder 1000 sind“, betont er daher. „Wir werden in jedem Fall wie immer unser Bestes geben.“
Info: Die Musical-Gala findet am Samstag, 2. April, um 20 Uhr und Sonntag, 3. April, um 17 Uhr im Forum statt. Weitere Infos und Karten gibt es über das Forum: Telefon (0 71 41) 9 10 39 18 und online unter www.forum.ludwigsburg.de.