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Neuer Regio-Verleih: Panne bei den Pedelecs

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Wegen Verspätung beim neuen Radverleih bleiben Pedelecs in bahnhofsnahen Verleihstationen wie in Ludwigsburg länger als geplant im Einsatz. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Ohnehin schon verspätet sollte zunächst im März 2018 der neue regionale Radverleih starten, er wurde kürzlich nochmal auf 1. Mai verschoben – und jetzt muss der künftige Betreiber Call-a-Bike bekennen, dass ein Teil der Fahrradflotte auch dann noch nicht bereitstehen wird: Die vorgesehenen 313 Pedelecs kommen wohl frühestens im September. Betroffen sind auch Ludwigsburg und weitere Kommunen im Landkreis.

Ludwigsburg. Der neue Radverleih RegioRadStuttgart mit zunächst rund 1000 Fahrrädern in Stuttgart und weiteren 22 Kommunen in der Region steht weiterhin unter keinem guten Stern. Im Sommer 2016 war die Suche nach einem Betreiber im ersten Anlauf gänzlich gescheitert. Damals gab es keine einzige Bewerbung, weil offenbar die betriebswirtschaftlichen und finanziellen Grundannahmen in der Ausschreibung unrealistisch waren.

Ein zweiter Anlauf mit höheren öffentlichen Zuschüssen brachte zwar im Sommer dieses Jahres ein Ergebnis, aber auch dies erst nach einer Zitterpartie, weil ein unterlegener Bewerber beim Verwaltungsgericht eine Beschwerde eingereicht hatte.

Und jetzt folgt eine Panne beim Gewinner der Ausschreibung, der Bahn-Tochter Call-a-Bike: Die in der Ausschreibung geforderten 313 Pedelecs stehen nicht rechtzeitig bereit. Das wiederum könnte nochmals den gesamten Regio-Radverleih ins Stocken bringen. Denn die Leipziger Nextbike GmbH als jener unterlegene Bewerber, der Beschwerde eingereicht hatte, sieht sich jetzt in seinen Einwänden gegen die Vergabe an Call-a-Bike bestätigt – und prüft eigenen Angaben zufolge, ob er vor Gericht zieht, um das Blatt doch noch zu wenden. Bei der Beschwerde gegen die Vergabe des Regio-Radverleihs an Call-a-Bike war es nach Informationen unsere Zeitung darum gegangen, dass Nextbike hinterfragte, wie Call-a-Bike das hinbekommen wollte: Einerseits gab das Unternehmen die Zusage, die in der Ausschreibung geforderte, anspruchsvolle Infrastruktur für Elektrofahrräder mitsamt Ladevorrichtung und Diebstahlsicherung zu liefern, es bot aber andererseits den Betrieb des Radverleihs günstiger an als der Wettbewerber.

Immerhin geht es bei den Pedelecs nicht um Routine, sondern um ein Projekt, das bundesweit als Pilotvorhaben gilt. Denn erstmals wird ein regional vernetzter Radverleih nicht nur mit normalen Fahrrädern ausgestattet, sondern auch mit Elektrofahrrädern. Und das Unternehmen, das in diesem Bereich inzwischen über die größte Erfahrung verfügt, dürfte Nextbike sein. In Partnerschaft mit dem Regionalverband Stuttgart und mit Kommunen hat das Unternehmen in den vergangenen vier Jahren ein System aus 13 bahnhofsnahen Verleihstationen mit Pedelecs aufgebaut und über die Jahre technisch verbessert.

Die Verzögerung beim Einsatz von Pedelecs im neuen RegioRadStuttgart nährt jetzt offenbar die Befürchtungen, Call-a-Bike könnte womöglich mit dem Pilotprojekt und der geforderten technischen Infrastruktur überfordert sein. Das weist die Bahn-Tochter zurück. Sie bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung zwar die Verzögerung: „Zum Start des Fahrradverleihsystems RegioRadStuttgart werden die neu entwickelten Pedelecs leider noch nicht zur Verfügung stehen.“

Als Grund für die Verspätung benennt ein Bahn-Sprecher jedoch allein die verzögerte Herstellung der Zweiräder. Dies sei darauf zurückzuführen, dass sich im Sommer dieses Jahres das Vergabeverfahren für RegioRadStuttgart wegen des Einspruchs eines Konkurrenten in die Länge gezogen habe und man so lange mit dem Auftrag an einen Fahrradhersteller warten musste. „So haben sich die Lieferzeiten für die Pedelecs zwischen Angebot und Vertragsabschluss – auch durch die dynamische Marktentwicklung – deutlich verlängert.“ Das Versprechen von Call-a-Bike: „Die neuen Pedelecs werden ab dem 30. September 2018 in vollem Umfang zur Verfügung stehen.“

Auf jeden Fall ist jetzt von der Region geplant, die bestehenden bahnhofsnahen Pedelecstationen zunächst doch noch mit Nextbike in Betrieb zu lassen und sie noch nicht an Call-a-Bike zu übergeben.

Für die Überbrückung vom geplanten Betriebsstart bei RegioRadStuttgart am 1. Mai bis zum 30. September will Call-a-Bike als Ersatz für die eigenen Pedelecs zusätzliche reguläre Fahrräder aufstellen: „In den teilnehmenden Kommunen werden wir die Zahl der Fahrräder für diesen Übergang signifikant erhöhen.“

Normale Räder statt Pedelecs: Wie die Kommunen dieses Angebot aufnehmen, ist noch unklar. Denn zum einen wurden für die Verleihstationen des neuen RegiRadStuttgart ganz gezielt auch solche Standorte ausgewählt, die sich wegen Steigungsstrecken besonders für Pedelecs anbieten. Und zum anderen könnte die Notlösung die Bahn dazu verleiten, aus dem Provisorium eine Dauerlösung zu machen, jedenfalls den Druck nehmen, tatsächlich zu dem versprochenen Termin im September 2018 mit den neuen Pedelecs und einer funktionsfähigen Infrastruktur an den Start zu gehen.