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Gastgewerbe
Neues Hotel mit Postfiliale? Ludwigsburger Hotelier muss manche Hürden nehmen

Das ehemalige Sparkassengebäude aus den 1960er-Jahren soll weichen. Dort will Christian Köhle einen Hotelanbau errichten, in den auch eine Postfiliale einziehen soll. Foto: Holm Wolschendorf
Das ehemalige Sparkassengebäude aus den 1960er-Jahren soll weichen. Dort will Christian Köhle einen Hotelanbau errichten, in den auch eine Postfiliale einziehen soll. Foto: Holm Wolschendorf
Familie Köhle hat große Pläne: Die Inhaber des Hotels und Restaurant „Goldener Pflug“ im Ludwigsburger Stadtteil Pflugfelden planen einen Erweiterungsbau. So sollen zusätzliche Gästezimmer und ein Wellnessbereich für die Hotelgäste entstehen. Eine Postfiliale, eine Praxis für Physiotherapie und ein Friseur sollen ins Untergeschoss einziehen. Doch die Umsetzung dauert nicht nur länger als geplant, sondern wird jetzt auch deutlich teurer.

Ludwigsburg. „Das Urlaubsverhalten hat sich durch die Corona-Pandemie verändert“, hat Christian Köhle festgestellt. Viele Menschen machen kürzere Urlaube und erkunden bei Rundreisen lieber Deutschland, anstatt ins Ausland zu fahren. Dieser Entwicklung will er Rechnung tragen und den Hotelbetrieb somit zukunftsfähig aufstellen.

Das ist aber schwieriger als gedacht. Zunächst zog sich die Bauanfrage in die Länge. Verschiedene Gutachten seien nötig gewesen, bis diese endlich positiv beschieden wurde, so Köhle. Das hat Zeit und Nerven gekostet. „Über die Bauanfrage ist positiv entschieden worden, im Februar haben wir den Bauantrag eingereicht“, so Christian Köhle, der bei der Realisierung dieses Projekts auf die bewährte Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Kling in Ludwigsburg setzt. „Damit haben wir schon unser Gasthaus Rössle gebaut“, so der Unternehmer.

Bund streicht die Fördergelder

Jetzt kommen auch noch Mehrkosten hinzu. Denn obwohl der Anbau einem hohen energetischen Standard entspricht, erhält die Familie Köhle keine staatlichen Fördermittel, die bereits einkalkuliert waren. Die Bundesregierung hat zwischenzeitlich ihre Richtlinien geändert. Die Bundesförderung für effizientes Bauen ist auf Wohngebäude reduziert worden, und selbst für diese sind die Effizienzstufen angepasst worden.

Dass für gewerbliche Gebäude, wie Hotels, die Fördermittel gestrichen worden sind, kann Köhle nicht nachvollziehen. „Worin besteht unter Gesichtspunkten des Umweltschutzes ein Unterschied zwischen einem Hotel und einem Wohngebäude?“, übt er Kritik. In einem Hotelbetrieb könne man genauso gut Ressourcen schonen wie in einem Wohngebäude, verweist er auf das Energiekonzept, das für das Bestandsgebäude und den Neubau erarbeitet worden ist. Das beinhaltet eine neue Heizzentrale, bei der der Energie durch Photovoltaik, Geothermie und ein kleines Blockheizkraftwerk erzeugt wird.

Hohe ökologische Standards

Auch was die Dämmung des Neubaus und die Materialien angeht, gelten bei dem geplanten Anbau hohe ökologische Standards. Auf den Mehrkosten, die der Hotelier mit einem Betrag im „höheren sechsstelligen Bereich“ beziffert, wird er nun sitzen bleiben. Hinzu kommen steigende Kosten für Baumaterialien.

„Ich fühle mich im Stich gelassen von einer Bundesregierung, die sich Ökologie auf die Fahnen geschrieben hat“, ist er enttäuscht. „Für uns hat sich die Frage gestellt, ob wir weiter abwarten oder das Projekt durchziehen sollen“, sagt er. Letztendlich hat sich die Familie dafür entschieden, es trotz der neuen Widerstände umzusetzen, zumal die Planungen bereits weit gediehen sind. So ist der Erwerb der erforderlichen Grundstücke und Gebäude abgeschlossen. Es gibt übrigens ein weiteres Handicap: Auf dem Grundstück befindet sich eine Trafostation, die viele Haushalte in Pflugfelden mit Strom versorgt. Kabel müssen deshalb neu verlegt werden. Das ist aufwendig und teuer.

So viele Unwägbarkeiten und Hindernisse es auch geben mag: Christian Köhle will an dem Vorhaben festhalten. In der zweiten Maiwoche werden das Sparkassengebäude und das kleine Wohnhaus im Hof abgerissen. Mit dem Neubau soll während der Sommerferien begonnen werden. Im Herbst des Jahres 2023 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und der Erweiterungsbau mit Postfiliale, Frisiersalon und Physiotherapie eingeweiht werden.